US-Schluss: Leichter – Bernanke-Aussagen belasten

US-Schluss: Leichter – Bernanke-Aussagen belasten

New York – US-Notenbankchef Ben Bernanke hat mit seinen Aussagen zur US-Wirtschaft den Erholungsversuch in den wichtigsten US-Indizes am Dienstag ausgebremst. Der oberste Währungshüter der USA konstatierte eine schwächere Wachstumsdynamik als erwartet, gab jedoch keine Hinweise auf neue Massnahmen der Fed. Der bis dahin etwas erholte Dow-Jones-Index gab daraufhin im späten Handel seine Gewinne ab und sank um 0,16 Prozent auf 12.070,81 Punkte. Er beendete damit den fünften Tag in Folge im Minus. Der marktbreite S&P-500 verlor 0,10 Prozent auf 1.284,94 Punkte.

An der Technologiebörse Nasdaq büsste der Nasdaq Composite 0,04 Prozent ein auf 2.701,56 Punkte, und der Auswahlindex Nasdaq 100 gab um 0,24 Prozent auf 2.268,96 Punkte nach.

Ein Börsianer wertete die Marktreaktion als Enttäuschung darüber, dass Bernanke keine zusätzliche geldpolitische Lockerung ins Spiel gebracht habe. Ein Volkswirt zeigte sich jedoch wenig überrascht. Die Fed setze ihre Geldpolitik unbeirrt durch zuletzt schwache Konjunkturdaten fort und setze auf stärkeres Wachstum im zweiten Halbjahr. In diesem Monat endet ein heftig umstrittenes geldpolitisches Manöver der Notenbank, bei dem die Federal Reserve für 600 Milliarden Dollar Staatsanleihen mit dem Ziel kauft, die Zinsen niedrig zu halten.

Bei den wenigen Unternehmensnachrichten fielen besonders Übernahmen ins Auge. Sowohl der Mischkonzern General Electric (GE) als auch das Finanzunternehmen Capital One Financial seien am Onlinebanking-Geschäft des niederländischen Finanzkonzerns ING in den USA interessiert, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit den Plänen vertraute Personen. Dessen Wert beziffert Bloomberg auf rund neun Milliarden US-Dollar. Während GE eine Barofferte vorgelegt habe, wolle Capital One die Transaktion zum Teil mit eigenen Aktien stemmen, heisst es weiter. Die GE-Papiere legten um 0,11 Prozent auf 18,48 US-Dollar zu, Capital One gaben indes 1,12 Prozent nach auf 50,16 Dollar.

Derweil bietet der Verpackungsmittelhersteller International Paper 3,3 Milliarden Dollar beziehungsweise 30,60 Dollar in bar je Aktie für seinen Konkurrenten Temple-Inland. Dieser lehnte das Angebot, das eine Prämie von 46 Prozent auf den Montags-Schlusskurs beinhaltet, allerdings als zu niedrig ab. Die Temple-Inland-Papiere schossen um 40,36 Prozent auf 29,49 Dollar nach oben, während die Aktien des Übernahmeinteressenten 0,44 Prozent auf 29,78 Dollar gewannen.

An der Spitze des Leitindex Dow Jones legten Intel um 1,10 Prozent auf 22,06 Dollar zu. Die am Vortag bereits gegen den Trend stabilen Microsoft-Aktien verbesserten sich um 0,21 Prozent auf 24,06 Dollar. Der Softwarekonzern baut für seine Spielekonsole XBox 360 und die Gestensteuerung Kinect das Portfolio an Spieletiteln kräftig aus. Auf der Spielemesse E3 in Los Angeles stellte das Unternehmen eine ganze Palette neuer Titel vor.

Cisco Systems fielen dagegen am Indexende um 3,06 Prozent auf 15,50 Dollar. Boeing fielen um 0,54 Prozent auf 74,18 Dollar. Der Flugzeughersteller sieht sich durch angebliche Pläne des Konkurrenten Airbus für grössere Triebwerke nicht unter Handlungsdruck gesetzt. Boeing werde von den Wünschen der Kunden geleitet, nicht vom europäischen Wettbewerber, sagte Jim Albaugh, Chef der Verkehrsflugzeugsparte. Am Montag kursierten Presseberichte, wonach der britische Motorenbauer Rolls-Royce bereit sei, ein neues Triebwerk für das A350-Projekt der EADS-Tochter Airbus zu entwickeln. Damit reagieren die Briten auf das Drängen von Fluggesellschaften nach mehr Schubkraft, um längere Strecken mit mehr Gewicht fliegen zu können.

Aktien der NYSE Euronext verloren nach zwischenzeitlicher Aussetzung vom Handel 0,65 Prozent auf 35,27 Dollar. Die Deutsche Börse und der New Yorker Börsenbetreiber wollen ihren Aktionären den geplanten Zusammenschluss mit einer Sonderdividende versüssen. Die Anteilseigner der fusionierten Gesellschaft sollen eine einmalige Ausschüttung von zwei Euro je Aktie erhalten. (awp/mc/ps)

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