New York – Hoffnungsschimmer auf die Vermeidung eines Super-GAU in Japan haben den wichtigsten US-Indizes einen freundlichen Wochenstart beschwert. Der Dow Jones Industrial sprang am Montag wieder über die in der Vorwoche gerissene Marke von 12.000 Punkten zurück und gewann in der ersten Handelsstunde 1,61 Prozent auf 12.049,88 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index legte um 1,47 Prozent auf 1.298,04 Punkte zu. Der Nasdaq Composite Index zog um 1,89 Prozent auf 2.693,54 Punkte an und der Auswahlindex Nasdaq 100 verbesserte sich um 2,09 Prozent auf 2.267,53 Punkten.
Über das Wochenende hatte sich die Lage im havarierten Kernkraftwerk Fukushima etwas entspannt. Bei zwischenzeitlich aufgestiegenem weissen Qualm über dem Block 2 handelt es sich wahrscheinlich um Dampf und nicht um Rauch. Das wichtigste Thema auf Unternehmensseite ist die Milliardenübernahme im Telekomsektor: Für rund 39 Milliarden US-Dollar oder rund 28 Milliarden Euro will der US-Konzern AT&T die US-Mobilfunksparte der Deutschen Telekom kaufen. Wie bereits im europäischen Handel beflügelte dies den ganzen Sektor.
AT&T-Papiere stiegen um 1,93 Prozent auf 28,48 Dollar, dagegen sackten Aktien von Sprint Nextel um 12,48 Prozent auf 4,42 Dollar ab. Die Übernahmen von T-Mobile USA durch AT&T verändere die Struktur in der Telekommunikationsindustrie in den USA dramatisch, erklärte der Konkurrent. Anfang März noch hatte es Medienberichte gegeben, die Telekom-Tochter könne sich mit Sprint zusammenschliessen. Mit dem Verkauf von T-Mobile USA trennt sich die Telekom von einem Viertel ihres Geschäfts. Der einstige Ertragsgarant geriet gegen die Konkurrenz ins Hintertreffen. Im Leitindex waren neben AT&T auch Verizon Communications mit plus 2,43 Prozent auf 36,71 Dollar besonders gefragt.
Papiere der Citigroup gaben um 0,67 Prozent auf 4,47 Dollar nach. Die US-Bank kündigte an, ihre Aktien im Verhältnis 1:10 zusammenlegen zu wollen. Auf diese Weise solle die Zahl der ausstehenden Aktien von 29 auf 2,9 Milliarden gesenkt werden. Darüber hinaus plane die Bank ab dem zweiten Quartal 2011 wieder eine Dividendenzahlung je Quartal. Sie solle bei 0,01 Dollar je Anteilsschein liegen. Die Aktienzusammenlegung werde nach Handelsschluss am 6. Mai.
Neben der Entwicklung in Japan, standen auch die jüngsten Ereignisse in Libyen unter genauer Beobachtung. Truppen des libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi haben trotz angeblicher Waffenruhe Stellungen der Rebellen in der Stadt Al-Sintan angegriffen. Das berichtet der Sender Al-Arabija unter Berufung auf Augenzeugen. Die Aktionen französischer Kampfflugzeuge zur Durchsetzung der Flugverbotszone gingen nach Angaben des Militärsprechers in Paris weiter. London schloss einen direkten Angriff auf Gaddafi selbst nicht aus.
Die Luftangriffe der Alliierten trieben den Ölpreis erneut nach oben und mit ihm die Kurse von ExxonMobil und Chevron Corp. Erstere kletterten um 2,62 Prozent, letztere um 1,89 Prozent.
Zuversicht versprühte auch Finanzguru Warren Buffett. Die verheerende Naturkatastrophe in Japan gehöre zu den ausserordentlichen Ereignissen, die eine Kaufgelegenheit für japanische Aktien kreierten. Es werde zwar eine Weile brauchen, alles wieder aufzubauen, es ändere aber nichts an der wirtschaftlichen Zukunft des Landes, sagte Buffett. «Wenn ich japanische Aktien hätte, würde ich sie sicher nicht verkaufen». (awp/mc/upd/ps)
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