Dies sagte Geschäftsführer Rolf Hartl auf Anfrage. Die Versorgung mit Erdöl in der Schweiz sei dadurch nicht im Geringsten gefährdet. Auch werde dadurch der Preis für die Konsumenten nicht steigen, versicherte Hartl. Der libysche Lieferstopp würde in der Schweiz erst in zwei bis drei Wochen Auswirkungen zeigen, sagte Hartl. Bis dahin hätten die Importeure Zeit, sich an andere Lieferanten zu wenden.
«Eigentor» Libyens?
Nach Ansicht von Hartl handelt es sich beim Lieferstopp um ein «Eigentor» Libyens, das dessen eigene Interessen in der Schweiz schwäche: Am meisten davon betroffen seien die Tamoil-Raffinerie in Collombey VS, die in libyschem Besitz ist, sowie die 320 Tamoil-Tankstellen in der Schweiz.
«Diplomatischer Poker»
Die Raffinerie in Collombey liefert jährlich 2,2 Mio. Tonnen Erdölprodukte, was einem Fünftel des schweizerischen Bedarfs entspricht. Es handle sich hier um einen «diplomatischen Poker», und es gehe offenbar darum, gewisse Leute zu beruhigen, sagte Hartl. Die Erdölwaffe tauge aber in diesem Zusammenhang nicht. Beim Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) war am Mittwochabend dazu keine Stellungnahme erhältlich. «Das EDA kann sich nicht näher dazu äussern, weil es von offizieller libyscher Seite keine dahingehenden Informationen erhalten hat», sagte EDA-Sprecher Lars Knuchel.
Noch zwei Schweizer in Libyen festgehalten
Zwischen der Schweiz und Libyen hatte es in den vergangenen Monaten Spannungen gegeben, nachdem ein Sohn von Machthaber Muammar Gaddafi Mitte Juli in Genf vorübergehend festgenommen worden war. Der nordafrikanische Staat hatte bereits damals gedroht, der Schweiz den Erdölhahn zu schliessen. Zwei Hausangestellte hatten Hannibal Gaddafi und dessen Frau der Nötigung, einfacher Körperverletzung und Drohung beschuldigt. Das Genfer Verfahren gegen das Paar war Anfang September eingestellt worden. Noch immer sitzen aber zwei Schweizer in Libyen fest. (awp/mc/ps/34)