US-Schluss: Dow Jones mit Plus von 0,65 %
New York – Der US-Aktienmarkt hat sich am Montag nach anfänglichen festen Gewinnen und Spekulationen über eine möglichen Herabstufung der Kreditwürdigkeit europäischer Staaten durch Standard & Poor’s (S&P) in der Gewinnzone halten können. Eingangs hatten die New Yorker Börsen an die starke Vorwoche angeknüpft, reagierten dann jedoch negativ auf die Nachrichten zur Eurozone von S&P. Die US-Ratingagentur will den Ausblick für die Mitglieder der Eurozone auf «negativ» setzen.
Der Dow Jones Industrial gab seine Gewinne daraufhin teils wieder ab und schloss mit 0,65 Prozent bei 12.097,83 Punkten im Plus. Der marktbreite S&P 500 legte etwas stärker um 1,03 Prozent auf 1.257,08 Punkte zu. An der Nasdaq-Börse gewann der Composite Index 1,10 Prozent auf 2.655,76 Punkte, der Nasdaq 100 stieg um 1,08 Prozent auf 2.326,95 Punkte. Nach Handelsschluss teilte die Agentur dann offiziell mit, den Ausblick der Euro-Länder auf «negativ» gesenkt zu haben.
Der Handel war zuversichtlich in den Montag gestartet. Das Spar- und Reformpaket des neuen italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti vom Sonntag hatte die Anleihemärkte in Europa beruhigt. Der gemeinsame Vorstoss Frankreichs und Deutschlands zu einer EU-Vertragsänderung hatte allgemein für Hoffnung gesorgt, dass auf dem EU-Gipfel Ende der Woche handfeste Beschlüsse präsentiert werden könnten. Frankreich und Deutschland wüssten um die Schwere der Probleme, kommentierte ein Börsianer. Die nächsten Schritte seien, das Ausgabenverhalten der Problemländer strukturell anzugehen.
Die Spekulationen, dass S&P alle Eurostaaten auf den Prüfstand stelle, sorgten am späten Abend dann für neue Sorgen und liessen die Kursgewinne an den Aktienmärkten wieder etwas abbröckeln. Denn nun droht auch den sechs bisher mit der Bestnote «AAA» versehenen Ländern Deutschland, Frankreich, Niederlande, Österreich, Finnland und Luxemburg der Verlust ihrer Bestnote. Dies sei ein Weckruf für die europäischen Staaten und Banken, hiess es am Markt.
Anfangs liessen sich die Anleger auch von einer schlechter als erwarteten Stimmung der Einkaufsmanager im Dienstleistungssektor nicht beeindrucken. Der ISM-Index war von 52,9 Punkten im Vormonat auf 52,0 Zähler gesunken, während Volkswirte mit einem Anstieg gerechnet hatten.
Die US-Finanzwerte konnten ihre Kursgewinne auch nach den Spekulationen um die S&P-Herabstufungen halten. Branchenprimus waren die Anteile der Citigroup , die um nahezu sechs Prozent nach oben sprangen. Aus dem Dow Jones legten die Titel der Bank of America und JPMorgan um zweieinhalb bis dreieinhalb Prozent zu. Bei anderen Finanzwerten gab es ebenfalls positive Nachrichten. Der grösste US-Lebensversicherer Metlife erwartet 2012 mehr Gewinn als von Analysten erwartet. Anleger konnten sich über Kursaufschläge von mehr als dreieinhalb Prozent freuen.
Chevron profitieren von einem Anstieg der Ölpreise und legten um etwas mehr als ein Prozent zu. Händler verwiesen auf Preisanstiege am Ölmarkt auch wegen der Spannungen zwischen dem Westen und dem Opec-Mitglied Iran. Der US-Raffineriebetreiber Tesoro konnte hingegen mit einem positiven Ausblick überzeugen, die Aktien kletterten um 1,35 Prozent.
Auch eine Übernahme stand im Fokus der Anleger. Der deutsche Softwareriese SAP will das US-Unternehmen SuccessFactors übernehmen und gibt sich dabei grosszügig: Das Angebot von 40 US-Dollar je Aktie bedeutet einen Aufschlag von gut 52 Prozent auf den Schlusskurs von Freitag. Anleger packten die Gelegenheit beim Schopfe: Die Anteilsscheine von SuccessFactorsx stiegen um 52 Prozent auf beinahe 40 Dollar. Sogleich sprang die Übernahmefantasie auf andere Werte über: Die Aktien von Taleo sprangen um 19,84 Prozent nach oben. Am Markt hiess es, das Unternehmen sei der offensichtlichste Übernahmekandidat für Oracle .
Microsoft , Hewlett-Packard und Intel konnten ebenfalls überdurchschnittlich zulegen. Für die Technologietitel ging es um nach anderthalb bis zwei Prozent oben. (awp/mc/pg)