Air Berlin ist mit verhaltenem Erfolg an der Börse gestartet

Im Laufe des Tages gab die Aktie der Billigfluglinie jedoch nach und kostete zuletzt 12,01 Euro. Air Berlin hatte den Börsengang wegen verhaltener Anlegernachfrage um knapp eine Woche verschoben, das Aktienvolumen reduziert und den Ausgabepreis von zunächst 15,00 bis 17,50 Euro deutlich auf 11,50 auf 14,50 Euro gesenkt. Firmenchef Joachim Hunold äusserte sich dennoch «sehr zufrieden» mit dem Start auf dem Parkett. «Jetzt können wir in die Zukunft gucken und wachsen.»

Finanzierung von Flugzeugen und neuer Strecken nach Skandinavien und Osteuropa
Trotz der geringer ausfallenden Einnahmen als zunächst geplant gebe es keine Abstriche an den geplanten Wachstumszielen. Die Erlöse sollen in die Finanzierung bereits bestellter Flugzeuge und neuer Strecken nach Skandinavien und Osteuropa fliessen. Die Emission war zweifach überzeichnet. Der zweitgrösste deutsche Börsengang des Jahres nach Wacker Chemie kommt nach Unternehmensangaben auf einen Erlös von 443,5 Millionen Euro, bei voller Ausübung einer Mehrzuteilungsoption sind es bis zu 510 Millionen Euro. Air Berlin sollen davon 234,8 Millionen Euro zufliessen, wovon nach Abzug der Kosten 194,8 Millionen Euro übrig bleiben. Der restliche Emissionserlös geht an die bisherigen Anteilseigner. Diese hätten im vergangenen Jahr eine Kapitalerhöhung finanziert, ein Teil des Erlöses aus dem Börsengang fliesse nun an sie zurück, sagte Hunold.

Zweifel an der Umsetzung der avisierten Wachstumsstrategie
Doch damit erhält die bisher in Privatbesitz befindliche Air Berlin nun deutlich weniger als geplant, was Zweifel an der Umsetzung der avisierten Wachstumsstrategie genährt hatte. Ursprünglich hatte das Unternehmen netto mit 290 Millionen Euro frischem Kapital kalkuliert. «Wir werden die Flugzeugfinanzierung umstrukturieren», erklärte der Air Berlin-Chef. Dies bedeute, den Eigenkapitalanteil zu reduzieren, etwa durch Leasing, erläuterte Finanzchef Ulf Hüttmeyer. Mit dem Erlös aus dem Börsengang und den liquiden Mitteln habe Air Berlin «genug in der Kasse», sagte ein Sprecher. Eine weitere Kapitalerhöhung ist nach den Worten von Hunold derzeit nicht geplant. Börsenbeobachter äusserten sich vorsichtig positiv zum Air-Berlin-Start in Frankfurt. «Der Start ist etwas verhalten verlaufen, aber es handelt sich um ein attraktives Investment, dem man etwas Zeit geben muss», sagte Fondsmanagerin Pia Hellbach von Union Investment in einem ersten Kommentar.

«Schwere Geburt, aber einigermassen geglückt»
Ein Händler meinte: «Es war eine schwere Geburt, aber sie ist einigermassen geglückt.» Der Ausgabepreis sei überraschend niedrig gewesen. Hier habe der Markt «ein klares Wort» gesprochen. Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler bezeichnete den Ausgabepreis als «vernünftig». «Viel Luft ist aber nicht in der Aktie», meinte der Analyst. Er hoffe, dass Air Berlin in absehbarer Zeit die Ergebnisse für das erste Quartal vorlegen werde. Derzeit sei geplant, Ende Juli die Zahlen für das erste Halbjahr zu präsentieren, erklärte jedoch Finanzchef Hüttmeyer. In den vergangenen zwei Jahren hatte Air Berlin rote Zahlen geschrieben. 2005 war nach Einmaleffekten durch die Umstellung auf den internationalen Bilanzstandard IFRS ein Minus von knapp 116 Millionen Euro angefallen. Nach Einschätzung von Fondsmanagerin Hellbach kann Air Berlin seine Wachstumsziele auch trotz des deutlich niedrigeren Emissionserlöses erreichen. «In den operativen Bereichen, wie etwa bei der Airbus-Order bleibt alles unverändert», sagte sie. Auch die Ausweitung der Strecken sei weiter im Budget enthalten. Abstriche werde es ihrer Überzeugung nach eher in unternehmensinternen Bereichen geben, etwa beim Ausbau der Verwaltung.

(awp/mc/hfu)

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