Die Schweizerische Post treibt ein gigantisches Projekt voran: In den Jahren 2006 bis 2008 entstehen in der Schweiz drei neue Briefzentren und sechs Subzentren, in denen in Zukunft die Briefe weitgehend automatisiert verarbeitet werden. Rund eine Milliarde Schweizerfranken investiert die Post in die Neukonzeption ihrer Briefzentren. Das strategische Grossprojekt drängte sich unter anderem vor dem Hintergrund der Liberalisierung der Briefpost auf.
2.4 Millionen Briefpostbehälter
Den Auftrag von der Post, innerhalb von drei Jahren 2.4 Millionen Briefpostbehälter zu liefern, erhielt die Die Firma Georg Utz AG. Die Behälter werden in Zukunft die Säcke, in denen Briefe bis anhin transportiert wurden, ersetzen. «Das ist der grösste Auftrag in unserer bald 60-jährigen Firmengeschichte», sagt Christoph Zimmermann, Produktionsleiter der Bremgartener Traditionsfirma, stolz. Das 11-Millionen-Franken-Projekt verlangt Utz aber auch einige Anstrengungen ab. Neben der grossen Menge fordern einige Spezialwünsche das Aargauer Unternehmen zusätzlich heraus. So müssen die Kunststoffbehälter leer Platz sparend gestapelt werden können und Lasten von bis zu 15 Kilogramm über einen längeren Zeitraum aufnehmen, ohne dass der Kunststoffboden durchbiegt. Und: Zusätzlich muss jeder Behälter mit gelben Etiketten als Orientierungshilfe für die Stapelfunktion und Strichcodes zur eindeutigen Identifikation versehen werden. Zu guter Letzt: «Die Behälter müssen möglichst hässlich sein», schmunzelt Zimmermann. Der ausdrückliche Kundenwunsch hat aber einen triftigen Grund «Täglich werden Dutzende von Kisten gestohlen, weil sie im Alltag so praktisch sind. Dem möchte die Post in Zukunft zuvorkommen», erklärt der Diplomingenieur. «Graue Maus» unter Kunststoffbehältern
Spezifische Kundenwünsche gehören zum Spezialgebiet der erfahrenen Kunststoff-Technik-Firma. Und so designten die Utz-Fachleute eine «graue Maus» unter ihren Kunststoffbehältern, jedoch mit ausgeklügeltem Innenleben und einer Dreh-Stapelfunktion. Die Nachbearbeitung der Briefboxen stellte das Team jedoch vor eine neue Herausforderung: Innerhalb von wenigen Sekunden müssen die Behälter mit doppeltem Kunststoffboden, Trennwand, gelben Markierungen und Strichcodes ausgerüstet werden. Ein typischer Fall für die ABB-Einheit Robotics, die den Zuschlag für die neue Roboteranlage erhielt. Utz steckte hohe Massstäbe: Innerhalb von 13 Sekunden sollten die Roboter die im Spritzgussverfahren hergestellten Behälter mit den vorgegebenen Spezialfunktionen versehen.Zusammenspiel der Roboter
ABB-Projektleiter Marcel Rieder konzipierte am Bildschirm einen ausgeklügelten Ablauf mittels zwei Robotern vom Typ IRB4400 und einem vom Typ IRB6600. Der Auftrag gestaltete sich relativ kompliziert: » Wir mussten viele Aufgaben integrieren und konnten die Anlage erst vor Ort testen», erklärt der Roboterspezialist. Von den anfänglichen Schwierigkeiten bei der Integration der Roboter in die Gesamtanlage merkt man heute nichts mehr: In einem kleinen Roboterpark arbeiten die drei ABB-Roboter Greifarm an Greifarm. Roboter Nr. 1 setzt Verstärkungsplatten ein. Roboter Nr. 2 bedient die Prägemaschinen, die gelbe Markierungen und das Postlogo aufbringen. Zuletzt setzt Roboter Nr. 3 die Trennplatte ein und bringt die Strichcodes auf. Ein Utz-Mitarbeiter transportiert die Paletten anschliessend in eine eigens konstruierte Lagerhalle, in der sich die Behälter bis zur Teilauslieferung sieben Meter hoch stapeln. Doch nicht mehr lange: Bereits ab Frühjahr 2007 werden sie mit Briefen der Postkunden beladen kreuz und quer durch die Schweiz reisen.(ABB/mc/hfu)