Weltmärkte bleiben sehr nervös

Weltmärkte bleiben sehr nervös

Frankfurt am Main – Die weiterhin ausgeprägte Nervosität am Markt hat am Mittwoch für eine uneinheitliche Kursentwicklung an den weltweiten Börsen gesorgt. So fiel der japanische Nikkei-225-Index wegen wieder gestiegener Sorgen um eine nukleare Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima zurück. Andere asiatische Börsen wie etwa in China legten indes zu. In Europa gab es zuletzt leichte Kursgewinne.

Neben der Unsicherheit mit Blick auf Japan gab es mit der jüngsten Entwicklung im Nahen Osten und Nordafrika sowie der anstehenden Abstimmung über neue Sparmassnahmen im portugiesischen Parlament weitere Spannungsfelder. Gleichzeitig stützten diese Faktoren die vermeintlich sicheren Anlagehäfen wie Gold, Bonds und den Schweizer Franken. Marktteilnehmer erklärten die Verluste zum Teil mit einer kurzzeitigen Konsolidierung.

Nachbeben
Im Nordosten Japans hatte es erneut heftige Nachbeben gegeben und die Lage im havarierten Atomkraftwerk Fukushima war nach wie vor angespannt. Die Nervosität sei weiter hoch, sagte ein Händler. Das äussere sich in den immer noch starken Kursschwankungen. In den Tagen nach dem verheerenden Erdbeben und Tsunami war der Nikkei vor allem wegen der Furcht vor einer Zuspitzung der Atomkatastrophe von mehr als 10.000 Punkten fast bis auf 8.200 Punkte gefallen. An diesem Mittwoch ging der japanische Leitindex mit einem Abschlag von 1,65 Prozent bei 9.449,47 Punkten aus dem Handel.

Markt uneinheitlich
In Europa schwankten die Märkte zwischen Gewinnen und Verlusten. Der EuroStoxx 50 notierte zuletzt etwas fester, ebenso der Dax . Um annähernd ein halbes Prozent zogen der französische Cac 40 und der Londoner FTSE 100 an. Für die USA wurde gegen Mittag ebenfalls ein freundlicher Start erwartet, wie die Futures zeigten.

Japan und Nordafrika im Fokus
«Es dreht sich derzeit alles um Japan oder Nordafrika», kommentierte Händler Andreas Lipkow von MWB Fairtrade. Steige irgendwo Rauch auf, gingen die Märkte runter, kämen Gerüchte über eine Flucht Gaddafis, gehe es wieder hoch. «Derzeit kann man keinen klaren Trend ausmachen.» In Zuversicht versuchte sich einmal mehr der US-Börsenguru Warren Buffett. Er gehe davon aus, dass die weltweite Wirtschaftsproduktion im kommenden Jahr «deutlich» steigen dürfte.

Schadenschätzungen durch Japans Regierung
Unterdessen gibt es offenbar eine erste Schätzung der japanischen Regierung zu den Schäden des verheerenden Erdbebens und Tsunamis. Diese könnten sich einem Bericht zufolge auf bis zu 25 Billionen Yen (rund 220 Milliarden Euro) belaufen. Die Regierung gehe in seiner aktuellen Schätzung von direkten Schäden aus der Naturkatastrophe von 15 bis 25 Billionen Yen aus, heisst es in einem Bericht der gewöhnlich gut informierten Zeitung «Nikkei». Dies wäre deutlich mehr als beim Erdbeben von Kobe im Jahr 1995, als sich die Schäden auf zirka 10 Billionen Yen beliefen.

Gaddafi gibt sich siegessicher
Im Nahen Osten und Nordafrika zeichnete sich eine Zuspitzung der Situation ab: Trotz der ständigen Angriffe der internationalen Streitmacht gibt sich Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi siegessicher. In einer vom staatlichen libyschen Fernsehen übertragenen Rede versprach er vor jubelnden Anhängern, die Angreifer zurückzuschlagen. Nach Informationen der US-Regierung lässt der exzentrische Staatschef jedoch schon Optionen für einen möglichen Abgang ins Exil ausloten. Nach einer relativ ruhigen Nacht hatte es am Mittwochmorgen offensichtlich neue Angriffe auf Tripolis gegeben. Wie ein Korrespondent des US-Fernsehsenders CNN berichtete, waren mehrere sehr schwere Explosionen zu hören. Allerdings habe es anschliessend kein Luftabwehrfeuer gegeben.

Auch Lage in Jemen und Bahrain angespannt
Im Jemen und in Bahrain schien die Lage ebenfalls angespannt zu sein. Bereits am Vortag hatten Medienberichte aus dem Jemen die europäischen Börsen im Nachmittagshandel belastet. Laut den Meldungen hatten Mitglieder der Präsidentengarde Standorte der Luftwaffe in der Stadt Hudaida umstellt, nachdem deren Kommandeur gesagt hatte, er unterstütze die Proteste gegen Präsident Ali Abdullah Salih. Zudem teilte ein Sprecher des Ölkonzerns Total , der am Flüssiggas-Produzent Yemen LNG beteiligt ist, mit, die Unruhen im Land könnten zu Versorgungsunterbrechungen führen.

Kairo-Börse wieder geöffnet
Ein Händler verwies am Mittwoch auf einen Bericht des türkischen Fernsehens. Diesem soll ein führender Scheich gesagt haben, die Lage in Bahrain sei an einem «sehr gefährlichen Punkt» angekommen. Derweil hatte die Börse in Kairo an diesem Mittwoch erstmals seit den Unruhen im Januar wieder geöffnet. In den ersten Minuten des wieder aufgenommenen Wertpapierhandels stürzte der Index EGX 30 um 9,93 Prozent auf 5.081 Punkte ab. Die Transaktionen wurden für eine halbe Stunde ausgesetzt. Der Kurssturz kam nicht unerwartet. In Kairo wird damit gerechnet, dass die niedrigeren Notierungen zu Kaufsignalen führen, was bald wieder steigende Kurse nach sich ziehen würde. Die Börse war am 27. Januar geschlossen worden, als der EGX 30 auf dem Höhepunkt der politischen Unruhen 17 Prozent verloren hatte.

Märkte «sehr schnell verletzbar»
«Die Märkte sind nach wie vor sehr schnell verletzbar und reagieren entsprechend auf Nachrichten zu Lieferengpässen, sagte ein Fondsmanager für Rohstoffe. Der Markt sei sehr nervös mit Blick auf eine mögliche Ausweitung der Unruhen auf Saudi Arabien. Der Preis für Öl der Nordseesorte Brent war zuletzt wieder etwas gestiegen, und auch für Gold mussten Anleger mehr US-Dollar berappen. (awp/mc/ss)

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