US-Schluss: Dow wieder im Minus
New York – Die wieder zunehmenden Spannungen zwischen den zwei weltgrössten Volkswirtschaften USA und China haben die Wall Street am Donnerstag in die Verlustzone gedrückt. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial büsste 0,41 Prozent auf 24 474,12 Punkte ein, nachdem er im frühen Handel noch an seine deutlichen Vortagesgewinne angeknüpft und das Niveau von Ende April erreicht hatte.
Der marktbreite S&P 500 fiel um 0,78 Prozent auf 2948,51 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 stand 1,13 Prozent tiefer bei 9377,99 Punkten.
US-Präsident Donald Trump hatte dem chinesischen Premierminister Xi Jinping vorgeworfen, dass dieser persönlich hinter Attacken von Desinformation und Propaganda in den USA und Europa stehe. Trumps Angriff richtet sich gegen Chinas Verhalten, mit sauberer Weste aus der Corona-Krise zu kommen, samt entsprechenden Aussagen zur Pandemie.
Marktanalyst Craig Erlam vom Währungshändler Oanda Europe sprach von einer «dramatischen Zuspitzung» der Spannungen. «Das macht die Investoren nervös», sagte er.
Unter den Einzelwerten zogen im Dow Raytheon Technologies und Boeing nach Kommentaren des Analysehauses RBC das Interesse auf sich. Er sei sich der Unsicherheiten hinsichtlich des Zeitpunktes, wann die 737-Max wieder in Betrieb genommen werde und auch hinsichtlich des allgemeinen Zustandes der Luftfahrtbranche durchaus bewusst, schrieb der Experte Michael Eisen. Er hält jedoch die Sparte Verteidigung des Flugzeugbauers Boeing für unterbewertet. Die im Zuge der Corona-Krise stark unter Druck gekommenen Aktien von Boeing schnellten an der Dow-Spitze um gut vier Prozent nach oben.
RBC äusserte sich auch positiv zu den Papieren des Rüstungs- und Elektronikunternehmens Raytheon. Diese stiegen als zweitbester Dow-Wert um rund vier Prozent.
Demgegenüber fielen die Anteilscheine von Intel um fast zwei Prozent. Der Chip-Riese hatte den Branchenkollegen Rivet Networks übernommen, um sein WLAN-Portfolio zu stärken.
Als Nachzügler aus der Berichtssaison geriet Best Buy in den Fokus. Der Händler von Unterhaltungselektronik gab laut der Bank Goldman Sachs «wie erwartet schwache Quartalszahlen» bekannt. Sorge bereite allerdings der Lagerbestand. Die Anteilscheine verloren unter den schwächsten Werten im S&P 500 mehr als vier Prozent. An der Index-Spitze zogen die Papiere von L Brands trotz eines unerwartet hohen Verlustes im ersten Quartal um mehr als 18 Prozent an, weil der Handelskonzern an seinem Plan festhält, die Parfümeriekette Bath & Body Works abzuspalten.
Für die Papiere von Macy’s ging es um knapp sechs Prozent nach oben. Die Warenhauskette stellt sich zwar wegen der Corona-Krise auf einen Milliardenverlust ein. Allerdings wolle Macy’s bereits wieder viele Filialen öffnen, so dass die Anleger bei den Aktien beherzt zugegriffen hätten, sagten Börsianer.
Unter die schwächsten Werte im Nasdaq 100 mischten sich die Anteilscheine des Online-Händlers Amazon , die rund zwei Prozent einbüssten. Im Handelsverlauf jedoch hatten sie einmal mehr ein Rekordhoch erreicht und die Marke von 2500 US-Dollar deutlich hinter sich gelassen.
Der Euro litt etwas unter nicht so schwach wie erwartet ausgefallen Konjunkturdaten aus den USA und notierte zuletzt bei 1,0945 US-Dollar. Am US-Rentenmarkt legten zehnjährige Staatsanleihen um 2/32 Punkte auf 99 17/32 Punkte zu und rentierten mit 0,674 Prozent. (awp/mc/pg)