Herr Kohler, Ricola hat im vergangenen Jahr sein 75-Jahr-Jubiläum gefeiert. Welches waren die Höhepunkte des Jubeljahres für das von Ihnen geführte Unternehmen?
Einerseits das Konzert für die Bevölkerung von Laufen, Freunde und Familie, dann der Jubiläumsanlass im August für Behörden sowie internationale und nationale Vertriebspartner und ausserdem der Ausflug mit der Belegschaft nach Grindelwald und aufs Jungfraujoch.
2004 verzeichnete Ricola einen Konzernumsatz von 244,5 Mio. Franken und damit gegenüber dem Vorjahr ein Plus von rund 5 %. Hat Ricola das Jubiläums-Jahr ähnlich erfolgreich abgeschlossen?
Das Jubiläumsjahr war ein speziell gutes Jahr für Ricola. Wie üblich werden die Zahlen aber erst im Frühjahr bekannt gegeben.
Können Sie uns Angaben dazu machen, wie sich das Geschäft in den Hauptmärkten sowie in Asien und den USA, wo Ricola Tochterfirmen besitzt, tendenziell weiterentwickelt hat?
In den meisten wichtigen geografischen Märkten konnten wir wachsen und Marktanteile dazu gewinnen.
«In der Schweiz findet man nach wie vor gut ausgebildete Fachkräfte.» (Adrian Kohler, CEO Ricola)
Ricola erwirtschaftet 85 % seines Umsatzes im Ausland ? Ihre Produkte werden in 40 Länder, von Italien über Amerika bis nach Hongkong und Singapur exportiert. Was ist das Geheimnis des Erfolgs?
Die qualitativ einwandfreien Produkte, Kräuter aus naturgemässem Anbau, natürliche Aromen, etc. Ausserdem tragen eine gute Kommunikation und Markenbekanntheit, der Vertrieb in den verschiedenen Märkten durch renommierte Firmen und professionelle Vertriebspartner zum Erfolg bei – und zusätzlich eine starke, klar positionierte Marke.
Trotz des weltweiten Erfolgs ist Ihnen der lokale Werkplatz Schweiz sehr wichtig. Ist dahingehend auch der Bau der neuen Bonbonfabrik in Laufen zu verstehen?
Wir stehen zu unseren Wurzeln und sind überzeugt, dass der Werkplatz Schweiz auch als Industrieland weiterhin gefragt sein wird. Die Schweiz ist in der Mitte von Europa angesiedelt und umgeben von unseren Hauptabsatzmärkten. In der Schweiz findet man nach wie vor gut ausgebildete Fachkräfte, die sich engagieren und sich auch langfristig zum Wohl der Firma einsetzen.
Um beim Thema Schweiz zu bleiben: Ricola setzt für seine Werbung intensiv auf die Karte «Swissness». «Wer hats erfunden? Die Schweizer. etc.» geniesst heute schon Kultstatus. Wie wichtig ist das Ausspielen von «Swissness» für den Erfolg von Ricola?
Die Schweiz als Herkunftsland hilft, in Kombination mit den anderen Merkmalen von Ricola ? die Kräuter stammen aus der Schweiz und die Produkte werden in der Schweiz hergestellt ? die Markenwerte von Ricola zu stärken und positiv zu beeinflussen.
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Profitiert Ricola bei seinem Erfolg auch davon, dass zumindest heute noch viele Konsumenten eine Markentreue haben, auf Qualität achten und nicht nur auf den Preis?
Ja, viele Konsumenten achten sehr auf Qualität und sind auch bereit, dafür den Preis zu bezahlen, den ein höherwertiges Produkt nun einmal kostet. Markentreue wird aber vor allem durch Werte wie Vertrauen und Sympathie beeinflusst und aufrechterhalten.
Was aber, wenn sich das Konsumentenverhalten verändert? Gerade die Discounter beklagen schon lange, Markenartikel-Hersteller müssten ihre Kalkulationsschemen korrigieren und sich mit tieferen Einstandspreisen zufrieden geben.
Da spielt der klassische Abstimmungsprozess zwischen Hersteller und Handel. Das entspricht dem Prinzip der freien Wirtschaft und solange der Wettbewerb spielt, können die Stärke einer Marke, die Einzigartigkeit eines Produktes oder die fehlende Konkurrenz einen Grund sein, dieses Potential auszuschöpfen.
In den USA setzt Ricola stark auf den Online-Vertrieb. So werden Ricola-Produkte zum Beispiel über Amazon und über MSN-Shopping vertrieben. Wir gross ist der Anteil der Online-Verkäufe von Ricola und welche Ziele streben Sie hier langfristig an?
Die Präsenz bei Amazon mag diesen Eindruck vermitteln. Tatsache ist, dass für die Kategorie von Hustenbonbons bis heute noch eine relativ zurückhaltende Online-Nachfrage besteht. Das kann sich ändern. Deshalb sind wir dabei.
Das Rezept der Ricola Kräuterbonbons ist geheim, ebenso, wer was weiss. (Adrian Kohler, CEO Ricola)
Sie sind jetzt seit über zwei Jahren Geschäftsleiter von Ricola, das seit Generationen im Besitz der Gründerfamilie Richterich ist. Wie ist die Zusammenarbeit mit Felix Richterich, der Ihnen das operative Geschäft übergeben hat, und heute als VR-Präsident amtiert?
Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Auch bin ich schon fast 20 Jahre im Unternehmen tätig und kenne natürlich die internen Gegebenheiten bestens. Durch die Aufgabenteilung vor zwei Jahren können wir im Markt erfolgreicher operieren und die Zuständigkeiten konnten intern und gegenüber den Geschäftspartnern viel klarer geregelt werden.
Letzte Frage: Das Rezept des Ricola-Kräuterbonbons ist geheim und wird in einem Tresor aufbewahrt. Wie viele Menschen kennen das Rezept überhaupt ? und gehören Sie auch dazu?
Das Rezept der Ricola Kräuterbonbons ist geheim, ebenso, wer was weiss.
Herr Kohler, wir bedanken uns für das Interview.
Über Adrian Kohler
Nach verschiedenen Tätigkeiten bei internationalen Dienstleistungsfirmen war Adrian Kohler zuerst als Finanzchef der Ricola-Gruppe und später als stellvertretender Geschäftsführer tätig. Seit anfangs 2004 ist er CEO der Ricola-Gruppe. Nebst einem höheren Abschluss im Finanzwesen bildete er sich an verschiedenen Managementschulen, u.a. Insead, weiter. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Über Ricola
Ricola ist ein traditionsreiches Schweizer Familienunternehmen mit Hauptsitz in Laufen bei Basel und Tochterfirmen in Asien und den USA. Seit der Gründung 1930 durch Emil Richterich ist Ricola in den Händen der Familie Richterich. Heute leitet Felix Richterich als Verwaltungsratspräsident die Geschicke des Familienunternehmens in der dritten Generation. Seit Anfang 2004 ist Herr Adrian Kohler als Vorsitzender der Geschäftsleitung für das operative Geschäft zuständig. Der Name Ricola ist eine Abkürzung des ursprünglichen Firmennamens Richterich & Co., Laufen.