Washington – In den USA hat sich der Rückgang des Preisdrucks im August fortgesetzt. Die Verbraucherpreise stiegen zum Vorjahresmonat um 2,5 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Die Inflationsrate ist die niedrigste seit Februar 2021. Im Vormonat hatte die Rate noch deutlich höher bei 2,9 Prozent gelegen. Volkswirte hatten den Rückgang im Schnitt erwartet.
Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Preise um 0,2 Prozent. Dies war von Volkswirten ebenfalls prognostiziert worden.
Die Kerninflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel verharrte im August wie erwartet bei 3,2 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Kernverbraucherpreise um 0,3 Prozent. Hier war lediglich ein Zuwachs von 0,2 Prozent prognostiziert worden. Die Kernrate wird von der US-Notenbank Fed besonders beachtet. Sie gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate.
«Der Blick auf die US-Inflationsrate ist nur vermeintlich erbaulich», kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. «Zwar fällt die US-Inflationsrate deutlich und liegt damit auch nicht mehr weit von den Fed-Zielen entfernt, doch unter Herausrechnung der volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise ergibt sich ein anderes Bild.» Die Kerninflationsrate falle immer noch verhältnismässig hoch aus.
Die US-Notenbank Fed strebt auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Die Fed steuert auf eine Lockerung ihrer Geldpolitik zu. An den Finanzmärkten gilt eine Zinssenkung am Mittwoch in einer Woche als ausgemacht. Das Ausmass des Zinsschritts bleibt jedoch offen.
Die Daten dürften nach Einschätzung von Dirk Chlench, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg, die geldpolitischen Entscheidungen der Fed nicht erleichtern. Schliesslich sei der Grund für den Anstieg der Verbraucherpreise im Monatsvergleich der deutliche Anstieg der Wohnkosten. «Es macht die Aufgabe für die US-Notenbank nicht einfacher, dass die Inflation nicht verschwunden ist, aber hauptsächlich von einer Preisgruppe getragen wird», schreibt Chlench. «Es kommt erschwerend hinzu, dass gerade der Auftrieb der Preise für das Wohnen durch Leitzinssenkungen besonders stimuliert wird.» Man gehe aber weiterhin von einer Zinssenkung aus. Diese dürfte allerdings bei 0,25 Prozentpunkten liegen und nicht bei 0,50 Prozentpunkten, erwartet Chlench.
Der US-Dollar legte nach Veröffentlichung der Preisdaten zu. Der Eurokurs sank im Gegenzug auf ein Tagestief von 1,1004 US-Dollar. Die Renditen von US-Staatsanleihen legten etwas zu. Der deutsche Aktienmarkt reagierte nur kurzzeitig mit Kursverlusten. (awp/mc/pg)