ABB hat heute die Absicht bekanntgegeben, den Anteil an der indischen Tochtergesellschaft ABB Limited auf 75% von derzeit rund 52% auszubauen. Den Aktionären der an der indischen Börse kotierten Gesellschaft werden 900 Rupien je Aktie geboten, was gegenüber dem Schlusskurs vom vergangenen Freitag einer Prämie von rund 34% entspricht. Gegenüber dem nach indischen Regularien geforderten Mindestkurs beträgt der Aufschlag 14%. Den möglichen Gesamtwert der Transaktion beziffert ABB auf rund 965 Mio USD.
CFO: Teure Offerte
Finanzchef Michel Demaré gab an einer Telefonkonferenz zu, dass der offerierte Preis (knapp 1 Mrd USD für rund 23%) teuer sei. «Um den angestrebten Anteil von 75% zu erreichen, müssen wir aber eine gute Prämie offerieren.» Angesichts des Zukunftspotentials von Indien sei die Bewertung aber fair. Er zeigte sich für die angestrebte Erhöhung des Anteils zuversichtlich. «Der Ausbau auf 75% werde sich ab dem ersten Jahr gewinnverdichtend auf das Ergebnis von ABB auswirken», sagte Demaré.
Keine Komplett-Übernahme angestrebt
Ein Anteil von 75% gebe dem Management mehr Entscheidungsfreiheit und erhöhe so die Flexibilität. Gemäss indischem Börsenrecht sei 75% die Grenze, ab der man wichtige Entscheide, wie zum Beispiel Akquisitionen, fällen könne. ABB will grundsätzlich mit dieser Investition die langfristige Entwicklung des Geschäftes in Indien fördern. Eine 100%-Übernahme werde nicht angestrebt, da die Tochtergesellschaft an der indischen Börse kotiert bleiben soll. Einen Einfluss auf den Goodwill hat die Transaktion gemäss Demaré nicht, der Einfluss der Minderheiten auf das Ergebnis werde aber kleiner. Das Angebot untersteht noch den behördlichen Genehmigungen. Die Angebotsfrist soll vom 8. Juli bis am 27. Juli 2010 laufen.
7’500 ABB-Beschäftigte in Indien
ABB Limited erzielte 2009 mit rund 6’200 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,4 Mrd USD und einen Vorsteuergewinn von 117 Mio USD. Insgesamt beschäftigt ABB in Indien rund 7’500 Mitarbeiter. Bereits vor knapp zwei Wochen hatte ABB die Übernahme des amerikanischen Softwareunternehmens Ventyx für über 1 Mrd USD bekanntgegeben. Damit werde ABB zu einem führenden Anbieter von Softwarelösungen für das Energiemanagement und Smart Grids, hiess es damals zur Begründung.
Weitere Akquisitionen möglich
Die bisherige Akquisitionspolitik von ABB bliebe von jener Übernahme unberührt. Man halte die Augen für Ergänzungsakquisitionen weiter offen und achte dabei auf eine geografische oder technologisch passende Ergänzung, sagte Hogan nach der Ankündigung des Ventyx-Deals. Die Cash-Position, welche ABB per Ende des ersten Quartals ausgewiesen hat, lag bei 7,2 Mrd USD. Nach Abschluss der heute angekündigten Transaktion und der Übernahme der amerikanischen Ventyx sowie unter Einrechnung der Ausschüttung an die Aktionäre im Juli werde die Netto-Cash-Position auf rund 5 Mrd USD zu liegen kommen, erklärte der Finanzchef heute. Dabei gelte es auch zu berücksichtigen, dass ABB ja laufend Cash generiere. (awp/mc/ps/01)