New York – Die US-Aktienmärkte haben ihre jüngste Erholungsrally am Dienstag gestoppt. Der Dow Jones Industrial ging 0,67 Prozent tiefer bei 11.405,93 Punkten aus dem Handel. In den vergangenen drei Handelstagen hatte sich der weltweit bekannteste Aktienindex nach seinem zweiwöchigen Kursrutsch um mehr als sieben Prozent erholt und konnte sich klar von seinem Elfmonats-Tief nach oben absetzen.
Der breit gefasste S&P 500 verzeichnete ein Tagesminus von 0,97 Prozent auf 1.192,76 Punkte. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 fiel um 0,90 Prozent auf 2.194,27 Punkte, der Composite-Index der Nasdaq-Börse verlor 1,24 Prozent auf 2.523,45 Punkte.
Börsianer begründeten die Verschnaufpause an der Wall Street vor allem mit negativen Impulsen aus Europa. Enttäuschende Wachstumsdaten aus Deutschland zeigten, dass ausgerechnet die Wirtschaftslokomotive nach einem starken Jahresauftakt im zweiten Quartal spürbar an Fahrt verloren hat. Auch die Entwicklung in der Eurozone enttäuschte. Am Abend sorgten dann Aussagen vom Sondergipfel von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy für Missstimmung: sie erteilten der Einführung von Eurobonds eine klare Absage. Zudem planen die beiden Länder für Europa eine Wirtschaftsregierung, eine verbindliche Schuldenbremse und eine Finanztransaktionssteuer.
Positive Nachrichten aus den USA wie die Bestätigung der Topbonität durch die Ratingagentur Fitch bei einem weiter stabilen Ausblick für die weltgrösste Volkswirtschaft, oder auch die guten Daten zur Industrieproduktion in den USA konnten die anhaltende Unsicherheit durch die Schwäche der europäischen Märkte nicht ausgleichen.
NYSE Euronext wegen Transaktionssteuer unter Druck
Die Nachrichten vom Sondergipfel in Europa rückten wegen der geplanten Finanz-Transaktionssteuer vor allem die Börsenbetreiber in den Fokus. Allen voran gerieten die Anteile der NYSE Euronext mit minus 8,39 Prozent auf 26,54 US-Dollar kräftig unter Druck. Eine solche gemeinsame Steuer könnte Händlern zufolge deutliche Einbussen im Europageschäft des Börsenbetreibers, der sich mit der Deutschen Börse zusammenschliesst, nach sich ziehen. Aktien der CME Group und der Nasdaq OMX fielen um 1,50 und 2,75 Prozent.
Tagesverlierer im Dow Jones-Index waren indes die Aktien der Bank of America mit minus 4,64 Prozent auf 7,40 Dollar. Die US-Bank verhandelt mit Blackstone über einen Verkauf der von Merrill Lynch gehaltenen Immobilieninvestments. Am Vortag waren bereits die internationalen Kreditkartenaktivitäten zum Verkauf gestellt worden. Das Kanada-Geschäft ging an die TD Bank und auch die Geschäfte in Grossbritannien und Irland sollen abgegeben werden. Auch die Aktien von JPMorgan büssten als Finanzwert überdurchschnittliche 2,30 Prozent ein.
Einzelhandelswerte nach Zahlen Spitze im Dow
Gute Nachrichten von US-Unternehmen deuten indes auf eine bisher weiter gute Nachfrage. So konnte die weltgrösste Baumarktkette Home Depot mit einem Ergebnissprung überraschen. «Das zweite Quartal wurde getrieben von einer Erholung unseres saisonabhängigen Geschäfts, Reparaturen aufgrund von Stürmen sowie einer Stärkung unseres Hauptgeschäfts», sagte Unternehmenschef Frank Blake. Home-Depot-Titel verteuerten sich als Tagesgewinner im Dow um 5,24 Prozent.
Auch Aktien von Wal-Mart Stores gewannen als zweitbester Dow-Wert 3,88 Prozent auf 51,92 Dollar. Der Einzelhandelskonzern konnte dank eines starken Auslandsgeschäfts im zweiten Quartal abermals zulegen. Für den weiteren Jahresverlauf gab sich das Management zuversichtlich und hob die Gewinnprognose an.
Übernahmefantasie bleibt erhalten
Die am Vortag angekündigte Übernahme von Motorola Mobility durch den Internetkonzern Google hält indes laut Händlern die Spekulationen um weitere Akquisitionen im Technologie-Sektor am köcheln. Vage Marktgerüchte, Microsoft könnte nun ein Auge auf Nokia werfen, trieben die Titel des finnischen Handyproduzenten in Europa um weitere gut fünf Prozent an. Sie hatten bereits am Vortag wegen des Gebots von Google für MMI zugelegt. Microsoft-Aktien reagierten indes kaum auf das von Händlern als «nicht ganz neu» eingestufte Gerücht – sie hielten sich mit minus 0,12 Prozent aber besser als der Markt.
Die bereits am Vorabend nach einer Meldung in den letzten Handelsminuten nach oben gesprungenen Aktien von Pharmaceutical Product Development (PPD) verteuerten sich um weitere 2,41 Prozent. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte unter Berufung auf mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen gemeldet, dass der Konzern mit Fokus auf klinische Forschung in exklusiven Übernahmeverhandlungen mit der Carlyle Group stehe. Dem Bericht zufolge gehörten zu den bisherigen Bietern auch andere Finanzinvestoren wie Blackstone oder KKR mit Angeboten von 33 bis 38 US-Dollar je Aktie. Das höchste Angebot würde PPD demzufolge mit bis zu 4,3 Milliarden Dollar bewerten. (awp/mc/pg)