Einkaufen in einer Wal-Mart-Filiale in den USA.
Washington – Schlechte Nachrichten für die US-Konjunktur: Der amerikanische Einzelhandel hat ein ungewöhnlich schwaches zweites Quartal hingelegt. Im Juni mussten die Einzelhändler zum dritten Mal in Folge einen Rückgang ihrer Umsätze hinnehmen. Eine derartige Minus-Serie hat es zuletzt Ende 2008 nach dem Kollaps der US-Bank Lehman Brothers gegeben, wie Berenberg-Ökonom Christian Schulz kommentierte. Kurz darauf fiel nicht nur die Wirtschaft der USA, sondern auch die globale Konjunktur in eine schwere Rezession. Allerdings waren die Umsätze seinerzeit rund sechsmal so stark rückläufig wie aktuell.
Im Juni – dem letzten Monat des zweiten Quartals – lag das Umsatzminus bei 0,5 Prozent, nach 0,2 Prozent im Mai und ebenfalls 0,5 Prozent im April. Die Markterwartungen wurden klar verfehlt. Auch ohne schwankungsanfällige Komponenten wie Autoverkäufe und Tankstellenumsätze waren die Erlöse im Juni rückläufig. Detailzahlen zeigen, dass der Umsatzrückgang breit gefächert war. Bis auf wenige Bereiche wie den Lebensmittel- oder Bekleidungshandel gaben die Umsätze durchweg nach. Im Jahresvergleich blieben die Zuwächse aber klar im positiven Bereich.
«Sehr schwache Zahlen»
Experten gehen davon aus, dass das schwache zweite Quartal im Einzelhandel auch das gesamtwirtschaftliche Wachstum spürbar belasten dürfte. Die Deutsche Bank veranschlagt den negativen Effekt auf rund 0,4 Prozentpunkte. Auch die Ökonomen der Postbank sprechen von sehr schwachen Zahlen. «Damit dürfte sich die Entwicklung bei den gesamten privaten Konsumausgaben im Verlauf des zweiten Quartals kontinuierlich abgeschwächt haben.»
Lagerbestände steigen etwas stärker als erwartet
In den USA sind die Lagerbestände der Unternehmen im Mai etwas stärker als erwartet gestiegen. Im Monatsvergleich seien die Bestände um 0,3 Prozent geklettert, teilte das US-Handelsministerium ebenfalls am Montag in Washington mit. Volkswirte hatten lediglich mit einem Anstieg von 0,2 Prozent gerechnet. Im April waren die Lagerbestände um abwärtsrevidierte 0,3 (zunächst 0,4) Prozent zum Vormonat gestiegen.
Die Umsätze der Unternehmen gingen im Mai auf Monatssicht um 0,1 Prozent zurück. Das Verhältnis von Beständen zu Erlösen – ein Indikator für die Nachfrage – stieg von 1,26 im Vormonat auf 1,27.
Empire-State-Index steigt stärker als erwartet
Die Stimmung des Verarbeitenden Gewerbes im US-Bundesstaat New York ist im Juli stärker als erwartet gestiegen. Der Empire-State-Index sei von 2,29 Punkten im Vormonat auf 7,39 Zähler geklettert, teilte die regionale Vertretung der US-Notenbank am Montag in New York mit. Volkswirte hatten lediglich mit einem Anstieg auf 4,00 Punkte gerechnet.
Der Empire-State-Index misst die Geschäftstätigkeit des produzierenden Gewerbes im Staat New York. Ein Indexstand unter Null deutet einen Rückgang der Aktivität an. (awp/mc/upd/ps)