ABB GV: CEO Kindle denkt immer lauter über Wachstum nach

Im Jahr 2004 habe ABB wieder an Stärke gewonnen, lautete die Bilanz von Verwaltungsratspräsident Jürgen Dormann am Donnerstag vor 1’030 Aktionären (47,9 Prozent des Kapitals) in Zürich. Das operative Ergebnis sei um fast eine Milliarde Franken verbessert, die Finanzstruktur gestärkt und der Konzern auf den Weg zu profitablem Wachstum zurückgebracht worden.


Wachstum in China – Anpassung in Europa
Auf dem grössten Absatzmarkt, den USA, rechnet Dormann im laufenden Jahr mit einem Gewinn, was ABB seit der Fusion 1988 auf dem US-Markt noch nie erreicht hat. In Deutschland, dem zweitgrössten Absatzmarkt, sei der Turnaround bereits 2004 geschafft worden. Grosses hat Dormann in China vor, dem drittgrössten Markt für ABB. Bis 2008 soll der Umsatz auf 4 Mrd USD verdoppelt und der Personalbestand von 7’000 auf 12’000 Angestellte erhöht werden. Die Vergrösserung der Kapazitäten in China und auch Indien werde in Europa «Anpassungsmassnahmen» zur Folge habe, kündigte Dormann an. Dies soll mit «Augenmass und sozialpolitischer Verantwortung» erfolgen.


Strategieplanung ohne Revolutionen
Konzernchef Fred Kindle, seit gut viereinhalb Monaten Chef des Technologiekonzerns, beschäftigt sich derzeit mit der Festlegung der Unternehmensziele bis ins Jahr 2009. Im September will er diesen Strategieplan für die nächsten Jahre vorlegen. Revolutionäre Änderungen seien aber nicht in Sicht, kündigte Kindle schon am Donnerstag an. In den letzten zehn Jahren habe es bei ABB zu viele strategische und organisatorische Veränderungen gegeben.


Effizienz steigern
Nach der Fusion von Asea und BBC im Jahr 1988 seien die vergleichsweise enttäuschenden operativen Resultate lange Zeit übersehen worden. Die sehr komplexe Struktur mit zu vielen Profitcentern und oftmals unklaren Verantwortlichkeiten seien zunehmend zum Problem geworden. Die Wachstumsmaschine, die ABB nach der Gründung gewesen sei, sieht Kindle dagegen als Stärke an, die es zu pflegen gilt. Die «angestammten Wachstumstugenden» müssten aber mit einer konsequenten Effizienzsteigerung verknüpft werden.


Asbest-Lösung näher denn je
Beim Asbest-Fall in den USA sieht Kindle eine endgültige Lösung «näher denn je». Voraussichtlich im Juni will ABB den neuen Vergleichsplan vorlegen und damit die Einwände des US- Berufungsgerichts vom Dezember 2004 vollumfänglich beseitigen.


Schliessung in Frankreich
Am Dienstag war bekannt geworden, dass ABB in Frankreich die Schliessung einer Fabrik im Département Seine-et-Marne bei Paris plant. Dies hat am Donnerstag gut fünfzig französische ABB-Angestellte, Gewerkschafter und Behördenvertreter dazu veranlasst, nach Zürich zu fahren, um für die 213 betroffenen Angestellten zu demonstrieren. Befragt von zwei Aktionären, sagte Dormann, dass bis jetzt noch kein Entscheid gefallen sei. Elektromotoren und Wechselstromgeneratoren würden neben Frankreich auch an ABB-Standorten in Finnland, Italien und Schweden hergestellt, erläuterte Mediensprecher Thomas Schmidt auf Anfrage. Und Frankreich habe die niedrigste Profitabilität der Standorte. (awp/mc/as)

Schreibe einen Kommentar