AEG-Schliessung: Oberbürgermeister Maly wirft Elektrolux-Konzern Ungereimtheiten vor

«Ich bin überzeugt, dass dieser Beschluss nicht nötig war», sagte Maly im Vorfeld eines für Dienstag geplanten Fackelzugs rund um das Werk mit 1.750 Beschäftigten.


Amortisation der Werkschliessung erst in 13 Jahren
Nach Malys Berechnungen amortisieren sich die auf 250 Millionen Euro geschätzten Kosten für die Schliessung des Werkes für Elektrolux erst in 13 Jahren. Im Unterschied zu Mitbewerbern am Hausgerätemarkt habe der schwedische Konzern die Marke AEG nur mangelhaft gepflegt, erklärte der Oberbürgermeister am Montag.


Überkapazitäten nur «vorgeschoben»
Statt nach Wegen für eine Fortführung der Produktion in Nürnberg zu suchen, habe Elektrolux von Beginn an nur die Schliessung im Auge gehabt. Auch das Argument plötzlich aufgetretener Überkapazitäten sei nur vorgeschoben.

Grosskundgebung am Dienstag
Die Stadt, die Kirchen und die Gewerkschaften riefen für diesen Dienstag zu einer Grosskundgebung und einer Menschenkette rund um das Werksgelände auf. Eine Woche nach der Bekanntgabe des Schliessungsbeschlusses ruhte im AEG-Hausgerätew erk Nürnberg auch am Montag die Arbeit. Offiziell legten die Beschäftigten eine Freischicht zum Abbau von Überstunden ein. Auf einer Betriebsversammlung wollen die Mitarbeiter am Dienstag über das weitere Vorgehen im Kampf gegen die Schliessung beziehungsweise für einen Sozialtarifvertrag beraten.


«Gesellschaftspolitischer Skandal»
Der mittelfränkische DGB-Chef Stephan Doll nannte die geplante Zerschlagung von AEG einen gesellschaftspolitischen Skandal. «Wir brauchen dringend eine Diskussion, wie der grenzenlosen Gier von Konzernen Einhalt geboten werden kann», sagte Doll. Der evangelische Stadtdekan Michael Bammessel forderte die Manager des Electrolux- Konzerns auf, sich nicht ihrer Verantwortung für die Menschen zu entziehen.


Electrolux-Beschluss «unumkehrbar»
Gewerkschaftsvertreter kritisierten zugleich Bayerns neuen Wirtschaftsminister Erwin Huber (CSU). Mit seiner Äusserung, der Electrolux-Beschluss sei «unumkehrbar», sei Huber der Belegschaft und der Stadt in den Rücken gefallen, sagte Nürnbergs IG Metall-Chef Gerd Lobodda. Er warf der CSU Doppelzüngigkeit vor. Während die Nürnberger CSU voll hinter den Protesten gegen die Schliessung stehe, stelle die Parteispitze die Handlungsmöglichkeiten der Politik in Frage. (awp/mc/gh)

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