Adnan Ahmed Yousif, CEO Al Baraka Banking Group (ABG), Bahrain: «An Dubais internationaler Börse DIFX führt kein Weg vorbei.»
Von Gérard Al-Fil
Die islamische Al Baraka Banking Group (ABG) aus Manama, Bahrain, wird am 4. September als sechstes Unternehmen ihre Aktien an Dubais internationaler Börse DIFX listen. Der ABG-Werbeslogan «Founders of Islamic Finance» klingt anspruchsvoll, doch war die Bank in der Tat eine der ersten regulierten Finanzinstitute, das auf der Grundlage des islamischen Rechts, der Schariah, arbeitet. Heute verwaltet die ABG Kundengelder in Höhe von 6.3 Mrd. Dollar. 2005 erzielte die Bank einen Nettogewinn von 79.372 Mio. Dollar (+ 146% i. Vgl. z. Vorjahreszeitraum.) Die ABG wird ihre Papiere neben der DIFX ebenso an der Börse Bahrain notieren. Damit ist ABG zugleich das erste Unternehmen mit einem Dual Listing in der Region. Die nunmehr ein Jahr junge Dubai International Financial Exchange (DIFX) unterliegt einem Regelwerk, das sich an der britischen Financial Services Authority (FSA) orientiert und damit globalen Finanzintermediären vergleichbare Standards liefert. Zu den 13 registrierten Mitgliedsbanken der DIFX zählen auch UBS und Credit Suisse. An der DIFX notierte Papiere lauten vorschriftsmässig auf den US-Dollar, gehandelt wird von Montags bis Freitags.
Moneycab: Herr Yousif, welche Ziele verfolgen Sie mit dem Listing ihrer Bank an der Dubai International Financial Exchange (DIFX)?
Adnan Ahmed Yousif: Mit 25 Jahren Markterfahrung ist die Zeit reif, sich im Rahmen unserer Expansionsstrategie einem breiten Anlegerpublikum zu öffnen. Der IPO beinhaltet 188.9 Millionen Aktien, von denen 120 Millionen junge Aktien aus einer Kapitalerhöhung von 370 Millionen Dollar stammen, deren Ausgabepreis lag bei 3.08 Dollar lag. Mit dem IPO werden wir unsere aggressive Expansionsstrategie finanzieren und unsere Position als einer der führenden Anbieter Schariah-kompatibler Finanzprodukte in Bahrain wie auch in der Region weiter festigen. Das Konzept der DIFX hat uns überzeugt, von Dubai aus die internationale Investmentgemeinde zu erreichen. Die DIFX ist eine der am schnellsten wachsenden Börsen und hat sich den Respekt der globalen Finanzgemeinde erworben. Die DIFX garantiert Transparenz, Integrität und ein Regelwerk, das sich an internationalen Standards orientiert. Dies sind optimale Voraussetzungen, um über die Golfregion hinaus zu expandieren. Wir erwarten, dass sich die DIFX in den kommenden fünf Jahren sehr gut entwickeln und als internationaler Finanzplatz zwischen Ostasien und Europa fest etablieren wird. An der DIFX führt deshalb kein Weg vorbei.
«Langfristig planen wir auch die Märkte in Europa, Indien, China, und Nord- und Südamerika in Angriff zu nehmen. Dies kann durch eigene Niederlassungen oder durch Zukäufe geschehen.» Adnan Ahmed Yousif, CEO Al Baraka Banking Group (ABG), Bahrain
Wohin wollen Sie expandieren?
