Die Diskussion über die Rolle einiger Hedge-Fonds bei dem erzwungenen Abtritt der Führungsriege der Deutsche Börse ist von unbestätigten Wall-Street-Gerüchten überschattet worden, dass einige Hedge-Fonds wegen fehlgeschlagener Investmententscheidungen hohe Verluste erlitten haben könnten. Die betroffenen Hedge-Fonds sollen auf einen Anstieg von General- Motors-Anleihen und einen Kursverlust von GM-Aktien gesetzt haben. Genau das Gegenteil trat jedoch ein. Die GM-Aktien legten kräftig zu, nachdem der amerikanische Milliardär Kirk Kerkorian eine Aufstockung seiner GM-Beteiligung angekündigt hatte. Die GM-Anleihen fielen hingegen massiv, nachdem Standard & Poor’s ihnen Schrottanleihen-Status zukommen liess.
Milliardengewinne
Die Wall Street reagierte am Dienstag mit Kursverlusten auf die Gerüchte, zumal die Hedge-Fonds in d iesem Jahr im Schnitt erheblich schlechter abgeschnitten haben als in den vergangenen Jahren. Die Aktien vieler Grossbanken und Investmentbanken gerieten unter Druck, weil sie den Hedge-Fonds teilweise bei ihren gewagten Spekulationen auf Pump die notwendigen Kredite hatten zukommen lassen. Sie hatten 2004 nach einer Schätzung 25 Milliarden Dollar bei Geschäften mit Hedge-Fonds verdient. Die Hedge-Fonds spekulieren in grossem Stil auf den Anstieg oder Fall von Aktien, Anleihen, Optionen, Devisen, Öl, Rohstoffen jeder Art und Edelmetallen. Ihre teilweise hochriskanten Investmentstrategien beinhalten Spekulationen mit geliehenen Geldern, extrem komplizierte Derivat-Produkte vielfältigster Art und andere Aktionen, die normale Investmentfonds nicht anwenden dürfen.
Schwach überwacht
Die Hedge-Fonds wurden in der Vergangenheit behördlich nur relativ schwach überwacht weil sie traditionell nur für die ganz Reichen da waren, die die Risiken und die Gewinnmöglichkeiten abschätzen konnten. Jetzt kommt jedoch ein immer grösserer Teil der Gelder von grossen institutionellen Anlegern wie Versicherungen und Pensionskassen und damit indirekt von Konsumenten. Selbst kleinere Anleger können sich direkt an so genannten «Funds of Hedge-Funds» beteiligen, die ihrerseits in eine Vielzahl anderer Hedge-Fonds investieren. Aber gerade die Ausuferung der Hedge-Fonds und die gigantischen Mittelzuflüsse könnte für das globale Finanzsystem gefährlich werden. Der Fast-Zusammenbruch des amerikanischen Hedge-Fonds Long-Term Capital Management im Jahr 1998 mit Milliardenverlusten hatte die Finanzwelt, den Internationalen Währungsfonds und die Aufsichtsbehörden aufgerüttelt. Seither hat sich jedoch in Sachen Überwachung nur relativ wenig getan.
Aufsichtsregeln werden verschärft
Was geschieht beispielsweise, wenn die Hedge-Fonds-Investoren plötzlich in grossem Stil Gelder abziehen und die Hedge-Fonds Anlagen verkaufen müssen, um die Investoren auszuzahlen. Hiervor hatte US-Notenbankchef Alan Greenspan noch vor wenigen Tagen gewarnt. Die amerikanische Wertpapier- und Börsenkommission SEC hat die Aufsichtsregeln für die bisher weitgehend unregulierten Hedge-Fonds mit Wirkung vom 1. Februar 2006 verschärft. (awp/mc/as)