ABB-Chef Kindle hinterlässt Rekordergebnis – Trennungsgrund bleibt geheim
Die Gründe für die Trennung blieben einer Telefonkonferenz im Dunkeln und es darf weiterhin nur darüber gemutmasst werden. Dass ABB gleichzeitig über den Erwartungen liegende Zahlen für das Gesamtjahr 2007 vorgelegt hat, wurde von der Börse nicht honoriert.
Kindle wird das Unternehmen aufgrund von «unüberbrückbaren Differenzen über die Führung des Unternehmens» per sofort verlassen, teilte ABB am Mittwoch mit. Der Verwaltungsrat hat vorläufig Finanzchef Michel Demaré zum Vorsitzenden der Konzernleitung ernannt, die Suche nach einem Nachfolger für Kindle habe aber «umgehend» begonnen.
Stillschweigeabkommen über Trennungsgründe
Die Trennung erfolgte offenbar nicht wegen Streitfragen um die künftige Akquisitionspolitik, wie das die Mehrheit der Branchenbeobachter vermutet hatte. «Es hat keine Auseinandersetzung zwischen Kindle und dem Verwaltungsrat wegen Akquisitionsfragen gegeben», sagte VR-Präsident Hubertus von Grünberg anlässlich einer Telefonkonferenz zum Abgang Kindles. Genauere Angaben zu den Gründen wollte von Grünberg trotz drängender Fragen seitens der Medien und der Analysten aber nicht machen. Dies sei Teil des Agreements mit dem ehemaligen CEO.
Sämtliche in den vergangenen neun Monaten angeschauten und dann verworfenen Akquisitionsziele seien vom Verwaltungsrat und Fred Kindle gemeinsam abgelehnt worden, bekräftigte von Grünberg seine Aussagen. Es gebe auch keinen Zusammenhang zwischen der Trennung und der operativen Performance von ABB.
Keine Änderung der bisherigen Strategie
Der Verwaltungsrat von ABB steht weiterhin hinter den strategischen Zielen, die im September 2007 bekannt gegeben wurden und zeigt sich überzeugt, dass die Konzernleitung die Strategie umsetzen kann. «Wir werden das Geschäft so weiterführen wie bisher», sagte von Grünberg. Der künftige neue CEO müsse an der strategischen Ausrichtung nichts ändern. Von Grünberg bekräftigte auch den bisherigen Wachstumskurs von ABB, demgemäss sowohl internes als auch externes Wachstum angestrebt werde. In Sachen Akquisitionen will ABB die bisher gezeigte Disziplin auch weiterhin beibehalten.
Zahlen über den Erwartungen
ABB hat am Morgen gleichzeitig erste Zahlen für das Geschäftsjahr 2007 und das vierte Quartal publiziert. Der Umsatz stieg im Gesamtjahr auf 29’183 (VJ 23,281) Mio USD und der Auftragseingang auf 34’348 (27’048) Mio. Der Betriebsgewinn auf Stufe EBIT erhöhte sich auf 4’023 (2’557) Mio USD, womit sich die EBIT-Marge auf 13,8 (10,6)% weiter verbesserte.
Reingewinn von 3,757 Mrd. Franken
Der Reingewinn hat sich auf 3’757 (1’390) Mio USD mehr als verdoppelt. Der Anteil am Reingewinn aus dem Verkauf von Lummus belief sich auf 530 Mio USD, 475 Mio USD steuerte ein ausserordentlicher Steuereffekt bei. Die Dividende in Form einer Nennwertrückzahlung soll auf 0,48 CHF ebenfalls verdoppelt werden.
Im vierten Quartal wurde ein Umsatz von 8’713 Mio USD erwirtschaftet und der Auftragseingang kam auf 8’868 Mio USD zu liegen. Der EBIT stieg auf 1’145 Mio USD und der von den genannten Sonderfaktoren beeinflusste Reingewinn auf 1’753 Mio USD. Die EBIT-Marge verbesserte sich im Schlussquartal auf 13,1%. ABB hat damit die Erwartungen der Analysten insgesamt übertroffen.
Aktienrückkaufprogramm
Nicht überraschend gab ABB zudem die Lancierung eines Aktienrückkaufprogramms über bis zu 2,2 Mrd CHF bekannt. Dies lasse die Aktionäre von der verbesserten Profitabilität und der starken Cash-Position profitieren und bewahre gleichzeitig die finanzielle Flexibilität.
Börse reagiert auf Kindle-Abgang
An der Börse wurden die an sich guten Zahlen weitgehend ignoriert. Kommentiert – und vor allem kritisiert – wurde vor allem der Abgang des weitherum beliebten und angesehenen Kindle. Am frühen Nachmittag verzeichnen ABB ein Minus von gut 8%, der Tiefpunkt lag bei über minus 10%. (awp/mc/pg)