New York – Die Eskalation der Proteste gegen die ägyptische Regierung hat die US-Börsen am Freitag auf Talfahrt geschickt. Die Anleger sehen Marktteilnehmern zufolge durch die Massen-Demonstrationen und die gewalttätigen Auseinandersetzungen in Ägypten die politische Stabilität im gesamten Nahen Osten gefährdet.
Deshalb befürchteten sie einen Anstieg der Ölpreise, der das globale Wachstum abschwächen könnte. Zusätzlich auf die Stimmung drückten enttäuschende Quartalsberichte etwa von Microsoft, Ford und dem Onlinehändler Amazon.
Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel um 1,39 Prozent auf 11.823,70 Punkte, nachdem er am Tag zuvor noch so hoch wie seit Juni 2008 nicht mehr geschlossen hatte. Auf Wochensicht bedeutete dies ein Minus von 0,41 Prozent. Für den breiter gefassten S&P-500-Index ging es am Freitag um 1,79 Prozent auf 1.276,34 Punkte nach unten. An der Technologiebörse Nasdaq verlor der umfassende Composite Index sogar 2,48 Prozent auf 2.686,89 Punkte, der Auswahlindex Nasdaq 100 sank um 2,56 Prozent auf 2.270,51 Punkte.
Für zusätzliche Unruhe im frühen Handel hatten Probleme bei der Datenversorgung durch die Nasdaq gesorgt, wodurch die Indexstände erst knapp eine Stunde nach Handelsbeginn wieder regulär angezeigt wurden.
Die Aktien von Microsoft fielen am Dow-Ende um 3,71 Prozent auf 27,76 US-Dollar. Die Quartalszahlen des Softwarekonzerns waren bereits kurz vor US-Börsenschluss am Donnerstag versehentlich veröffentlicht worden und hatten die Papiere auf eine Berg- und Talfahrt geschickt. Microsoft hatte beim Gewinn auf der Stelle getreten. Am Markt nährte dies erneute Sorgen, dass die zunehmende Nachfrage nach mobilen Geräten das auf klassische PCs ausgerichtete Microsoft-Geschäft bedrohe. Videospiele und Bürosoftware hatten dem weltgrössten Softwarekonzern indes im zweiten Quartal zu Rekordverkäufen verholfen.
Wie ursprünglich geplant am Donnerstag nach Börsenschluss hatte der weltgrösste Onlinehändler Amazon über das wichtige Weihnachtsquartal berichtet und mit seinem Umsatz die Markterwartungen verfehlt. Amazon hatte im vierten Quartal 416 Millionen Dollar verdient und damit eher dürftige 8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz war um 36 Prozent auf 13 Milliarden Dollar gestiegen. Die Papiere rutschten am Freitag als zweitschwächster Wert im Nasdaq 100 um 7,22 Prozent auf 171,14 Dollar ab.
Für die Papiere von Chevron ging es im Dow um in etwa marktkonforme 1,46 Prozent nach unten auf 93,37 Dollar. Der Ölkonzern hatte zwar für das vierte Quartal einen überraschend hohen Gewinn ausgewiesen. Allerdings belasteten Gewinnmitnahmen den Kurs. Die Aktien waren in den letzten zwölf Monaten besser gelaufen als die Papiere des Wettbewerbers ExxonMobil.
Ausserhalb der grossen Indizes sackten die Ford-Aktien um 13,41 Prozent auf 16,27 Dollar ab. Der Autobauer hatte im vierten Quartal wegen des Abbaus von Schulden einen kräftigen Gewinneinbruch hinnehmen müssen. Den Einmaleffekt herausgerechnet hatte der operative Gewinn unter den Markterwartungen gelegen. Papiere von General Motors verloren im Sog dessen 5,35 Prozent auf 36,60 Dollar.
Die Titel von Monster Worldwide büssten gar circa ein Viertel an Wert ein und brachen um 25,43 Prozent auf 15,95 Dollar ein. Unter anderem wegen negativer Währungseffekte hatte der Quartalsumsatz des Jobportal-Betreibers die Marktprognosen verfehlt. Allerdings waren die Aktien seit der Veröffentlichung eines überraschend guten Quartalsgewinns im Oktober letzten Jahres auch um fast 50 Prozent in die Höhe geschnellt.
Der Mischkonzern Honeywell war indes mit seinen Zahlen im Rahmen der Erwartungen geblieben, hatte aber gleichzeitig seinen Gewinnausblick für das Jahr 2011 nach oben geschraubt und für 950 Millionen Dollar den Verkauf einer Geschäftssparte für Autozubehör bekannt gegeben. Die Papiere gaben am Ende nur um unterdurchschnittliche 1,07 Prozent auf 55,32 Dollar nach.