Airbus senkt in schwerster Luftfahrtkrise Produktion

Schwierig wird es für Airbus in den kommenden Jahren. «2010 und 2011 werden kritischer», betonte Gallois. Für 2010 sei die Produktion von Mittelstreckenflugzeugen der A320-Klasse aber sogar noch überbucht. Für 2011 erwartet Airbus-Chef Tom Enders einen Rückgang der Auslieferungen um 15 bis 25 Prozent. Schon jetzt drückt Airbus auf die Bremse. So sollen in diesem Jahr nur 14 statt 18 Exemplare des weltgrössten Verkehrsflugzeugs A380 gebaut werden. Pro Monat sollen zudem statt 40 nur 34 Mittelstreckenjets und statt zehn nur 8,5 Langstreckenflugzeuge A330/A340 fertig werden.


Entlassungen nicht geplant
Angesichts des Mangels an Ingenieuren und der langfristigen Marktchancen plant Airbus trotz der Krise keine Entlassungen. «Wir müssen in der Lage sein, die Fertigung bei Bedarf zu erhöhen», sagte Gallois. «Deshalb müssen wir vorsichtig mit unserer Manpower und unseren Kompetenzen umgehen.» Enders erklärte den «Schutz der Mitarbeiter und Lieferanten» zur Priorität neben der Sicherung der Auslieferungen. «Kompetente Mitarbeiter sind ganz eindeutig unser grösster Aktivposten», sagte er. Den Lieferanten müsse geholfen werden, bei der Fertigungsplanung «im Konvoi» mit Airbus zu bleiben.


Dienstleistungen von zunehmender Bedeutung
Wachsende Bedeutung für EADS haben die Dienstleistungen sowie das Militär- und Raumfahrtgeschäft. Die Sparten ohne Airbus trügen jetzt schon eine Milliarde Euro zum Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) bei, sagte Gallois. Eurocopter spürt den Einbruch zwar wie Airbus. Der Hubschrauber-Hersteller macht aber nur 30 bis 35 Prozent des Umsatzes im konjunkturanfälligen Zivilbereich.


Keine Auftragsflut erwartet
Von der am Montag beginnenden Pariser Luftfahrtmesse erwartet Airbus keine Auftragsflut wie in früheren Jahren. Die anvisierten 300 Bestellungen in diesem Jahr rücken in weite Ferne. «Wir sind aber nicht verzweifelt», sagte Enders. Die Lieferfristen lägen bei mehreren Jahren. «Wir haben immer noch ein volles Auftragsbuch mit 3500 Bestellungen. Wir opfern keine Margen.» Ausserdem sinke das Risiko von Abbestellungen 2010, weil die Wackelkandidaten schon ausgeschieden seien. Die Neuaufträge hätten nichts mit der aktuellen Fertigung zu tun und die Auslieferungen hingen an der Finanzierung.


480 Auslieferungen geplant
In diesem Jahr werde Airbus wie im Vorjahr rund 480 Flugzeuge an die Kunden bringen, bekräftigte Gallois. «Die Exportkreditagenturen machen derzeit eine hervorragende Arbeit. Sie finanzieren 40 Prozent der Flugzeuge, die wir 2009 ausliefern.» Das ist doppelt so viel wie in normalen Jahren. Den Kunden direkt helfen will Airbus möglichst nicht. «Wir sind keine Bank», sagte Enders. «In ausgewählten Einzelfällen» greife Airbus aber auch zur Kundenfinanzierung.


Frankreich treibt EADS bei A400M zur Eile
Frankreich treibt die EADS-Tochter Airbus bei dem verspäteten Militärtransporter A400M zur Eile. Für Frankreich sei das neue Flugzeug absolut notwendig, sagte Premierminister Francois Fillon am Montag auf der weltgrössten Luftfahrtmesse in Paris-Le Bourget. Die Verzögerungen bei der Entwicklung des Fliegers müssten so weit wie möglich aufgeholt werden.