Wir sind nahezu in der gesamten MENA-Region präsent, aber auch in Südafrika, total in zehn Ländern mit zusammen 200 Filialen und rund 5000 Mitarbeitern. Im Mittleren Osten gibt es noch einige Lücken, die wir nun Schritt für Schritt schliessen wollen. Wir werden mittelfristig nach Syrien, Indien, Malaysia und Indonesien expandieren. In Syrien werden wir noch vor Ende 2006 die operative Tätigkeit aufnehmen. Ausserhalb der Golfregion befindet sich Islamic Finance noch im Anfangsstadium, von Malaysia einmal abgesehen. Langfristig planen wir auch die Märkte in Europa, Indien, China, und Nord- und Südamerika in Angriff zu nehmen. Dies kann durch eigene Niederlassungen oder durch Zukäufe geschehen. Wir erweitern unser Geschäft aber auch hier, in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Dazu sind wir mit der Emirates Banking Group eine strategische Partnerschaft eingegangen.
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Welche islamischen Finanzprodukte haben Sie in der Pipeline?
Wir werden in wenigen Monaten einen 200 Mio. Dollar-Sukuk emittieren, in Kooperation mit der Emirates Islamic Bank (EIB). Wie Sie wissen steht am Anfang eines Sukuk (zinslose «Anleihe» auf der Grundlage der Schariah, d. Red.) das Rating und wir stehen momentan mit einer internationalen Ratingagentur in Kontakt, um die Ausstattungsmerkmale des Sukuk begutachten zu lassen. Ausserdem erweitern wir unsere Produktpalette momentan mit islamischen Leasing-Modellen, dem sogenannten Ijarah. Diese Finanzlösungen hatten wir bis vor zwei Jahren noch nicht angeboten. Weiter sind wir bestrebt, unsere islamische Versicherungspalette Takaful, die wir bisher nur in Bahrain anbieten, zu internationalisieren, und werden sie dafür speziell auf die einzelnen Märkte zuschneiden.
«Ich würde sagen: London ist sicher der Brückenkopf des Islamic Finance in Europa.»
Ihr Werbeslogan lautet: «Founders of Islamic Banking». Gilt aber nicht die 1975 gegründete Dubai Islamic Bank als ältestes reguliertes Institut auf Basis des islamischen Rechts, der Schariah?
ABG wurde 1979 gegründet. Mit dem Slogan wollen wir unsere Expertise als eine der am längsten am Markt tätigen Institute unterstreichen. Wenn Sie wollen, sind wir einer der wenigen Begründer des Islamic Banking.
Gordon Brown, der britische Schatzkanzler und mögliche Nachfolger von Premierminister Tony Blair, hat vor einigen Wochen erklärt, er wolle London als Zentrum für Islamic Finance etablieren. Stimmen Sie Brown zu?
Ich denke, London wird eine wichtige Rolle im Islamic Finance spielen. Wir haben selber bei der Gründung der Islamic Bank of Britain (IBB) mitgewirkt, der ersten islamischen Bank in Europa. Die Regulierungsbehörde war sehr offen und hat eine Menge Research-Arbeit geleistet, die Zusammenarbeit beim Aufbau der IBB verlief hervorragend. Ich würde sagen: London ist sicher der Brückenkopf des Islamic Finance in Europa.
Bahrain ist als Bankenmekka eine feste Grösse in der Region, aber auch international. Ist es da noch notwendig das Geschäft in Dubai auszubauen?
Kein Zweifel, Dubai ist in ein Muss, will man in den GCC-Staaten (VAE, Bahrain, Saudi-Arabien, Kuwait, Qatar und Oman, d. Red.) ernsthaft und langfristig wachsen. Ich habe die VAE in den sechziger Jahren zum ersten Mal besucht, war damals zwölf Jahre alt. Schon zu dieser Zeit durchlief das Land einen tiefgreifenden Wandel, die Ölindustrie kam in Fahrt. Nun vergleichen Sie die Bilder von damals mit der Skyline der Gegenwart. Oder: Nehmen Sie Dubai wie es vor fünf Jahren aussah mit dem Dubai von heute. Und jetzt malen Sie sich Dubai im Jahr 2010 und später aus. Die grossen Projekte des Emirats für die nächsten fünf bis zehn Jahre sind bekannt und wurden zum überwiegenden Teil schon in Angriff genommen. Deshalb ist der Markt für uns so wichtig.