Warteschlange vor einem Arbeitsamt in den USA.
Washington – Ein enttäuschender US-Arbeitsmarktbericht spricht laut Volkswirten für weitere Stützungsmassnahmen durch die US-Notenbank. Die Zahl der Beschäftigten war im August überraschend nicht gestiegen und verharrte unverändert. Volkswirte hatten hingegen zuvor mit einem Zuwachs um 68.000 Stellen gerechnet. Im Vormonat war die Beschäftigtenzahl um revidierte 85.000 gestiegen, nach einem Zuwachs von 117.000 in einer ersten Schätzung. Ausserdem hielt sich die Arbeitslosenquote im August wie erwartet unverändert bei 9,1 Prozent.
Die Turbulenzen an den Finanzmärkten haben die US-Unternehmen laut DekaBank stark verunsichert. «Der jüngste Arbeitsmarktbericht ist sehr schwach ausgefallen – die Unternehmen schalten auf Vorsicht um», sagte Experte Rudolf Besch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Zwar sei die Stagnation beim Beschäftigungsaufbau teils auf den Streik beim Telekom-Unternehmen Verizon zurückzuführen. «Aber selbst ein Stellenaufbau von 50.000, der sich ohne den Streik ergeben hätte, wäre sehr schwach gewesen.»
Streit um Schuldengrenze belastet
«Die Unternehmen haben sich offenbar angesichts des Streits um die Schuldengrenze und den Finanzmarktturbulenzen mit Neueinstellungen zurückgehalten», sagte Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner. «Die Zahlen sind nicht vertrauenerweckend.» Jetzt müsse abgewartet werden, ob sich nach der Beendigung des Schuldenstreits der Arbeitsmarkt besser entwickelt. Zumindest seien einige realwirtschaftliche Daten zuletzt recht robust ausgefallen.
Fed dürfte nochmals nachlegen
Ökonomen gehen davon aus, dass die US-Notenbank weitere Massnahmen zur Stützung der Konjunktur ergreifen wird. Bereits auf der letzten Sitzung hatte der geldpolitische Ausschuss heftig über weiter Stimulierungen diskutiert. Die Fed dürfte laut WestLB Mellon bereits auf ihrer nächsten Sitzung Ende September reagieren. «Wer noch Zweifel hatte, dass die Fed noch mal nachlegt, dürfte jetzt nicht mehr zweifeln», schreibt Chefvolkswirt Holger Sandte mit Blick auf den enttäuschenden Arbeitsmarktbericht. «Diese Zahlen verheissen nichts Gutes für das künftige Verbrauchervertrauen, das sich ohnehin bereits auf Rezessionsniveau befindet.»
Stundenlöhne überraschend gesunken
Zudem sind die durchschnittlichen Stundenlöhne im August überraschend gesunken. Im Monatsvergleich sind die Löhne um 0,1 Prozent zurückgegangen. Volkswirte hatten mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet. Im Juli hatten die Stundenlöhne deutlich um revidiert 0,5 (zunächst 0,4) Prozent zugelegt. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit sank von 34,3 auf 34,2 Stunden.
Kursverluste am Aktienmarkt
Der deutsche Aktienmarkt reagierte mit weiteren Kursverlusten auf den Bericht. Die Anleihenmärkte in Europa profitierten hingegen von der gestiegenen Unsicherheit. Der Eurokurs reagierte zunächst mit Kursausschlägen in beide Richtungen auf die Daten. Zuletzt fiel er bis auf 1,4218 Dollar zurück. (awp/mc/upd/ps)