Das Management von Agie Charmilles arbeitet unauffällig, aber erfolgreich. Die Centerpulse-Führung redet sich selber gross und muss sich noch beweisen: So etwa steht die neue Strategie immer noch nicht.
In den letzten Jahren hatten die Ankündigungs-Manager Hochkonjunktur: «Wir wollen unseren Umsatz in fünf Jahren verdoppeln» oder «Wir streben da eine Verdoppelung das Marktanteils an», hiess es jeweils. Mit solchen und ähnlichen Weitschüssen versuchten viele Manager, Phantasien in den Aktien ihrer Unternehmen zu wecken – wobei hinzuzufügen ist, dass sie von Analysten und uns Journalisten aufgefordert wurden, ihre «Visionen» auch darzulegen. Hinterfragt wurden derlei Offenbarungen kaum.
Zu viele WeitschüsseSo hatte Georg Fischer (GF) 1997 angekündigt, bis 2002 den Umsatz auf sechs Milliarden Franken zu verdoppeln und den Gewinn annähernd zu verdreifachen. Der Plan des Mischkonzerns war es, vorab die beiden Bereiche Fahrzeugtechnik und Rohrleitungssysteme mit kleineren wie grossen Übernahmen auszubauen. Keine Hauptrolle war diesbezüglich der Fertigungstechnik zugedacht; dieser Bereich besteht aus der börsenkotierten Agie Charmilles, deren Aktien sich zu fast 80 Prozent in Händen von GF befinden.
(Foto: Keystone)
Agie Charmilles: Keine grosse Töne…
Wie sieht es heute aus? GF setzte im letzten Jahr 3,8 Milliarden Franken um und wird die Vision 2002, von der eh keiner mehr reden mag, nicht annähernd erfüllen. Dagegen hat das Management der Tochter Agie Charmilles, das soweit möglich eigene Wege geht, nie grosse Töne angeschlagen. Doch die sich bietenden Gelegenheiten, die Gruppe zur Nummer eins als Systemanbieter für den Werkzeug- und Formenbau zu entwickeln, wurden konsequent wahrgenommen: 2000 kaufte Agie Charmilles das Fräsmaschinengeschäft von Mikron (die nach dem Einstieg ins Handygeschäft damals noch grossartige Wachstumsziele setzte). 2001 wurde System 3R mit 100 Millionen Franken Umsatz erworben. Dieses Jahr erfolgte ein kleinerer, aber wichtiger Zukauf: Agie Charmilles kaufte den Spindel-Hersteller Step Tec, zu einem sicherlich günstigen Preis, da der inzwischen schwer angeschlagene Verkäufer Mikron Geld brauchte.
Beharrlich die Strategie umgesetztSo hat Agie Charmilles beharrlich ihre Strategie umgesetzt, ohne je Schlagzeilen zu machen – während es der Mutter GF nicht gelungen ist, die für die Vision 2002 nötigen (grösseren) Übernahmen zu bewerkstelligen. Ein weiterer Beweis, dass Agie Charmilles im Mischkonzerns GF eigentlich der «Star» ist: Während die Leiter der anderen Bereiche auf Schwächesignale von der Konjunkturfront erst zögerlich reagierten, begann das Management von Agie-Charmilles schon früh, die Kosten zu reduzieren. 32 Millionen Franken konnte es im zweiten Semester 2001 einsparen; Agie Charmilles, obwohl gegenüber Zyklen überdurchschnittlich anfällig, wies die beste Ebit-Marge im GF-Konzern aus.
Auf welche der beiden Aktien soll man setzen? Lesen Sie den zweiten Teil unserer Beurteilung von Agie Charmilles und Centerpulse. weiter…