ABB: Asbestvergleich – Keine Einsprachen

Damit ist der Vergleich für die betroffene ABB-Tochter Combustion Engineering (CE) rechtskräftig geworden. «Das ist ein Meilenstein in der Geschichte von ABB», freute sich ABB-Chef Fred Kindle am Samstag. Eine jahrelange Unsicherheit, die den Konzern zwischenzeitlich an den Rand des Zusammenbruchs brachte, sei ausgeräumt.


Schutz gegen weitere Klagen
ABB zahlt gemäss dem Vergleich 1,43 Mrd USD in einen Fonds, teils in Aktien, teils in bar. ABB hatte die Summe zurückgestellt. Um die Auszahlung der Gelder kümmert sich ein Trust. Im Gegenzug ist ABB gegen alle hängigen und allfälligen weiteren Klagen .


2 Mrd USD Asbestbelastung
Bis Februar 2003 hatte ABB bereits 1,1 Mrd USD an Asbest-Kläger ausbezahlt. Für rund 0,5 Mrd USD war ABB versichert. Unter dem Strich hat die CE-Affäre ABB damit fast mit 2 Mrd USD belastet.


Einkauf mit Folgen
ABB hatte die Affäre «eingekauft»: Ende 1989 übernahm der expansionshungrige Konzern, der knapp zwei Jahre zuvor aus der Schweizer BBC und der schwedischen Asea entstanden war, die in Windsor (US-Bundesstaat Connecticut) ansässige CE. Damit sollte das Kraftwerkgeschäft gestärkt werden.


100’000 Entschädigungsklagen gegen ABB
CE hatte aber in den 60er- und 70er-Jahren in Druckkesseln krebserregenden Asbest verbaut. Zwischen dem Jahr 2000 und 2002 gingen deshalb über 100’000 Entschädigungsklagen gegen ABB ein.


Millionenschwerer Verlust ausgewiesen
Wegen den Rückstellungen musste ABB 2001 erstmals einen Verlust ausweisen von fast 700 Mio USD. An den Finanzmärkten genoss der Konzern kaum noch Kredit, die Aktie fiel ins Bodenlose und der Schuldenberg drohte ABB zu erdrücken. Zudem brachten die millionenschweren Pensionskassenbezüge der Ex-Konzernleiter Göran Lindahl und Percy Barnevik ABB in der Öffentlichkeit in Verruf.


Letzte 30-tägige Einsprachefrist geendet
Anfang 2003 konnte sich ABB auf einen Asbest-Vergleich über 1,2 Mrd USD einigen. Doch die Kläger fühlten sich ungleich behandelt. Der Vergleich wurde revidiert und schliesslich kurz vor Weihnachten 2005 vom US-Konkursgericht in Pittsburgh gebilligt. Eine letzte 30-tägige Einsprachefrist endete nun am 31. März um Mitternacht.


Übernahme entpupt sich als Fehlentscheid
«Wenn absehbar gewesen wäre, wie dramatisch sich diese Asbestklagen entwickeln, wäre CE sicher nicht gekauft worden. Im Nachhinein war die 1,6 Mrd USD teure Übernahme ein Fehlentscheid, auch wenn ABB von einigen der gekauften Geschäften weiterhin profitiert», sagte ABB-Sprecher Thomas Schmidt der Nachrichtenagentur SDA.


Kleinerer Fall noch hängig
Das Thema Asbest ist für ABB noch nicht ganz erledigt. Noch am Laufen sind die abgetrennten Verhandlungen über Forderungen gegen die US-Tochter Lummus Global, die Ingenieurleistungen für petrochemische Anlagen erbringt.


Einigung in naher Zukunft
Dem geplanten Vergleich haben inzwischen 96% der Kläger zugestimmt. Eine Einigung sei in sehr naher Zukunft zu erwarten. Der Fall ist deutlich kleiner: ABB hat einen zweistelligen Millionenbetrag zurückgestellt, wie Schmidt sagte. (awp/mc/ab)

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