New York – Die Sorgen um Verhandlungsfortschritte kurz vor dem Euro-Schuldengipfel haben die US-Börsen am Donnerstag ihre Auftaktgewinne gekostet. Lediglich der Dow Jones Industrial behauptete ein moderates Plus von 0,28 Prozent auf 11.739,43 Punkte. Härter traf es die anderen Indizes: Der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,20 Prozent auf 1.226,57 Punkte. An der Technologiebörse Nasdaq büsste der Composite-Index deutliche 1,12 Prozent auf 2.608,76 Punkte ein, und der Auswahlindex Nasdaq 100 sank um 1,54 Prozent auf 2.299,98 Punkte.
Zum Börsenstart hatten noch Hoffnungen auf eine baldige Lösung der Euro-Schuldenkrise gestützt, da Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einer breiten Bundestags-Mehrheit über die Stärkung des Rettungsfonds EFSF verhandeln kann. Zudem waren die Aufträge für langlebige Güter in den USA im September nicht so stark wie erwartet gesunken. Kreise-Meldungen, denen zufolge die Verhandlungen zwischen der EU und den Banken über deren Beitrag festgefahren seien, machten die gute Stimmung aber schnell wieder zunichte. Zudem wurden die jüngsten US-Unternehmenszahlen zumeist negativ aufgenommen.
Bei Boeing als rühmlicher Ausnahme sorgten ein weit über den Erwartungen liegender Quartalsgewinn und ein höherer Gewinnausblick für ein Kursplus von 3,66 Prozent auf 66,05 US-Dollar. Damit besetzten die Aktien des Flugzeugbauers den ersten Platz im Dow. Der Ölkonzern ConocoPhillips hatte zwar angesichts von Anteilsverkäufen und Produktionsausfällen in Libyen einen Gewinnrückgang verzeichnet. Bereinigt um Sondereffekte wie diese Verkäufe oder steuerliche Veränderungenhatte das Unternehmen indes die Markterwartungen übertroffen, worauf die Aktien mit einem knappen Minus von 0,04 Prozent auf 70,65 Dollar reagierten.
Dagegen schockte der Ausblick von Amazon auf das Weihnachtsquartal die Aktionäre, so dass die Titel um 11,51 Prozent auf 201,00 Dollar absackten. Der weltgrösste Online-Händler pumpt seit einiger Zeit massiv Geld in den Ausbau seines Geschäfts, scheint in seinem Wachstumsdrang aber die Kosten aus den Augen zu verlieren. Ausgerechnet im so wichtigen Schlussquartal könnte schlimmstenfalls ein Verlust von operativ bis zu 200 Millionen Dollar entstehen, hatte der Konzern gewarnt. Die Aktien von Nasdaq OMX verloren ungeachtet des vierten Rekordquartals in Folge 2,66 Prozent auf 23,80 Dollar. Wegen des regen Handels an den Marktplätzen des Börsenbetreibers, der vor der Übernahme durch den Konkurrenten Deutsche Börse steht, waren die Umsätze um 18 Prozent nach oben geschnellt.
Der Autobauer Ford hatte derweil unter gestiegenen Materialpreisen gelitten, weshalb der Gewinn trotz des gestiegenen Absatzes zurückgegangen war. Die Aktien reagierten mit einem Minus von 5,79 Prozent auf 11,71 Dollar. Die Titel von Sprint Nextel gaben ungeachtet eines Kundenzuwachses um 10,00 Prozent auf 2,43 Dollar nach. Hier belasteten der 16. Quartalsverlust in Folge und die Ankündigung der Telefongesellschaft, bis zu sieben Milliarden Dollar für neue Mobiltelefone und eine Erneuerung des Netzes zu benötigen.
Die Aktien von First Solar erholten sich indes mit plus 12,57 Prozent auf 48,71 Dollar etwas von dem Einbruch, der sie am Vortag ein Viertel ihres Werts gekostet hatte. Dass das Solarunternehmen nach der Entmachtung seines Konzernchefs zum zweiten Mal in diesem Jahr die Prognose senkte, konnte die Anleger nicht mehr schocken. (awp/mc/pg)