New York – Enttäuschende Zahlen aus der Technologiebranche haben am Donnerstag für Verluste an den US-Börsen gesorgt. Hinzu komme eine sinkende Risikobereitschaft unter Anlegern sowie Sorgen um eine Abkühlung der wirtschaftlichen Entwicklung in China, was sich in sinkenden Rohstoffpreisen und einem zuletzt erholten US-Dollar äussere, sagten Händler. Der Schwächeanfall der Rohstoffe habe am Vortag nach dem Ölbericht des Energieministeriums eingesetzt und setze sich nun fort.
Auf die Stimmung drücke zudem, dass der weltgrösste Netzwerkausrüster Cisco Systems einen schwachen Ausblick gegeben habe. Auch hätten die Umsätze der US-Einzelhändler im April etwas schwächer zugelegt als erwartet.
Der Dow Jones Industrial sank um 0,58 Prozent auf 12.556,36 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index fiel um 0,59 Prozent auf 1.334,16 Punkte. An der Technologiebörse Nasdaq gab der Composite Index um 0,64 Prozent auf 2.826,92 Punkte nach. Für den Nasdaq 100 ging es um 0,56 Prozent auf 2.379,77 Punkte abwärts.
Cisco, dessen Geschäftsentwicklung als Barometer für die IT-Branche gilt, hat seine Kosten immer noch nicht in den Griff bekommen. Zwar hatten die Zahlen zum dritten Geschäftsquartal die Erwartungen des Marktes übertroffen, dafür hatte der Ausblick für grosse Ernüchterung gesorgt. Die Investoren seien zunehmend skeptisch, was die längerfristige Strategie für eine Wiederbelebung des Wachstums angehe, befand etwa Analyst Emil Heppel von der Landesbank Berlin. Cisco befinde sich in einer Übergangsphase und biete daher vorläufig wenig Kurschancen. Die Papiere rutschten um 4,98 Prozent auf 16,90 Dollar ab.
Google bläst indes mit seinem Betriebssystem Chrome OS zum Grossangriff auf Microsoft und bringt Notebooks mit seinem Web-Betriebssystem auch in Deutschland auf den Markt. «Windows ist kein schlechtes System», sagte Google-Mitbegründer Sergey Brin auf der Entwicklerkonferenz I/O in San Francisco. «Aber die Komplexität des Managements des Systems foltert die Anwender. Es ist ein fehlerhaftes Modell. Chromebooks stellen das neue Modell dar.» In Folge dessen ging es sowohl für Google– als auch für Microsoft-Papiere in etwa mit dem Gesamtmarkt nach unten. Erstere verloren 0,56 Prozent auf 532,56 Dollar, letztere 0,55 Prozent auf 25,22 Dollar.
Auch der Versicherer American International Group (AIG) bleibt im Blick. Die USA ziehen sich langsam aus dem staatlich gestützten Konzern zurück und die Regierung will einen kleinen Teil ihrer Aktien auf den Markt werfen. Der Kurs der wenigen derzeit frei gehandelten Anteilsscheine ist allerdings so niedrig, dass dem Steuerzahler im schlimmsten Falle ein Verlust droht. Börsianern zufolge dürfte sich der Staat in diesem Falle aber wohl doch von seinem Verkaufsvorhaben zurückziehen. AIG-Anteilsscheine lagen nach einem Handelsstart im Plus zuletzt mit 0,39 Prozent im Minus bei 30,53 Dollar.
Zu den Verlierern zählten angesichts sinkender Rohstoffpreise auch Öl- und Minentitel. So verloren etwa ExxonMobil 1,39 Prozent auf 79,99 Dollar, die Papiere des Aluminiumkonzerns Alcoa verbilligten sich noch vergleichsweise wenig um 0,41 Prozent auf 16,95 Dollar. (awp/mc/ps)