Killerkriterium beim Umstieg aufs E-Auto ist die fehlende Ladestation zu Hause

Ladestation

(Foto von Eren Goldman auf Unsplash)

Zürich – Die teuren Anschaffungspreise, die Skepsis vor zu wenig Lademöglichkeiten sowie die Angst vor einer zu geringen Batterieleistung waren lange die Hauptgründe, dass sich viele gegen den Kauf eines Elektroautos entschieden. Die diesjährige Studie des «Swiss Mobility Monitor 2023» der Universität Luzern zeigt jedoch, dass der Wechsel auf einen Stromer weniger eine Frage des Geldes oder der Reichweite ist, sondern der fehlenden Ladeinfrastruktur zu Hause – und dies generationsübergreifend.

Diese Aussage bestätigen auch weitere Analysen der Online-Plattform AutoScout24. Denn mittlerweile ist das öffentliche Ladenetz in der Schweiz dicht ausgebaut, das Angebot an leistungsfähigen elektrischen Modellen breit gefächert und die Nachfrage hoch. Soll der vollständige Umstieg auf die Elektromobilität gelingen, scheinen in diesem Marathon nun primär die Vermieter und Hauseigentümer gefordert.

«Die Möglichkeiten, das Fahrzeug zu Hause zu laden, wurden insgesamt als wichtigster Aspekt zum Umstieg auf ein E-Auto eingestuft – und dies generationsübergreifend », sagt Reto Hofstetter, Studienleiter an der Universität Luzern.

Günstigere Preise für Generation Z wichtig, Babyboomer hingegen weniger preissensibel
Anders als die Lademöglichkeit zu Hause, wurden die weiteren Aspekte, welche Fahrzeuglenker zum Umstieg auf ein E-Auto bewegen würden, von den verschiedenen Generationen unterschiedlich bewertet. Die Generation Z stuft beispielsweise neben der Lademöglichkeit zu Hause einen günstigeren Preis als fast gleich wichtig ein. Reto Hofstetter überrascht dies kaum: «Der Autokauf ist nach dem Immobilienkauf meist die zweitteuerste Investition im Leben. Also muss zunächst ein gewisser Sparanteil vorhanden sein, bis man sich ein Elektroauto leisten kann. Diese Voraussetzung ist bei der Generation Z meist nicht gegeben.»

Danach folgen bei der Generation Z die Aspekte der höheren Reichweite sowie eine besser ausgebaute öffentliche Ladeinfrastruktur. Die Generationen Y, X und Babyboomer bewerten hingegen nach der Lademöglichkeit zu Hause eine bessere öffentliche Ladeinfrastruktur als zweitwichtigsten Beweggrund zum Umstieg auf ein E-Auto. Fast als gleich wichtig wird aber auch noch eine höhere Reichweite angegeben. Günstigere Preise sind für sie weniger relevant, wobei die Babyboomer im Generationenvergleich die geringste Preissensibilität aufweisen.

Öffentliche Ladeinfrastruktur und Angebot an E-Autos auf Kurs
Die öffentlichen Ladestationen werden in der Schweiz immer zahlreicher und somit das Ladenetz immer dichter. Gemäss Swiss eMobility konnte die Anzahl der öffentlichen Ladestationen im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 29% zulegen (+556 Ladepunkte). Aber auch auf der Angebotsseite steigerte sich der Marktanteil an voll elektrifizierten E-Autos bei den neu immatrikulierten Personenwagen in den letzten Jahren kontinuierlich und lag gemäss Auto Schweiz im Jahr 2022 bei 17.8%. Damit haben sich die Neuzulassungen von Elektroautos innerhalb von zwei Jahren verdoppelt. Zudem war zweimal nacheinander ein Stromer das meistverkaufte Auto der Schweiz.

Es bleibt dabei: Vermieter und Hauseigentümer als Hebel und Beschleuniger
Trotz besserer öffentlichen Ladeinfrastruktur, breiterem Angebot und grosser Beliebtheit für die Stromer ist die Schweiz in Punkto Elektromobilität im Europäischen Vergleich nicht an vorderster Spitze. Schaut man sich die Statistik des Verbandes der Europäischen Automobilhersteller (AEAC) an, lag die Schweiz – gemessen am Anteil der «Steckerfahrzeuge» (PHEV) bei Neuzulassung –, im Jahr 2022 auf Platz 9. Alberto Sanz de Lama, Managing Director bei AutoScout24, erklärt sich diese Platzierung so: «Die Schweiz hat keine flächendeckenden Fördermassnahmen zum Kauf eines E-Autos. Jeder Kanton, jede Gemeinde oder Stadt regelt dies anders. Zudem muss man bedenken, dass die Schweiz ein Land der Mieter ist. Und für diese gibt es aktuell kein Recht aufs Laden zu Hause. Sie können vielfach nicht frei über den Einbau einer Ladestation entscheiden, sondern müssen auf den Goodwill der Vemieter hoffen.» Für ihn ist klar, dass ohne eine überzeugende Strategie zur Ausstattung privater Ladeplätze die Skepsis vieler Schweizer wohl bleibt und der vollständige Umstieg auf die Elektromobilität länger dauern wird. (mc/pg)

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