New York – Die Euphorie am Markt nach dem Euro-Gipfel hat am Donnerstag auch die Wall Street beflügelt. Börsianer verwiesen zudem darauf, dass die US-Wirtschaft ihr Wachstumstempo im dritten Quartal wie erwartet erhöht hat. Schwache Daten vom Arbeits- und Immobilienmarkt fielen dem gegenüber kaum ins Gewicht.
Der Dow Jones Industrial schaffte zwischenzeitlich ein Plus von dreieinhalb Prozent und ging letztlich 2,86 Prozent höher bei 12.208,55 Punkten aus dem Handel. Beim breit gefassten S&P-500-Index , der um noch deutlichere 3,43 Prozent auf 1.284,59 Punkte zulegte, sprachen Experten von der bisher stärksten Monatsrally seit 1974. An der Technologiebörse Nasdaq ging es für den Composite-Index um 3,32 Prozent auf 2.738,63 Punkte hoch. Der Auswahlindex Nasdaq 100 stieg um 2,79 Prozent auf 2.399,83 Punkte. Sämtliche Indizes haben damit ihre Jahresverluste in der seit Tagen laufenden, kaum unterbrochenen Erholungsbewegung mehr als wettgemacht. Träger der aktuell starken Entwicklung waren vor allem die Banken- und Rohstoffwerte.
Europa hatte ein umfassendes Paket gegen die Schulden- und Bankenkrise und zur Rettung Griechenlands auf den Weg gebracht und damit zunächst einmal positive Reaktionen von Börsianern und Experten geerntet. Bei dem Gipfel hatten sich die EU-Staatschefs auf die Modalitäten für eine Aufstockung des Rettungsfonds EFSF und einen 50-prozentigen Schuldenschnitt für Griechenland geeinigt. Zudem waren für die führenden europäischen Banken neue Kapitalregeln festgelegt worden.
Mit dem Rückenwind steigender Kurse im europäischen Bankensektor gehörten auch die US-Branchenwerte zu den grössten Gewinnern. Die Titel der Bank of America sprangen an der Dow-Spitze um 9,56 Prozent auf 7,22 US-Dollar hoch und JPMorgan verteuerten sich um 8,31 Prozent auf 37,02 Dollar. Auch die Aktien weiterer Institute wie Morgan Stanley , Goldman Sachs und Citigroup legten deutlich zu.
Aufwind verlieh die Entscheidung der EU auch den Metallpreisen: Die Titel des Aluminiumkonzerns Alcoa kletterten deshalb um 9,46 Prozent auf 11,34 Dollar und damit an die Dow-Spitze. Dagegen legten die Titel des Kreditkartenanbieters Visa trotz eines Gewinnanstiegs im vierten Geschäftsquartal nur um vergleichsweise moderate 2,59 Prozent auf 94,40 Dollar zu.
Die Berichtssaison setzte sich mit einer wahren Flut weiterer Quartalszahlen fort. Aus dem Leitindex Dow Jones hatte ExxonMobil im dritten Quartal beim Umsatz die Erwartungen übertroffen, was die Aktien indes nur um 1,00 Prozent auf 81,88 Dollar steigen liess. Der weltgrösste Ölriesen hatte erneut vom hohen Ölpreis profitiert und einen Quartalsgewinn von mehr als 10 Milliarden Dollar erzielt. Beim Gewinn je Aktie war dem Konzern eine Punktlandung gegenüber den Marktschätzungen gelungen.
Ein kräftiges Plus von 8,22 Prozent auf 29,10 Dollar gab es indes für die Titel von Dow Chemical . Der Chemiekonzern war auch im dritten Quartal auf Wachstumskurs geblieben und hatte dabei nach eigenen Angaben vor allem von seiner Präsenz in Wachstumsregionen profitiert. Preiserhöhungen hätten die gestiegenen Rohstoffkosten mehr als wettgemacht. Die Aktien des Pharmakonzerns Bristol-Myers Squibb entwickelten sich nach einem Umsatz- und Gewinnanstieg mit plus 1,48 Prozent auf 32,99 Dollar vergleichsweise bescheiden.
Die Papiere von Procter & Gamble (P&G) blieben mit einem knappen Plus von 0,48 Prozent auf 65,26 Dollar ebenfalls deutlich hinter der freundlichen Marktentwicklung zurück. Höhere Kosten hatten am Gewinn des Konsumgüterkonzerns geknabbert. Die Titel des Konkurrenten Colgate-Palmolive , der insbesondere in Südamerika hatte zulegen können, stiegen dennoch nur um unterdurchschnittliche 0,87 Prozent auf 91,33 Dollar. Beim Zigarettenhersteller Altria quittierte die Aktie einen Umsatzrückgang mit moderaten Kursgewinnen von 1,36 Prozent auf 27,66 Dollar.
Im Luftfahrtsektor verteuerten sich die Titel von US Airways nach Zahlen um 3,00 Prozent auf 5,83 Dollar. Während der Überschuss der Fluggesellschaft wegen gestiegener Treibstoffkosten zurückgegangen war, hatte der Umsatz zugelegt. Dagegen ging es für die Papiere des Konkurrenten United Continental Airlines , dessen Gewinn ebenfalls unter den Spritpreisen gelitten und hinter den Analystenerwartungen zurückgeblieben war, um 1,13 Prozent auf 20,11 Dollar nach unten. (awp/mc/pg)