ABB ernennt Joseph Hogan zum neuen CEO

Der von Hubertus von Grünberg präsidierte Verwaltungsrat entschied sich damit für eine externe Lösung. Michel Demaré, der seit Februar interimistisch als CEO waltet und sich für eine definitive Beförderung interessierte, bleibe Finanzchef von ABB, wie der Elektrotechnikkonzern am Donnerstag mitteilte. Demaré war bis zuletzt in der engeren Wahl. «Er war bei den letzten drei oder vier Kandidaten», sagte Verwaltungsratspräsident Hubertus von Grünberg anlässlich einer Telefonkonferenz. Demaré akzeptiere aber auch diese Entscheidung «voll und ganz», wie er erklärte.


Kein Strategiewechsel
Die Ernennung des GE-Managers zum neuen starken Mann bei ABB impliziert indes keinen Strategiewechsel. «Wir sehen keinen Grund, unseren Fokus oder unsere Strategie zu ändern», betonte von Grünberg und bekräftigte bei dieser Gelegenheit auch die mittelfristigen Finanzziele von ABB. Der deutsche Verwaltungsratspräsident Grünberg war im Februar in die Kritik geraten, weil er sich von Konzernchef Fred Kindle trennte, obwohl ABB für 2007 ein glänzendes Ergebnis vorwies. Die genauen Gründe für den Entscheid hat Grünberg nie genannt, es habe unüberwindbare Differenzen gegeben, sagte er lediglich. Unterschiedliche Auffassungen bezüglich Akquisitionspolitik könnten zu dem Zerwürfnis geführt haben, wurde danach in den Medien oft spekuliert.


Akquisitionspolitik bleibt im Zentrum
Hogan selbst schliesst weder kleine noch grosse Akquisitionen aus. «Es ist aber nicht eine Frage der Grösse, sondern eine Frage der richtigen strategischen Richtung», betonte der künftige CEO und stellte damit einen generellen Wechsel in der Akquisitionsstrategie in Abrede. «Dem organischen Wachstum wird auch in Zukunft die erste Priorität eingeräumt, und externes Wachstum ist nicht ausgeschlossen», fügte von Grünberg an. Dieser hatte in Vergangenheit die «vernünftige Grössenordnung» für Akquisitionen bei 500 Mio USD bis 1,5 Mrd USD angesiedelt. ABBs Kriegskasse war zum Ende des ersten Quartals 2008 mit 5,5 Mrd USD gefüllt.


ABB auf Einkaufstour
Erst am Vortag hatte ABB, die anfangs des Jahrtausends vor der Pleite stand und sich radikal gesundschrumpfen musste, den Startschuss zu einer Einkaufstour gegeben. Mit der Übernahme des US-Transformatorenherstellers Kuhlman Electric will ABB von der überfälligen Modernisierung der Stromnetze in den Vereinigten Staaten profitieren. «Diese Transaktion ist ein erster Meilenstein unserer Übernahmestrategie, deren Fokus auf gezielten Akquisitionen zur Ergänzung unserer Angebotspalette und zum Ausbau unserer geografischen Präsenz liegt», erklärte Demaré.


Analysten und Börse reagieren positiv
Mit der Ernennung von Hogan dürfte ein letzter Unsicherheitsfaktor bei ABB behoben sein, schreibt die Bank Wegelin in einem ersten Kommentar. Aus Sicht von Vontobel ist die Ankündigung sehr positiv. Vontobel erwartet, dass der nach den Managementmethoden des früheren GE-Chefs Jack Welch führende Hogan einen starken Fokus auf Margenverbesserung, Qualität und Portfoliomanagement legen wird. Erfreut zeigt sich Vontobel auch über die Tatsache, dass Interims-CEO Demaré weiter als CFO fungieren wird. Für die ZKB besteht diesbezüglich allerdings ein Risiko, dass Demaré wie sein Vorgänger Peter Voser das Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt verlassen könnte, da er sich selbst berechtigte Hoffnung auf den CEO Job gemacht habe. Um 11.20 Uhr liegen ABB 3% im Plus auf 28,50 CHF. Der SMI gewinnt zum Berichtszeitpunkt 1,57% (awp/mc/ps/02)

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