ABB setzt die Messlatte höher – Akquisitionen bleiben grosse Unbekannte

Ob es zu Akquisitionen oder zu Barmittelrückzahlungen an die Aktionäre kommt, bleibt weiterhin offen.


ABB hat anlässlich des herbstlichen Strategieupdate 2007 die Ziele für den Zeitraum bis 2011 erhöht. Neu wird ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum von 8 bis 11% angestrebt, bereinigt um den Einfluss grösserer Akquisitionen oder Devestitionen sowie unter Annahme konstanter Wechselkurse. Für die EBIT-Marge wird neu ein Zielkorridor von 11 bis 16% angestrebt und für die Eigenkapitalrendite (ROCE) ein Wert von über 30% bis 2011. Der neue Zielkorridor für die EBIT-Marge ist der einzige Kritikpunkt der Analysten, welche sich eine aggressivere und weniger weit gefasste Formulierung gewünscht hatten.


Umsatzwachstumsziel übertrifft Prognosen
Das neue Umsatzwachstumsziel hat die Prognosen hingegen übertroffen und wurde entsprechend gelobt. Die von AWP befragten Analysten prognostizierten für die EBIT-Marge einen neuen Zielwert zwischen 13 und 16% und für das Umsatzwachstumsziel 6 bis 8%. Weiter will ABB den Gewinn je Aktie im Jahr durchschnittlich um 15 bis 20% steigern und der freie Cashflow in Prozent des Nettoertrags (Cash Conversion) soll bis 2011 durchschnittlich 100% erreichen.


Robuste Märkte weltweit
ABB-Chef Fred Kindle zeichnete an der Medienkonferenz zum Strategieupdate ein durchaus rosiges Bild der Wirtschaft. «Die verstärkten Diskussionen um den Klimaschutz und um Energieeffizienz unterstützen das Geschäftsmodell von ABB», erklärte Kindle. ABB geht davon aus, dass die Nachfrage nach Strominfrastruktur sowie die Investitionen in bestehende Stromnetze und Kraftwerke in allen Regionen anhält. Aufgrund der guten Markt- und Technologieposition, insbesondere in den Schwellenländern, sei ein organisches Umsatzwachstum möglich, welches beim Zweifachen des Marktwachstums (6%) und beim Dreifachen des weltweiten BIP-Wachstums (3%) liege.


Die neuen Ziele nannte Kindle ‹ambitiös aber realistisch›. «Die Verbesserung der Gewinnmarge kann auf vielen Ebenen angegangen werden», so Kindle. Als Beispiele nannte er eine weitere Reduktion der Kosten durch Produktionsverlagerung in die aufstrebenden Märkte, Preiserhöhungen oder Skaleneffekte. Hinsichtlich der Rohstoffpreise geht ABB von einer Stabilisierung auf hohem Niveau aus.


Weiterhin gesucht: Akquisitionsobjekte
Zum Dauer-Thema Akquisitionen gab es nicht viel Neues. «Wir sind auf der Suche nach Akquisitionen, welche strategisch zu uns passen, sich erfolgreich integrieren lassen und finanziellen Wert generieren», bekräftigte Kindle die bisherige Strategie von ABB. Der geografische Fokus liegt dabei auf den Wachstumsmärkten sowie auf Nordamerika und technologisch interessante Objekte werden reinen Umsatzbringern vorgezogen.


«Wir halten an der Preisdisziplin fest»
Dass es trotz intensiver Suche noch nicht zu einer grösseren Akquisition gekommen ist, begründet Kindle mit den hohen Preisen. «Über 100 Objekte haben wir im Visier, davon stehen aber die meisten auf ‹Hold›. Wir halten an der Preisdisziplin fest.» Dass sich ABB unter Zuhilfenahme von Fremdkapital eine Akquisition im Wert von bis zu 15 Mrd USD leisten könnte, mochte Finanzchef Michel Demaré nicht direkt bestätigen. «Der Verschuldungsgrad von ABB soll auch nach einem Zukauf 40% nicht übersteigen.» Wir wollen unser Investment Grade Rating nicht auf’s Spiel setzen, hiess es dazu. Dass die aktuelle Krise an den Kreditmärkten einen direkten Einfluss auf das Geschäft habe, verneinte Kindle. Allenfalls könnten die Preise für die Übernahmeziele sinken.


Pläne begeistern Börsianer nicht
An der Börse löste ABB keine Begeisterungsstürme aus, der Titel verlor bis am frühen Nachmittag – unter anderem wegen Gewinnmitnahmen – 3,5% in einem negativen Gesamtmarkt. (awp/mc/pg)

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