New York – Enttäuschende Konjunkturdaten haben die US-Börsen am Mittwoch auf Talfahrt geschickt. Zum einen war die Beschäftigung im Privatsektor im April schwächer als erwartet gestiegen, zum anderen hatte sich die Stimmung der Dienstleister überraschend und deutlich verschlechtert. Die Daten seien alles andere als berauschend gewesen, sagte ein Börsianer. Nun werde der Markt sehr genau auf den US-Arbeitsmarktbericht am Freitag blicken.
Der Dow Jones Industrial Average (DJIA) ging mit minus 0,66 Prozent bei 12.723,58 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P-500-Index büsste 0,69 Prozent auf 1.347,32 Punkte ein und verbuchte damit den dritten Handelstag in Folge Verluste. Da im Technologiesektor milliardenschwere Übernahmevorhaben etwas Auftrieb brachten, gestalteten sich die Abschläge an der Technologiebörse Nasdaq etwas geringer: Der Nasdaq Composite verlor 0,47 Prozent auf 2.828,23 Punkte, und der Auswahlindex Nasdaq 100 sank um 0,22 Prozent auf 2.387,51 Punkte.
Der Chipausrüster Applied Materials will seinen Konkurrenten Varian Semiconductor für 4,9 Milliarden US-Dollar in bar übernehmen. Das entspricht einem Aufschlag von 55 Prozent gegenüber dem Schlusskurs der Varian-Papiere vom Dienstag. Varian-Papiere schnellten daraufhin um mehr als 51 Prozent auf 61,36 Dollar nach oben, die Applied Materials-Anteilsscheine sanken um 1,05 Prozent auf 15,09 Dollar. Analysten bezeichneten das Vorhaben als strategisch sinnvoll, da Varian im Solarausrüsterbereich aktiv sei und damit gut zu Applied Material passe. Es wäre die zweite grosse Übernahme in der Branche binnen eines Monats. Vor etwa vier Wochen hatte sich Texas Instruments für 6,5 Milliarden Dollar National Semiconductor geschnappt und dabei sogar einen Aufschlag von 78 Prozent gezahlt.
Derweil will der Lebensmittelhersteller Conagra Foods den Kontrahenten Ralcorp Holdings für 4,9 Milliarden Dollar übernehmen. Doch der Umworbene wies das Angebot zunächst zurück. Conagra-Aktien gingen daraufhin mit plus 3,07 Prozent bei 25,51 Dollar aus dem Handel, Ralcorp kletterten um 4,87 Prozent auf 87,39 Dollar.
Für Wirbel sorgten die Aktien von Apple . Sie verloren kurzzeitig mehr als siebeneinhalb Prozent und sackten bis auf 321,87 Dollar ab. Dann erholten sie sich aber schnell wieder und lagen am Ende mit 0,49 Prozent im Plus bei 349,89 Dollar. Hintergrund war angeblich eine einzige Verkaufsorder, die hinterher wieder storniert worden sein soll. Das Ganze erinnerte an den sogenannten «Flash Crash» im vergangenen Mai. Damals hatte der Dow Jones binnen weniger Minuten 600 Punkte eingebüsst, weil ein Investmentfonds eine Transaktion von Terminkontrakten ungewöhnlich schnell abgewickelt hatte. Elektronische Verkaufsprogramme hatten diesen Händler-Fehler dann zu einer Lawine ausgeweitet.
An der Dow-Spitze zeigten sich Intel , die sich um 1,91 Prozent auf 23,48 Dollar verteuerten. Börsianer verwiesen darauf, dass der IT-Konzern eine neue Technik für Computerchips vorgestellt hatte. Damit können Schaltungen für die Steuerung digitaler Signale noch dichter zusammengepackt werden.
Die Aktien von Time Warner verloren nach Zahlen 3,29 Prozent auf 36,49 Dollar. Zwar hatte der Medienkonzern mit seinen Resultaten die Erwartungen übertroffen, allerdings war die erhoffte Anhebung des Gesamtjahresausblicks ausgeblieben. Kellogg hatten indes gestiegene Kosten im ersten Quartal das Leben schwer gemacht. Der Gewinn des Cornflakes-Produzenten fiel geringer aus als vom Markt erhofft. Die Titel verloren 1,18 Prozent auf 56,76 Dollar.
Die Rohstoffbörse IntercontinentalExchange (ICE) verbuchte Rekordumsätze und -gewinne. Doch die Zahlen rückten angesichts des Übernahmekampfes um die NYSE Euronext in den Hintergrund. ICE-Chef Jeffrey Sprecher hatte das gemeinsame Angebot seines Unternehmens und der Nasdaq OMX für die NYSE einmal mehr als dem der Deutschen Börse überlegen bezeichnet. Am Markt kam dies offenbar nicht allzu gut an, die ICE-Papiere verbilligten sich um 1,37 Prozent auf 114,85 Dollar.
Bereits am Vorabend hatte First Solar seine Resultate vorgelegt. Der weltgrösste Photovoltaikkonzern hatte im ersten Quartal einen Gewinnrückgang hinnehmen müssen. Zudem hatte die Unternehmensführung bei der Zahlenvorlage auf die wachsende Konkurrenz aus China sowie fallende Preise in Europa hingewiesen. First Solar-Anteile rutschten um 6,19 Prozent auf 126,33 Dollar ab. (awp/mc/ss)