Mit beheizten Oberflächen Reichweite von Elektrofahrzeugen im Winter verbessern
Köln – Wie generell bei Autos üblich, wird auch bei Elektrofahrzeugen warme Luft über eine Innenraumheizung in die Kabine geleitet. Es gibt aber Alternativen: So lassen sich Oberflächen beheizen, mit denen die Fahrzeug-Insassen in direkten Kontakt kommen, oder Flächen, die Wärme an Fahrer und Passagiere abgeben – ähnlich wie bei einer Infrarot-Heizung. Ford-Ingenieure zeigten nun, dass aufgrund der Beheizung von Oberflächen der Energieverbrauch im Innenraum eines Elektrofahrzeugs um 13 Prozent reduziert werden kann – somit liesse sich die Reichweite bei kalten Witterungslagen im Vergleich zu einem herkömmlichen Heizungsgebläse um fünf Prozent erhöhen. Pro Jahr könnte dies einen Unterschied von mehreren hundert zusätzlichen Kilometern Reichweite ausmachen.
Die entsprechende Ford-Forschungsreihe wurde von Oktober 2018 bis Oktober 2022 im Rahmen von CEVOLVER (Connected Electric Vehicle Optimized for Life, Value, Efficiency and Range) realisiert. Es handelt sich dabei um ein Projekt der Europäischen Kommission, das sich auf das Potenzial von Elektrofahrzeugen (Pkw und Nutzfahrzeuge) bezieht. Audderdem geht es um die Entwicklung von Software-Updates für bereits auf der Stradde befindliche Elektrofahrzeuge.
„Wir alle wissen, dass die Temperatur im Fahrzeug sinkt, wenn bei kühlem Wetter die Türen oder Fenster geöffnet werden. Dies gilt insbesondere für Lieferwagen, da die erzeugte Warmluft beim häufigen Öffnen der Fahrzeugtüren rasch verloren geht. Beheizte Oberflächen bleiben hingegen länger warm“, sagte Markus Espig, Systemingenieur, Propulsion Systems Engineering, Ford Research and Innovation Centre Europe. „Die Reduzierung des Energieverbrauchs verbessert nicht nur die Reichweite des Elektrofahrzeugs, sondern senkt auch die Kosten und trägt zu mehr Nachhaltigkeit bei“.
So funktionierte der Test
Die Ford-Ingenieure statteten einen vollelektrischen Ford E-Transit – ein leichtes Nutzfahrzeug, angesiedelt im 2-Tonnen-Nutzlastsegment – mit beheizbaren Armlehnen, Fuddmatten, Türverkleidungen, Sonnenblenden und einem ebenfalls beheizbaren Lenkrad aus.
Der Test beinhaltete die Einsatzprofile „Paketzustellungen“, „Stückgut-Lieferungen“ und einen eintägigen „Handwerker-Auftrag“ in 350 Kilometern Entfernung. Die Tester mussten die Fahrzeugtüren hunderte Male öffnen und schliessen und simulierten damit realitätsnah den typischen Arbeitstag eines Kurierfahrers und Handwerkers. Testfeld waren vor allem Strassen in und um Köln.
Die Ford-Forschung zeigte auch, wie Änderungen der Wetter-, Verkehrs- und Strassenbedingungen die Reichweite beeinflussen können. Die Integration der erfassten Daten in den Reichweitenrechner könnte helfen, die Reichweite in Echtzeit genauer vorherzusagen. Für Nutzfahrzeug-Flotten könnten die aggregierten Fahrdaten ausserdem verwendet werden, um den Energiebedarf für bestimmte Routen abzuschätzen. (mc/pg)