USA: Verbraucher-Vertrauen auf tiefstem Stand seit 1980
Wal-Mart-Filiale in den USA.
Michigan – Schuldenkrise, lahmende Konjunktur und Börsenturbulenzen – all das hat den amerikanischen Verbrauchen deutlich die Laune vermiest. Die Stimmung der Konsumenten stürzte nach Zahlen vom Freitag ab und sank auf den tiefsten Stand seit über drei Jahrzehnten. Die Beurteilung der aktuellen Lage fiel ähnlich trübe aus wie nach der Pleite der US-Bank Lehman-Brothers. Die Erwartungshaltung der Verbraucher stellte sich sogar noch wesentlich schlechter dar als während der Finanzkrise.
Das Konsumklima, das von der Universität Michigan ermittelt wird, ist im August regelrecht eingebrochen. Selbst pessimistischste Markterwartungen wurden noch klar übertroffen. Der entsprechende Index fiel von 63,7 Punkten im Vormonat auf 54,9 Punkte, wie die Universität am Freitag auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Schlechter war die Verbraucherstimmung zuletzt im Mai 1980. Volkswirte hatten mit einem wesentlich geringeren Rückgang auf nur 62,5 Punkte gerechnet.
«Panik unter Verbrauchern»
Bankvolkswirte fanden klare Worte: Die Postbank sprach in einer ersten Reaktion von «Panik unter den Verbrauchern.» Ausschlaggebend seien viele Gründe: die hohe Staatsverschuldung der USA, der politische Stillstand in Washington und die aktuell hohe Arbeitslosigkeit. Die heftigen Turbulenzen an den Kapitalmärkten seit Anfang August dürften ebenfalls stark zum Vertrauensverlust beigetragen haben.
Stimmungsbarometer
Der Index der Universität Michigan gilt als Stimmungsbarometer für das Kaufverhalten der US-Verbraucher. Der private Konsum wird wegen der Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise besonders stark beachtet. In den vergangenen Jahren war der Konsum die wichtigste Konjunkturstütze der weltweit grössten Volkswirtschaft.
Einzelhandels-Umsätze steigen um 0,5 Prozent
In den USA sind die Umsätze der Einzelhändler im Juli so stark gestiegen wie seit vier Monaten nicht mehr. Auf Monatssicht seien die Umsätze um 0,5 Prozent geklettert, teilte das US-Handelsministerium am Freitag mit. Experten hatten diesen Anstieg erwartet. Im Juni waren die Umsätze noch um aufwärtsrevidierte 0,3 (zunächst +0,1%) gestiegen. Die Umsätze ohne die schwankungsanfälligen Autoverkäufe kletterten im Juli auch um 0,5 Prozent zum Vormonat. Experten hatten hier lediglich mit einem Anstieg um 0,3 Prozent gerechnet. Im Juni waren die Umsätze ohne Autos noch um revidierte 0,2 (zunächst unverändert) gestiegen.
Lagerbestände steigen schwächer als erwartet
Derweil sind in den USA Lagerbestände der Unternehmen im Juni schwächer gestiegen als erwartet. Im Monatsvergleich seien die Bestände um 0,3 Prozent geklettert, teilte das US-Handelsministerium weiter mit. Volkswirte hatten einen Zuwachs um 0,5 Prozent erwartet. Zudem wurde der Anstieg im Mai von 1,0 auf 0,9 Prozent nach unten revidiert. Der Umsatz der Unternehmen stieg im August um 0,4 Prozent. Im Vormonat waren die Umsätze noch um 0,1 Prozent gesunken. Das Verhältnis von Beständen zu Erlösen – ein Indikator für die Nachfrage – lag unverändert bei 1,28. (awp/mc/upd/ps)