2008: Gutes Landwirtschaftsjahr, jedoch höhe Produktionskosten

Noch 2007 hatte das Nettounternehmens-Einkommen einen Anstieg von über 8 Prozent gegenüber dem schwierigen Landwirtschaftsjahr 2006 verzeichnet. Dies sind einige Ergebnisse der landwirtschaftlichen Gesamtrechnung, die das Bundesamt für Statistik (BFS) erarbeitet und am Montag veröffentlicht hat.


Garstiges Wetter
Zwischen April und September 2008 war die Vegetationsperiode von regenreichen und unbeständigen, manchmal kalten Verhältnissen geprägt, die einzig von einem warmen Monat Mai und eher heissen Temperaturen Ende Juni und August unterbrochen wurden. Die pflanzliche Erzeugung erzielt in der Folge mittlere bis gute Ergebnisse und steuert mit 4,6 Milliarden Franken rund 42 Prozent zum Gesamtproduktionswert der Schweizer Landwirtschaft bei. Für den allgemeinen Anstieg des Produktionswertes ist im Jahr 2008 die tierische Erzeugung verantwortlich; mit 5,4 Milliarden Franken leistet sie 50 Prozent des Gesamtproduktionswertes. Der restliche Anteil der Produktion setzt sich aus landwirtschaftlichen Dienstleistungen (spezialisierte Arbeiten im Ackerbau und in der Tierhaltung) und nichtlandwirtschaftlichen Nebentätigkeiten zusammen und entspricht einem Wert von 0,9 Milliarden Franken.


Rückgang der pflanzlichen Erzeugung
Der Wert der pflanzlichen Erzeugung sinkt gegenüber 2007 um 2,4 Prozent. Während die Qualität des Brotgetreides und die erzielten Preise besser sind als 2007, liegen die Ernteerträge unter jenen des Vorjahres. Die Anbauflächen und die Ernte von Futterweizen verzeichnen einen Rückgang und die Getreideproduktion geht gesamthaft zurück. Die inländische Produktion von Ölsaaten und Zuckerrüben legt hingegen weiter zu, im Gegensatz zur Kartoffelproduktion, die gemäss Schätzungen zwar deutlich geringer ausfällt als im Vorjahr, jedoch ein höheres Preisniveau aufweist. Trotz äusserst regnerischer Perioden weist der Gemüsebau ein mit 2007 vergleichbares Resultat auf; die geringere Produktion wird gesamthaft durch die Preise kompensiert.


Höhere Energiekosten
Die Kulturen in geschütztem Anbau sehen sich mit dem Anstieg der Energiekosten konfrontiert. Der Verkauf der Erzeugnisse der Zierbaum-schulen legt seit drei aufeinanderfolgenden Jahren zu. Die höheren Obstpreise können die im Vergleich zu 2007 deutlich schlechter ausgefallene Ernte nicht kompensieren. Bei den Weintrauben wird hingegen eine bessere Ernte erwartet als im vergangenen Jahr. Die Wetterbedingungen waren für das Hoffutter günstig, was volle Lager erwarten lässt. Da die Futterqualität mittelmässig ist und die Lager bereits gut gefüllt sind, gehen die Preise gegenüber 2007 zurück.


Zunahme der tierischen Erzeugung
Der Wert der tierischen Erzeugung, der zur Hälfte durch die Milch generiert wird, steigt 2008 um 7,5 Prozent an und setzt damit den 2007 begonnene Aufwärtstrend fort. Die positive Entwicklung hängt hauptsächlich mit der Zunahme der Milchproduktion (deutliche Erhöhung der Liefermengen und der Preise gegenüber 2007) und den besseren Absatzbedingungen für Schweine- und Geflügelfleisch zusammen. Auf dem Schweinemarkt reagieren die Preise gut auf die niedrigen Schlachtzahlen und bewirken damit ein deutliches Wachstum des Produktionswertes. Die Geflügelproduktion legt weiter zu und wird vom Anstieg des Geflügelkonsums unterstützt. Der Rindviehmarkt kann wie in den vergangenen Jahren gesamthaft von guten Preisen profitieren, obschon das rückläufige Angebot den Wert der Rindviehproduktion negativ beeinflusst.


Leichter Rückgang der öffentlichen Beiträge
Die Produktionssubventionen dürften im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Prozent zurückgehen; diese Schätzung beruht weitgehend auf dem Bundeshaushalt 2008. Diese Subventionen umfassen insbesondere allgemeine Direktzahlungen und Beiträge für ökologische Leistungen sowie eine tiergerechte Viehhaltung. Mit knapp 2,7 Milliarden Franken machen sie 20 Prozent der landwirtschaftlichen Gesamtressourcen aus.


Steigende Produktionskosten
Die Ausgaben für Vorleistungen, die zu zwei Dritteln ausserhalb der Landwirtschaft bezogen werden, steigen gegenüber 2007 um 2,7 Prozent und erreichen 2008 rund 6,6 Milliarden Franken. Aufgrund der weltweit starken Rohstoffnachfrage bleibt das Preisniveau für Landwirtschaftsprodukte zwar hoch, doch wirkt sie sich negativ auf die Produktionskosten der Schweizer Landwirtschaft aus. Mit Ausnahme von Elektrizität und Pflanzenschutzmitteln verteuern sich 2008 alle Güter und Dienstleistungen, die der Landwirtschaft vorgelagert sind. Von dieser Inflationstendenz sind insbesondere die Ausgaben für Dünger, Treibstoffe und Heizmittel betroffen; gemäss den ersten Schätzungen tragen diese Inputs, obschon sie direkt nur rund 6 Prozent der Gesamtkosten ausmachen, zu mindestens einem Drittel zum Anstieg der Produktionskosten bei. Die Kraftfutter, die aufgrund der verstärkten Eier- und Geflügelproduktion vermehrt verwendet werden, sind in geringerem Ausmass von diesem Preisanstieg betroffen.


2,3 Prozent mehr Absachreibungen
Die Abschreibungen, die im Jahr 2008 rund 2,3 Milliarden Franken ausmachen dürften, steigen im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 Prozent. Der Hauptgrund dafür ist der Preisanstieg bei den landwirtschaftlichen Bauten und Ausrüstungen. Das Arbeitnehmerentgelt in der Landwirtschaft bleibt nahezu unverändert, da der Lohnanstieg mehrheitlich durch den Rückgang der Angestelltenzahl kompensiert wird. Die Schuldenlast vergrössert sich durch die Erhöhung der Hypothekarzinsen.


Stagnierendes Einkommen des Agrarsektors
Das Nettounternehmenseinkommen des gesamten Schweizer Agrarsektors (Entgelt der selbstständigen Erwerbsarbeit) wird für 2008 auf 2,8 Milliarden Franken geschätzt, was nahezu dem Vorjahresniveau entspricht. Der Agrarsektor kann also nur leicht vom hohen Preisniveau für Rohstoffe auf dem Weltmarkt profitieren. Dies ist namentlich auf den starken Preisanstieg bei Erdölerzeugnissen und Düngemitteln zurückzuführen. Dank dem hohen Anteil der Grünlandbewirtschaftung und der Viehwirtschaft, die Hoffutter und Hofdünger selber liefert und verwendet, kann die Schweizer Landwirtschaft gegenüber Nahrungs- und Düngemitteln, die von der Industrie und vom Weltmarkt stammen, einigermassen unabhängig bleiben. Dadurch dürften die negativen Auswirkungen auf den Mehrwert und das Einkommen des gesamten Agrarsektors eingedämmt werden. (bfs/mc/ps)

Schreibe einen Kommentar