Airbus kommt nicht zur Ruhe – weiter Widerstand gegen Sanierungsplan

Nach Berichten aus der Belegschaft sind viele Beschäftigte verbittert über die harten Massnahmen des Sanierungsplans «Power8» und wollten «Dienst nach Vorschrift» machen.


Ende der Proteste nicht in Sicht
Ein Ende der Proteste gegen die geplanten Werksverkäufe ist vorerst nicht in Sicht. So planen die Gewerkschaften einen europaweiten Aktionstag, als Termin ist der 16. März im Gespräch. Die Airbus-Mutter EADS , die dringend Milliarden benötigt, will unterdessen dem «Handelsblatt» zufolge bei der Hauptversammlung am 4. Mai eine Kapitalerhöhung beschliessen. Die Bundesregierung sprach sich dabei erneut gegen eine starke Rolle für neue Investoren aus.  Die französische Gewerkschaft Force Ouvrière (FO) will die Verlagerung der Produktion des Airbus A320 von Toulouse nach Hamburg verhindern und dafür notfalls die Flugzeugfertigung blockieren. Die neue deutsch-französische Arbeitsteilung bei Airbus sei unannehmbar, sagte der Chef von FO-Airbus, Julien Talavan, der Pariser Finanzzeitung «La Tribune».


Aktionstag gegen «Power8»
Am Montag traf der Europa-Betriebsrat in Toulouse mit dem Airbus- Management zusammen. Die Arbeitnehmervertreter erhofften sich von den Gesprächen mehr Details zu den Sanierungsmassnahmen. Bislang ist noch immer unklar, wie sich der geplante Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen auf die einzelnen Werke verteilen soll. Für diesen Dienstag haben die französischen Gewerkschaften bereits zu einem Aktionstag gegen «Power8» aufgerufen. Dabei sollen neben den Airbus-Werkern auch die Beschäftigten der Zulieferbetriebe demonstrieren, deren Arbeitsplätze nach Einschätzung der Gewerkschaft noch stärker gefährdet sind als die von Airbus. Die Präsidentschaftskandidatin der französischen Sozialisten, Ségolène Royal, will an diesem Dienstag bei Bundeskanzlerin Angela Merkel für ein Moratorium bei der Umsetzung des Airbus- Sanierungsplans «Power8» werben. Merkel hatte den Sanierungsplan bisher gelobt. Bei dem europaweiten Aktionstag werde der zentrale Ort für Deutschland voraussichtlich Hamburg sein, kündigten Airbus- Betriebsräte aus Bremen und Varel an. Zur Zeit seien noch keine konkreten Aktionen geplant. Aus Gewerkschaftskreisen verlautete zugleich, bei dem Datum handele es sich um einen deutschen Vorschlag, der noch mit dem Gewerkschaften in Frankreich, Spanien und Grossbritannien abgestimmt werden müsse.


Wird Nordenham auch verkauft?
Am vergangenen Freitag hatte Airbus-Deutschlandchef Gerhard Puttfarcken die schlechte Stimmung in Varel, Nordenham und Laupheim selbst zu spüren bekommen, als er bei Betriebsversammlungen in den Werken ausgepfiffen wurde. Airbus-Chef Gallois hatte am Wochenende zusätzlich Öl ins Feuer gegossen mit der Andeutung, dass auch die Werke, für die Partner gesucht werden, letztlich ganz verkauft werden könnten. «Warum nicht zu 100 Prozent. Es ist auch eine Frage des Timings», sagte Gallois der «Süddeutschen Zeitung». Während von den deutschen Standorten Varel und Laupheim zur Disposition stehen, gehört Nordenham nach bisherigen Angaben zu den Werken, für die ein Partner gesucht wird. Der EADS-Co-Vorstandschef Thomas Enders hatte die Gewerkschaften vor einem Streik in den Airbus-Werken gewarnt. Angesichts voller Auftragsbücher und festgelegter Liefertermine dürfe es zu keinen Produktionsausfällen kommen, sagte Enders dem Nachrichtenmagazin «Focus». Airbus muss gleichzeitig die Aufträge abarbeiten, die Milliarden- Belastungen durch die Produktionsprobleme beim Riesen-Flieger A380 verkraften und die kostspielige Entwicklung des neuen Langstreckenjets A350XWB stemmen.


Katar an EADS interessiert
Die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung bei EADS im Mai war bereits vergangene Woche von Gallois angesprochen worden. Das «Handelsblatt» berichtete am Montag unter Berufung auf Unterne hmenskreise, der Konzern wolle damit in diesem Jahr zwei bis drei Milliarden Euro für die A350-Finanzierung einsammeln. Im Gespräch seien eine Erhöhung des Aktienkapitals unter Ausschluss der Altgesellschafter oder eine Anleihe.  Vergangene Woche hatte sich der Aussenminister des Öl-Emirats Katar mit dem französischen Regierungschef Dominique de Villepin getroffen, um über einen EADS-Einstieg zu reden. Die staatliche russische Bank VTB hatte vergangenes Jahr über die Börse bereits eine Beteiligung von gut fünf Prozent erworben, konnte einen Anspruch auf Einfluss in den EADS-Gremien aber nicht durchsetzen.


Deutschland gegen neue Aktionäre
Die Bundesregierung betont weiterhin, dass die Führungsstrukturen mit der dominierenden Rolle von Deutschen und Franzosen auch nach einem Einstieg neuer Investoren nicht verändert werden dürften. «Wir sollten derzeit keine weiteren Anteilseigner in den Aktionärspakt von EADS dazu nehmen», betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Interview mit der «Süddeutschen Zeitung» (Montag) auf die Frage nach einer Öffnung für russische Investoren. Als einen Grund nannte sie das EADS-Engagement im Rüstungsbereich.  (awp/mc/gh)

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