New York – Hoffnungen auf Fortschritte in der Euro-Schuldenkrise haben den US-Börsen am Freitag überwiegend Gewinne beschert. Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker hatte sich zuversichtlich gezeigt, dass es den Notenbanken der EU-Länder wie geplant bis zum 19. Dezember gelingen werde, 200 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds zu zahlen. Mit diesem Geld sollen die Euro-Krisenländer im Notfall gerettet werden.
Die Ratingagentur Fitch jedoch erteilte den Optimisten unter den Anlegern einen Dämpfer. Die Bonitätswächter hatten den Ausblick für die französische Kreditwürdigkeit von «stabil» auf «negativ» gesenkt sowie Belgien, Spanien, Slowenien, Italien, Irland und Zypern mit der Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit gedroht.
Der Leitindex Dow Jones Industrial sank denn auch um minimale 0,02 Prozent auf 11.866,39 Punkte. Auf Wochensicht bedeutete dies einen Abschlag von 2,61 Prozent. Die bisherige Jahresbilanz jedoch fällt für das weltweit bekannteste Börsenbarometer immer noch positiv aus.
Der S&P 500 legte am Freitag um 0,32 Prozent zu auf 1.219,66 Punkte. An der Technologiebörse Nasdaq kletterte der Composite-Index um 0,56 Prozent auf 2.555,33 Punkte und der Auswahlindex Nasdaq 100 verbesserte sich um 0,52 Prozent auf 2.238,18 Punkte.
Der grosse Verfall an den internationalen Terminmärkten indes bewegte die Kurse kaum. An diesem als «Hexensabbat» bezeichneten dritten Freitag zum Quartalsende liefen Futures und Optionen auf Aktien und Indizes aus.
Auf der Agenda in New York stand mit Zynga der grösste Börsengang eines amerikanischen Internet-Unternehmens seit Google. Der Onlinespiele-Spezialist nahm laut Kreisen bei seiner Aktienplatzierung 1 Milliarde US-Dollar ein. Der Entwickler von Hits wie «Farmville», «Cityville» oder «Mafia Wars» wurde seine Aktien am oberen Ende der zuletzt angepeilten Spanne zu jeweils 10,00 Dollar los. Die Papiere kletterten gleich zu Beginn über ihren Eröffnungskurs von 11,00 Dollar auf in der Spitze 11,50 Dollar, bröckelten dann aber schnell wieder ab und fielen sogar unter ihren Ausgabepreis von 10,00 Dollar. Am Ende schlossen sie bei 9,50 US-Dollar, was einem Minus von 5,00 Prozent entsprach.
Der Sprung aufs Parkett gilt auch als Testlauf für einen möglichen Börsengang des Online-Netzwerks Facebook im kommenden Jahr. Die meisten Zynga-Nutzer kommen von Facebook. Die klare Nummer eins unter den Sozialen Netzwerken dürfte alle bisherigen Internet-Börsengänge locker übertrumpfen: Bei Facebook steht eine Börsenbewertung von 100 Milliarden Dollar im Raum.
Mit einem Minus von 11,17 Prozent auf 13,44 Dollar ging es für die Aktien von Research In Motion (RIM) steil bergab. Damit waren sie das Schlusslicht im Nasdaq 100. Die einst so beliebten Blackberry-Handys entwickeln sich zu Ladenhütern. Der kanadische Hersteller fürchtet, dass die Auslieferungen im gerade begonnenen vierten Geschäftsquartal auf 11 bis 12 Millionen Smartphones einbrechen werden. Im Vorjahreszeitraum waren noch annähernd 15 Millionen der vor allem für ihren robusten E-Mail-Dienst bekannten Geräte abgesetzt worden. Doch Apples iPhone sowie Smartphones mit Googles Betriebssystem Android nehmen den Blackberrys zunehmend Marktanteile ab. Zudem ist der Tablet-Computer PlayBook bisher ein teurer Flop. Die einst so rosigen Zeiten, als die RIM-Titel in der Spitze mehr als 140 Dollar gekostet hatten, sind seit dem Siegeszug von iPhone und Android vorbei.
Rohstoffaktien waren angesichts der zuletzt gestiegenen Metallpreise gefragt. Sie hatten bereits an der Londoner Börse zu den Favoriten gezählt. Dementsprechend rückten die Titel des Aluminiumherstellers Alcoa um 0,34 Prozent vor auf 8,81 Dollar. Die Anteilsscheine von Freeport-McMoRan Copper & Gold verbesserten sich ausserhalb des Dow um 0,33 Prozent. (awp/mc/ps)