ABB meldet Bestechungsfälle in den USA

Die Unregelmässigkeiten seien Mitte 2004 bei einer internen Untersuchung festgestellt worden, teilte ABB am Dienstag mit. Bei den Zahlungen handle es sich um Fälle von Bestechungen, präzisierte ABB-Sprecher Thomas Schmidt auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die verdächtigen Zahlungen seien im Zusammenhang mit Geschäftsaktivitäten in Lateinamerika und im Nahen Osten erfolgt. ABB habe im Zuge der internen Untersuchung zwei Managern gekündigt.


Interne Untersuchungen laufen

Die Zahlungen seien an Mittelsmänner erfolgt, sagte Schmidt. Die internen Untersuchungen sind gemäss Schmidt noch nicht abgeschlossen. Bislang sei allerdings lediglich eine begrenzte Zahl an Fällen bekannt geworden. ABB habe das US-Justiziministerium und die Börsenaufsicht SEC über die Zahlungen informiert. Bei der Aufklärung werde ABB eng mit den beiden Behörden zusammenarbeiten.

Juristische Konsequenzen unklar

Die juristischen Konsequenzen für ABB können derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Man könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, ob und wie allfällige Sanktionen für ABB aussehen, sagte Schmidt. «Wir haben eine strikte Null-Toleranz-Politik bei Verstössen gegen die Rechtsordnung und die Unternehmensethik», wird ABB-Konzernchef Fred Kindle in der Mitteilung vom Dienstag zitiert. ABB handle unverzüglich und berichte in vollem Umfang an die Behörden.

ABB Network Management in Texas

Beim betroffenen Unternehmen handelt es sich um die in Texas ansässige US-Einheit ABB Network Management. Sie war 1999 von ABB übernommen worden. Die Einheit zählt etwa 150 Mitarbeitende. Das Unternehmen liefert Steuerungssoftware an Versorgungsunternehmen. ABB war bereits in der Vergangenheit verschiedentlich wegen Unregelmässigkeiten ins Scheinwerferlicht geraten. Die Begleichungen kostet den Konzern Millionen von Dollar. Aufsehenerregend war das Bestechnungsverfahren in den USA, in dem sich im vergangenen Juli zwei Tochtergesellschaften schuldig bekannt haben.

Bestechung zugegeben

Die beiden Gesellschaften gaben zu, afrikanische und asiatische Regierungsvertreter zwischen 1998 und 2003 bestochen zu haben, um sich Aufträge zu sichern. Die Rede war von Zahlungen von über 1,1 Mio USD. ABB muss zur Strafe 10,5 Mio USD zahlen, weitere 5,9 Mio USD kosten rechtswidrige Gewinne.

Untersuchung der Behörden laufen noch

In Italien wurden im vergangenen Juni Unregelmässigkeiten festgestellt. Im Mai nahm die EU-Kommission Ermittlungen wegen Preisabsprachen mit gasisolierten Hochspannungsschaltungen (GIS) auf. Zuvor hatte ABB intern Unregelmässigkeiten festgestellt und die Behörden informiert. Gemäss Schmidt sind die Untersuchungen hier noch nicht abgeschlossen. (awp/mc/ab)
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