New York – Die Ölpreise haben ihre Talfahrt kurz vor dem Wochenende mit hohem Tempo fortgesetzt. Als Ursache nannten Händler unerwartet schlechte Konjunkturdaten und die Sorge vor einer Eskalation der Schuldenkrise. Am späten Freitagnachmittag stand der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent mit Auslieferung im Juli erstmals seit Oktober 2011 wieder unter die Marke von 100 US-Dollar. In der Spitze rutschte der Brent-Preis bis auf 97,70 Dollar, konnte sich zuletzt auf 98,79 Dollar erholen. Das sind immer noch 3,08 Dollar weniger als am Vortag.
Der Preis für US-Rohöl der Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) war bereits an den Vortagen auf den tiefsten Wert seit vergangenen Oktober abgerutscht und verbilligte sich zum Wochenschluss weiter um 2,98 Dollar auf 83,55 Dollar. Einen ähnlich starken Kursrutsch der Ölpreise wie im Verlauf der Woche hatte es zuletzt Anfang Mai gegeben. Seit dem Jahreshoch im März sind beide Ölpreise mittlerweile um jeweils etwa 25 Dollar abgerutscht. Eine vergleichbare Talfahrt war zuletzt von Mai bis Oktober 2011 zu beobachten.
Weltweit schwache Konjunktursignale
Auslöser für den jüngsten Schwächeanfall der Ölpreise waren unerwartet schlechte Daten zur Stimmung der Einkaufsmanager in Europa. Am Vormittag rutschten die Indizes für die Industrie der Eurozone und Grossbritanniens auf den jeweils tiefsten Stand seit drei Jahren. Am Nachmittag sorgte dann die Veröffentlichung unerwartet schwacher Arbeitsmarktdaten aus den USA für einen weiteren Schub nach unten. In den USA wurden im Mai viel weniger Jobs geschaffen als erwartet. Ausserdem trübte sich die Stimmung der US-Einkaufsmanager stärker als erwartet ein.
Auch mit Blick auf die weitere Preisentwicklung an den Ölmärkten sehen Experten schwarz. «Eine schnelle Trendwende ist angesichts der enttäuschenden Konjunktursignale und des immer fester tendierenden US-Dollar nicht in Sicht», hiess es in einer Einschätzung der Commerzbank. Zudem sei an den Weltmärkten mehr als genug Rohöl vorhanden. Zuletzt waren die US-Ölreserven erneut gestiegen.
Auch Opec-Öl deutlich günstiger
Auch der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) fiel weiter deutlich zurück. Nach Berechnungen des Opec-Sekretariats vom Freitag kostete ein Barrel am Donnerstag im Durchschnitt 101,06 Dollar. Das waren 1,69 Dollar weniger als am Mittwoch. Die Opec berechnet ihren Korbpreis täglich auf Basis von zwölf wichtigen Sorten des Kartells. (awp/mc/upd/ps)