Airbus erwartet keine Abbestellungen
«Die Kunden sind vom Flugzeug überzeugt und versuchen, uns zu helfen», sagte der neue Airbus-Chef Christian Streiff in Paris. Bisher sei noch kein Kunde abgesprungen.
Am Dienstagabend hatte EADS eine weitere Verzögerung der A380-Auslieferungen um ein durchschnittlich ein Jahr angekündigt. Mehrere Fluggesellschaften reagierten verärgert und enttäuscht auf die Ankündigung. Der Kurs der EADS-Aktie brach am Mittwoch zu Handelsbeginn um mehr als elf Prozent ein, erholte sich im Tagesverlauf aber und war am Nachmittag mit 21,60 Euro noch 4,80 Prozent im Minus.
Virgin Atlantic prüft alle Möglichkeiten
Die Fluggesellschaft Virgin Atlantic kündigte am Mittwoch in London an, sie werde ihr weiteres Verhalten in der kommenden Woche überdenken und hierbei alle Möglichkeiten überprüfen. Am 12. Oktober werde sich der Verwaltungsrat mit dem Thema befassen. Die Verzögerung der Auslieferung habe aber «ernste Folgen» für die Fluggesellschaft. Virgin Atlantic hatte sechs der Super-Airbusse bestellt. Auch Malaysia Airlines kündigte am Mittwoch in Kuala Lumpur an, alle verfügbaren Alternativen und Möglichkeiten zu prüfen.
Emirates erwägt ausweichen auf andere Flugzeuge
Bereits am Dienstag hatte der grösste A380-Besteller Emirates erklärt, die Situation sei «sehr ernst». Die Fluggesellschaft erwägt nun, auf andere Flugzeuge auszuweichen. «Das ist ein sehr grosses Problem für Emirates und die Fluggesellschaft prüft jetzt alle Optionen», erklärte Konzernchef Tim Clark. Die Fluggesellschaft aus Dubai ist mit 43 Kauf- und 2 Leasing-Bestellungen der mit Abstand grösste Abnehmer des A380.
Der A380-Erstkunde Singapore Airlines teilte mit, Airbus werde für die Verzögerung eine Entschädigung zahlen. Dies sei in einer vertraulichen Zusatzvereinbarung zum Kaufvertrag vereinbart worden. An seinen zehn Bestellungen werde das Unternehmen aber festhalten. Singapore Airlines werde trotz der Verzögerung als erster das grösste Passagierflugzeug der Welt einsetzen, hiess es. Die Auslieferung des ersten A380 wird nach dem neuen Zeitplan aber erst im Oktober 2007 erfolgen.
Enttäuschung bei Lufthansa und Qantas
Für die Lufthansa ist der – bereits von 2007 auf Sommer 2008 verschobene – Auslieferungstermin nun auf Sommer 2009 gesetzt worden. Lufthansa wollte die Maschinen zum Sommerflugplan 2008 in Betrieb nehmen. «Daraus wird jetzt nichts», sagte Konzernsprecher Klaus Walther. «Das Ausmass der Verzögerung ist für uns schon überraschend.» Die Gesellschaft halte aber an ihren Bestellungen fest. «Wir sind nach wie vor vom Erfolg des A380 überzeugt.» Auch die australische Quantas, die zwölf Maschinen bestellt hat, zeigte sich enttäuscht über die Verzögerung.
Verzögerung belastet EADS-Ergebnis
Die durch Verkabelungsprobleme hervorgerufenen Verzögerungen beim A380 führen bei Airbus zu Mindereinnahmen und Mehrkosten in Milliardenhöhe. Bis 2010 rechnet EADS wegen der A380-Verzögerung nun mit einer Belastung des Ertrags vor Steuern und Zinsen (EBIT) um 4,8 Milliarden Euro. Das sind 2,8 Milliarden Euro mehr, als noch im Juli angenommen. Erst 2010 werde der A380 einem positiven Beitrag des A380 zum Vorsteuergewinn des Konzerns beitragen. Im selben Jahr soll auch volle Produktionszahl von 45 Maschinen pro Jahr erreicht werden. (awp/mc/pg)