Generika in der Schweiz fast doppelt so teuer wie im Ausland
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Bern – In der Schweiz sind die Medikamente nach wie vor teurer als im vergleichbaren Ausland. Bei den Generika beträgt der Preisunterschied sogar 47%, wie der am Dienstag veröffentlichte Preisvergleich von Interpharma und Santésuisse zeigt.
Die rund 200 umsatzstärksten patentgeschützten Originalpräparate der Spezialitätenliste waren gemäss dem Preisvergleich mit dem vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) angewandten Wechselkurs von 1,20 CHF pro Euro 10% teurer als im Ausland. Damit liege das Schweizer Preisniveau auf jenem von Deutschland und Dänemark. Patentabgelaufene Originalprodukte waren in der Schweiz 11% teurer als im Durchschnitt der Vergleichsländer. Beim letzten Preisvergleich mit den Preisen vom November 2014 und dem damaligen Länderkorb von nur sechs Ländern waren die patentgeschützten Medikamente bei einem Wechselkurs von 1,29 CHF pro Euro gleich teurer wie im Durchschnitt der Vergleichsländer.
Bei den Generika ist die Preisdifferenz zum Ausland mit 47% unverändert gegenüber November 2014. Generika sind in der Schweiz damit immer noch rund doppelt so teuer wie im Durchschnitt der Vergleichsländer.
Auswirkungen der Frankenstärke
Für Thomas Cueni, Generalsekretär von Interpharma, ist die jetzige Preisdifferenz massgeblich auf den erstarkten Franken und die Erweiterung des Länderkorbs zurückzuführen. Umso wichtiger sei die Berücksichtigung des Nutzens mit dem neuen Preisfestsetzungssystem, das nicht mehr nur auf die Preise im Ausland abstelle.
Santésuisse-Direktorin Verena Nold äusserte sich besorgt darüber, dass Generika in der Schweiz noch rund doppelt so teuer sind wie im Durchschnitt der Vergleichsländer. Der Dachverband der Krankenversicherer erwartet, dass für patentabgelaufene Medikamente ein griffiges Preissystem eingeführt wird. Es könne nicht sein, dass auf Kosten der Prämienzahler derart hohe Preise verlangt würden.
Für den Preisvergleich wurden die Fabrikabgabepreise in der Schweiz vom September 2015 mit jenen in Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Grossbritannien, den Niederlanden, Österreich und Schweden für patentgeschützte und patentabgelaufene Medikamente sowie Generika verglichen.
Kritik von Intergenerika
Kritik an der Auswertung kommt vom Branchenverband Intergenerika: Der Auslandsvergleich für Generika sei einmal mehr irreführend, weil er unzulässige Vereinfachungen enthalte, einseitig nur die Preise vergleiche und das Preis-Leistungsverhältnis in keiner Weise abbilde, schreibt der Verband in einer Mitteilung. Beim Vergleich werde völlig ausser Acht gelassen, dass das Leistungsangebot und damit die Versorgungsqualität in der Schweiz viel besser seien als in den Vergleichsländern, erklärt Intergenerika-Geschäftsführer Peter Huber. «Während bei patentfreien Originalpräparaten korrekt gleiches mit gleichem verglichen wird, enthält der Vergleich der Generika eine unzulässige Vereinfachung: Statt identischer Arzneimittel werden hier unterschiedliche Produkte nur aufgrund der Wirkstoffmenge verglichen. Damit wird man dem Charakter eines Medikamentes nicht gerecht», so Huber. (awp/mc/pg)