Für den schweizerischen Verband der diplomierten Absolventinnen und Absolventen Höherer Fachschulen ODEC kommt das Ergebnis des Bildungsberichts nicht überraschend. Dass Absolventinnen und Absolventen Höherer Fachschulen im Berufsleben die grössten Chancen haben, erwerbstätig zu bleiben, erstaunt nicht. Die meisten von ihnen sind keine reinen Theoretiker. Sie haben das duale Bildungssystem durchlaufen, also bereits eine Berufslehre absolviert. Danach haben sie sich gezielt für ein Studium an einer Höheren Fachschule entschieden und dieses in den meisten Fällen privat finanziert. Die eigenen Selektionskriterien bei den Studierenden sind sehr hoch. Der Entscheid für die Absolvierung einer Höheren Fachschule wird somit nicht aus einer Laune heraus getroffen, sondern erfolgt zielgerichtet und wohl überlegt.
Bildungspolitisches Stiefkind
Es ist völlig ungerechtfertigt, dass die höhere Berufsbildung in der Schweiz nach wie vor als bildungspolitisches Stiefkind betrachtet wird. Die so genannte Bildungsrendite, also die Kosten für den Staat pro Studierenden, ist nämlich wesentlich besser als bei anderen Bildungswegen. Und dies erst noch bei einer höheren Wertschöpfung für die Gesellschaft, wie der Bildungsbericht aufzeigt. ODEC fordert die Bildungsverantwortlichen dazu auf, die finanziellen Mittel vermehrt dort einzusetzen, wo die Wertschöpfung am grössten ist.
Schulabgänger lassen manuelle Fähigkeiten missen
Grosse Sorgen bereitet dem ODEC zudem die Qualität der Schulabgänger. In vielen Berufen beklagen sich Lehrmeister darüber, dass immer mehr Schulabgänger kaum mehr über manuelle Fähigkeiten sowie Allgemeinbildung verfügen und auch keinen Satz fehlerfrei schreiben können. Die Lernenden von heute sind die Absolventinnen und Absolventen Höherer Fachschulen von morgen.
Absage an Reformwildwuchs
Deshalb fordert ODEC von den Bildungsverantwortlichen, den Reformwildwuchs im Volksschulbereich einzustellen, Ruhe einkehren zu lassen und den Fokus wieder auf die zentralen Fächer wie Sprache und Mathematik zu legen. Zudem sind die praxisorientierten Fächer an den Schulen zu stärken. Die Hauptaufgabe der Schule muss sein, die jungen Menschen fit für die Zukunft und die Berufswelt zu machen. (odec/mc/ps)