Ahold und Delhaize verhandeln über Fusion – Analysten skeptisch
In diesem Fall würden die Märkte regional aufgeteilt, berichtete die «Financial Times» (FT; Donnerstagausgabe). Bereits in den vergangenen zwei Tagen hatten niederländische Medien über einen bevorstehenden Zusammenschluss spekuliert. Die Fusionsgerüchte bewegten auch den Kurs der Ahold-Aktie stark. Weder Ahold noch Delhaize wollten zu den Gerüchten bislang Stellung nehmen.
Wahrscheinlich gleichberechtigte Fusion
Die Gespräche seien Teil der Bemühungen des Konzerns, die Finanzen neu zu ordnen, so die «FT». Zudem wolle Ahold nach dem Bilanzskandal im Jahr 2003 wieder Glaubwürdigkeit gewinnen. Laut der Zeitung wäre eine gleichberechtigte Fusion das wahrscheinlichste Szenario. Dabei würden Ahold und Delhaize ihre Vermögenswerte zusammenlegen und nach geografischen Regionen neu verteilen. Denkbar seien börsennotierte Einzelhandelsunternehmen in Europa und den USA sowie ein amerikanisches Cateringunternehmen. Eine solche Lösung würde die Investoren Centaurus Capital und Paulson zufrieden stellen, die bereits von Ahold forderten, wegen mangelnder Synergien alle Aktivitäten bis auf das Supermarktgeschäft in Europa zu verkaufen. Die beiden Fonds hielten zusammen 6,4 Prozent an Ahold.
Analysten skeptisch
Analysten zeigten sich allerdings skeptisch, dass es zu einem baldigen Zusammenschluss kommen könnte. Da beide Unternehmen den Grossteil ihres Umsatzes in den USA erwirtschaften, könnten die amerikanischen Wettbewerbsbehörden Einspruch erheben, so Delta Lloyd Securities-Analyst Pascale Nachtergaele. Angesichts der Grösse und der finanziellen Ausstattung von Delhaize, glaube er nicht, dass die Belgier an einer kompletten Übernahme des US-Geschäfts von Ahold interessiert wären, sondern eher an Teilen. Eine Fusion würde aus seiner Sicht wenn überhaupt mit der britischen Tesco Sinn machen.
Ahold würde Restrukturierungsprogramm aus den Augen verlieren
Rabo Securities glaubt, dass innerhalb der kommenden zwölf Monate nicht mit einer Fusion zu rechnen sei, weil dann Ahold sein Restrukturierungsprogramm aus den Augen verlieren würde. In diese Kerbe haut auch SNS Securities. Die Sanierung sollte abgeschlossen sein, bevor sich die beiden Konzerne in Grosstransaktionen engagieren, schrieben die Experten. (awp/mc/ar)