New York – Die Furcht vor weiter steigenden Leitzinsen hat die US-Börsen am Dienstag stark belastet. Als Bürde erwies sich, dass die Rendite zehnjähriger US-Anleihen nach robusten Daten vom Arbeitsmarkt auf den höchsten Stand seit 16 Jahren geklettert war. Ein starker Arbeitsmarkt könnte die Notenbank Fed dazu veranlassen, noch stärker gegen die hohe Inflation vorzugehen – mit entsprechend negativen Konsequenzen für die Wirtschaft und damit den Aktienmarkt.
Der Dow Jones Industrial verlor 1,29 Prozent auf 33 002,38 Punkte und bewegte sich damit auf dem Niveau von Anfang Juni. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 1,37 Prozent auf 4229,45 Zähler nach unten. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 sank um 1,83 Prozent auf 14 565,62 Punkte. Er hatte sich zu Wochenbeginn noch gegen das trübe Umfeld gestemmt und zugelegt.
Das Mitglied der US-Notenbank Fed, Loretta Mester, sieht bereits die Notwendigkeit einer weiteren Zinserhöhung bis zum Jahresende im Kampf gegen die hohe Inflation. «Ich fürchte, dass wir den Leitzins in diesem Jahr noch einmal anheben müssen», sagte die Präsidentin der regionalen Notenbank von Cleveland. Danach sollte das Zinsniveau für einige Zeit auf dem erhöhten Niveau gehalten werden, um die Teuerung wieder zurück auf das von der Notenbank anvisierte Ziel von zwei Prozent zu drücken.
Die Entscheidung sei aber datenabhängig, bekräftigte Mester. Zuletzt waren US-Konjunkturdaten unerwartet stark ausgefallen, was für die Notwendigkeit einer weiteren Zinserhöhung spricht. In das Bild passte die Meldung vom Dienstag, dass es im August überraschend viele offene Stellen in den USA gab. Daraufhin machten die Renditen noch einmal einen Sprung nach oben. Hohe Zinsen aber lassen Aktien im Vergleich zu neu ausgegebenen, verzinslichen Anlagen in einem dunkleren Licht erscheinen.
Die schwächsten Dow-Werte waren die Aktien des Softwareherstellers Microsoft, der Baumarktkette Home Depot, des Kreditkartenanbieters American Express und der Bank Goldman Sachs mit einem Minus von bis zu 3,9 Prozent. Sie litten damit besonders unter der Aussicht auf eine konjunkturelle Abkühlung im Zuge weiter steigender Zinsen. Denn dadurch werden Kredite sowie Investitionen verteuert, was das Wirtschaftswachstum dämpft.
Unter den grössten Verlierern im S&P 500 sackten die Papiere von McCormick um 8,5 Prozent ab. Der Gewürzhersteller hatte mit frischen Umsatz- und Gewinnzahlen die Markterwartungen verfehlt.
Am Aktienmarkt stand ansonsten die Pharmasparte im Fokus. Der Konzern Eli Lilly will Point Biopharma übernehmen. Den Point-Aktionären werde ein Kaufgebot von 12,50 Dollar je Aktie in bar unterbreitet, hiess es. Die Transaktion, die von den Verwaltungsräten beider Unternehmen genehmigt wurde, soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Die Aktien von Point schnellten um fast 85 Prozent auf 12,36 Dollar in die Höhe, während die Lilly-Papiere um 2,4 Prozent fielen.
Der Euro war zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand des laufenden Jahres gerutscht und notierte zuletzt bei 1,0470 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0469 (Vortag: 1,0530) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9552 (0,9496) Euro.
Am US-Rentenmarkt fiel der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) zuletzt um 0,66 Prozent auf 106,62 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Papiere stieg auf 4,8 Prozent. (awp/mc/ps)