US-Schluss: Neue US-Zölle machen Erholung zunichte
New York – Die Ankündigung von US-Strafzöllen auf weitere chinesische Produkte hat am Donnerstag die Erholung an der Wall Street jäh gestoppt. Der Dow Jones Industrial drehte ins Minus und verlor am Ende 1,05 Prozent auf 26 583,42 Punkte, womit er nur wenig über seinem Tagestief blieb. Der marktbreite S&P 500 schloss 0,90 Prozent tiefer bei 2953,56 Punkten und der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 sank um 0,61 Prozent auf 7801,15 Zähler.
Die Anleger hatten die Vortagsenttäuschung über die US-Geldpolitik gerade verdaut. Doch dann teilte Präsident Donald Trump mit, trotz laufender Handelsgespräche weitere chinesische Produkte im Wert von rund 300 Milliarden Dollar ab September mit einem neuen Strafzoll von zehn Prozent zu belegen. Damit werden künftig fast alle Importe aus China – im Wert von rund 550 Milliarden Dollar – mit Strafabgaben versehen. Bereits zur Wochenmitte hatte die Wall Street deutliche Verluste erlitten, nachdem die US-Notenbank Fed nach der erwartungsgemässen Leitzinssenkung Erwartungen an eine Serie weiterer Senkungen eine Absage erteilt hatte.
Seitens der Unternehmen sorgten am Donnerstag weiter Geschäftszahlen für Kursbewegungen. Qualcomm-Titel waren mit einem Minus von über zweieinhalb Prozent einer der schwächeren Werte im Nasdaq 100, nachdem der Chipkonzern die Anleger mit seinem Ausblick auf das laufende vierte Geschäftsquartal enttäuscht hatte.
Noch härter traf es die Aktionäre des Fleischersatzproduzenten Beyond Meat : Dessen Anteilscheine setzten ihre Achterbahnfahrt fort, diesmal mit einem Kursrutsch von fast zehneinhalb Prozent auf 176,04 US-Dollar. Wenige Monate nach dem raketenartigen Börsenstart wurde nun eine zweite Aktientranche an die Börse gebracht, zu 160 US-Dollar allerdings mit einem deutlichen Abschlag zum letzten Schlusskurs bei fast 200 Dollar.
Dagegen ging es für Yum Brands um knapp vier Prozent hoch, womit die Aktie ihren Rekordkurs fortsetzte. Die Systemgastronomiekette mit bekannten Marken wie KFC, Pizza Hut und Taco Bell hatte mit dem Quartalsumsatz auf vergleichbarer Fläche positiv überrascht.
Der Autobauer General Motors (GM) sorgte für Freude, da er im zweiten Quartal trotz eines Umsatzrückgangs den Gewinn gesteigert hatte. Doch die Verschärfung des amerikanisch-chinesischen Handelskonfliktes trübte die Stimmung, so dass die Aktien letztlich fast ein halbes Prozent verloren. Damit schlugen sie sich im schwachen Markt aber immer noch vergleichsweise gut.
Im Dow trat Verizon Communications letztlich fast auf der Stelle und hielt sich damit ebenfalls recht wacker. Der Telekomkonzern hatte im zweiten Quartal sowohl mit dem Gewinn als auch mit der Zahl der Vertragskunden die Analystenerwartungen übertroffen.
Die anfangs freundlichen Titel des Spezialchemiekonzerns Dupont rutschten indes mit dem Markt um über ein halbes Prozent ins Minus – trotz überraschend optimistischer Jahresziele. Auch die Resultate für das abgelaufene Quartal hatten Beifall gefunden. Der Milliardenverlust nach einem kleinen Gewinn ein Jahr zuvor hing vor allem mit der Abschreibung von Firmenwerten nach der Abspaltung zusammen. Dupont wurde erst am 1. Juni von dem im Jahr 2017 fusionierten Chemiekonzern DowDupont getrennt.
Die Papiere des Agrarchemieunternehmens Corteva , das ebenfalls aus dieser Aufspaltung entstanden ist, legten nach dem Zwischenbericht um knapp sechs Prozent zu. Im ersten Quartal als eigenständiges Unternehmen war Corteva nach eigenen Angaben in nahezu allen Regionen aus eigener Kraft gewachsen. Umsatz und operatives Ergebnis waren allerdings von widrigen Wetterbedingungen in Nordamerika belastet worden.
Der Euro erholte sich im Handelsverlauf vom tiefsten Stand seit Mai 2017 und kostete in New York zuletzt 1,1092 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs des Euro auf 1,1037 (Mittwoch: 1,1151) Dollar festgesetzt und der Dollar hatte damit 0,9060 (0,8968) Euro gekostet.
Auch das britische Pfund konnte nach dem tiefsten Stand seit Anfang 2017 wieder Boden gut machen und kostete zuletzt 1,2141 Dollar. Der als «sicherer Hafen» geltende japanische Yen legte derweil gegenüber der US-Währung massiv zu.
Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen, die als besonders sichere Anlage gelten, zogen um 1 4/32 Punkte auf 104 10/32 Punkte an. Die Rendite sank im Gegenzug auf 1,89 Prozent und erreichte zeitweise den tiefsten Stand seit 2016. (awp/mc/pg)