Weit hinter Zeitplan
Airbus liegt mit dem Militärflieger wegen technischer Probleme mehr als drei Jahre hinter dem Zeitplan zurück und verhandelt derzeit mit den Auftraggeber-Staaten über Vertragsänderungen. Einen Termin für den Erstflug gibt es noch immer nicht. Unterdessen kündigte Premier Fillon Unterstützung für die darbende Luftfahrtbranche an. Frankreichs Regierung arbeite derzeit an einem Darlehensprogramm für kleine und mittlere Unternehmen der Branche. 


Entscheidung bei US-Tanker-Jahrhundertauftrag erst 2010
Der europäische Airbus-Konzern EADS muss bis zum nächsten Frühjahr auf eine Entscheidung der USA über den Jahrhundertauftrag für hunderte Tankflugzeuge warten. Beim ersten Los gehe es um 179 Flugzeuge für 35 Milliarden US-Dollar, sagte Paul Meyer, Sector Vice President des EADS-Partners Northrop Grumman, auf der Pariser Luftfahrtmesse. Washington hatte den Auftrag schon an EADS vergeben, nach einem Protest des US-Flugzeugbauers Boeing aber neu ausgeschrieben. Seit September 2008 äussere sich Washington nicht mehr dazu, sagte Meyer. «Wir erwarten, dass die endgültigen Vorschläge um die Jahreswende eingereicht werden können. Der Auftrag könnte dann vielleicht im März 2010 vergeben werden.»


Jahrzehntelanger Einsatz geplant
Die US-Luftwaffe will 534 Tanker des Typs KC-135 und 59 des Typs KC-10 ersetzen. Im ersten Los gehe es um einen Festauftrag für 68 Maschinen im Wert von zwölf Milliarden Dollar sowie Folgeaufträge für 111 Flugzeuge je nach den künftigen Haushaltsvorgaben. Die neuen Tankflugzeuge sollen 20 bis 50 Jahre im Einsatz bleiben. Im Gespräch ist auch eine Aufteilung des Auftrages auf Boeing, das ein Tankflugzeug KC-767 auf der Basis des Verkehrsjets 767 anbietet, und Northrop Grumman/EADS. In diesem Falle plädiert Northrop für ein Verhältnis 60 zu 40. «Ohne eine Mindestanzahl von 90 bis 100 Flugzeugen lohnt sich die Investition nicht», sagte Meyer. Wenn das Konsortium aus Northrop und EADS den ganzen Auftrag erhielte, würden damit 48.000 Arbeitsplätze in den USA geschaffen.


Airbus-Tanker fliegt bereits
«Unsere Führung mit dem Tanker KC-45 ist geblieben», sagte Meyer. «Unser Grundmodell MRTT auf der Basis der Airbus A330 fliegt bereits.» Die Flugtests der Tankeinrichtung würden im August abgeschlossen. Dank seiner grösseren Kapazität könne die US-Luftwaffe mit der KC-45 im Vergleich zu Boeings Angebot 22 Tankflugzeuge einsparen, die für andere Zwecke eingesetzt werden könnten. Der Airbus A330MRTT hat sich bislang in allen internationalen Ausschreibungen gegen Boeing durchgesetzt. Das Flugzeug bietet höhere Tank- und Zuladekapazität als Boeings Konkurrenzmodell. Meyer erklärte, die A330MRTT sei auch unter Beschuss sicherer und habe eine höhere Reichweite.


Airbus baut 24 Flugzeuge für Qatar Airways
Airbus baut 24 Flugzeuge für die arabische Fluggesellschaft Qatar Airways. Der Auftrag über die Flieger aus der A320-Familie sei jetzt abgeschlossen worden, teilte Airbus in Le Bourget mit. Damit wurde den Angaben zufolge auch eine Bestellung über vier A321 bestätigt, die bereits auf der Farnborough Airshow im Juli vergangenen Jahres bekanntgegeben worden war. Laut Preisliste kostet ein Airbus A320 im Schnitt 76,9 Millionen US-Dollar, der Airbus A321 steht mit 90,3 Millionen Dollar im Katalog. Bei Flugzeugaufträgen sind allerdings Rabatte in zweistelliger Prozenthöhe üblich. (awp/mc/ps/11) 

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