New York – Nach ihrem Fünfmonatshoch vom Vortag haben Dow Jones Industrial und S&P 500 am Freitag nachgegeben. Belastend wirkte ein drohender Rundumschlag der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) in der Eurozone nebst schwach aufgenommenen Zahlen von JPMorgan. Der US-Leitindex verlor letztlich 0,39 Prozent auf 12.422,06 Punkte. Auf Wochensicht blieb allerdings ein Zuwachs von 0,50 Prozent. Der breiter gefasste S&P beendete den Handelstag mit minus 0,49 Prozent auf 1.289,09 Punkte.
Auch an der Technologiebörse Nasdaq ging es nach unten: Der Composite-Index büsste 0,51 Prozent auf 2.710,67 Punkte ein und der Auswahlindex Nasdaq 100 gab um 0,42 Prozent auf 2.371,98 Punkte nach. Beide Indizes waren am Vortag auf das höchste Niveau seit November geklettert.
Alle Augen waren nach Europa gerichtet, wo sich in einem Fall die Spekulation bereits bestätigte: Wie der französische Wirtschaftsminister François Baroin Abend sagte, verliert Frankreich seine Top-Bonität bei S&P. Damit wackelt auch das «Triple-A» des europäischen Rettungsschirms EFSF. Darüber hinaus wurden in Finanzkreisen die beiden Euro-Schwergerichte Italien und Spanien sowie Belgien und Portugal als mögliche Abstufungskandidaten genannt. Obendrein passte in die Mollstimmung, dass der internationale Bankenverband IIF die Gespräche mit Griechenland nach «nicht konstruktiven Antworten» vertagt hat. Eine unerwartet deutliche Aufhellung des von der Universität Michigan ermittelten Konsumklimas im Januar kam dagegen kaum an.
JPMorgan konnte mit der ersten Bilanz aus der US-Bankenbranche auch nicht für Begeisterung sorgen. Die Grossbank hatte 2011 trotz Schuldenkrise und Abkühlung der Weltwirtschaft so viel wie noch nie verdient, mit einem Gewinnplus um neun Prozent auf knapp 19 Milliarden Dollar die Erwartungen der Experten aber nur gerade so erfüllt. Das Investmentbanking war im vergangenen Jahr abermals der grösste Gewinnbringer gewesen. Enttäuschend waren dagegen die Erträge ausgefallen, die um rund fünf Prozent auf zirka 100 Milliarden Dollar gesunken waren. Experten hatten hier mit einem etwas geringeren Rückgang gerechnet. Die Aktien fielen als zweitschwächster Dow-Wert um 2,52 Prozent. Ein Aktienstratege in New York äusserte angesichts des schwierigen operativen Umfelds im vergangenen Jahr allerdings Unverständnis über die Enttäuschung.
In der kommenden Woche legen fast täglich weitere grosse US-Banken die Bilanzen ihrer Geschäftsentwicklung im Jahr 2011 vor. Auf der Agenda stehen die Zahlen von Citigroup, Goldman Sachs, und Morgan Stanley und auch die Bank of America.
Für die Papiere der Bank of America ging es um 2,65 Prozent an das Ende des Leitindex. Ihre milliardenschweren Verluste zwingen die Bank zu drastischen Massnahmen. Nach einem Bericht des «Wall Street Journal» ist das zweitgrösste US-Institut sogar bereit, sich bei einer Verschärfung der Probleme aus Teilen des Landes zurückzuziehen. Über Filialverkäufe könnte die Bank benötigtes Kapital einnehmen und die Kosten senken. Der Zeitung zufolge ist der mögliche Rückzug Teil eines Notfallplans, den die Bank of America bei der US-Notenbank Fed eingereicht hat.
Die Öltitel von Chevron konnten sich dagegen als bester Dow-Wert um 1,07 Prozent von ihren Vortagesverlusten erholen. Im Nasdaq 100 sackten die Anteile von Electronic Arts um 7,48 Prozent ein, nachdem ein Marktforschungsinstitut über einen deutlichen Rückgang der Umsätze mit Spielesoftware im Dezember berichtet hatte. (awp/mc/ps)