Aitor Galdos, der neue Tecan-CEO, spricht Deutsch, Spanisch, Italienisch, Englisch und Japanisch. Er hat Maschinenbau studiert und besitzt zwei Masterszertifikate. Im Moneycab-Interview verrät er, wieso er der richtige Mann für Tecan ist.
Von Lukas Schweizer
Aitor Galdos: Manager und Leseratte. (pd)
Moneycab: Herr Galdos, wie charakterisieren Sie sich selbst, was sind Sie für ein Manager?
Aitor Galdos: Ich bin sehr vielfältig, ein echter General-Manager. Ich konzentriere mich nicht nur auf eine Sache und vergesse den Rest. Ich habe die wissenschaftliche Erfahrung, aber auch den Background im operativen Bereich. Meine Arbeit baue ich auf vier Säulen auf: Erstens sind die Investoren und der Markt wichtig, zweitens die Kunden, drittens die Mitarbeiter und viertens die Erwartungen der Gesellschaft. Diese vier Säulen sind eng miteinander verbunden, das eine funktioniert nicht ohne das andere. Das ist meine Philosophie.
Warum sind Sie der Richtige für Tecan?
Es gibt sicher viele Spezialisten, beispielsweise im Bereich Biologie oder Pharma, die auf ihrem Gebiet viel mehr wissen als ich. Ich kenne mich aber, auf Grund meiner Erfahrung, in jedem Sektor, der für Tecan wichtig ist, gut aus. Darum wollte der Verwaltungsrat vermutlich mich.Ihr breites Wissen haben Sie überall auf der Welt erlangt. Unter anderem waren Sie auch einige Jahre in Japan tätig. Wie hat Sie die japanische Managementkultur geprägt?
Japan ist das totale Gegenteil des Westens. Ich kam von den USA nach Japan. In den Vereinigten Staaten ist die Individualität sehr wichtig, ich hatte einen Allrounder-Job. Im Japan der 80er Jahre, als ich dort war, ist man zuerst ein Teil eines Teams und dann erst Individualist. Willst du den Erfolg für dich alleine, wirst du sofort isoliert. Ich habe heute beide Kulturen in mir, ich kann jederzeit umschalten und mich anpassen. In Japan habe ich gelernt, dass es mehr als nur unsere Kultur gibt.Was für einen Eindruck haben Sie von Tecan?
Mein Eindruck vom heutigen «Innovation Day» ist sehr gut. Wie die Manager ihre Bereiche präsentiert haben, war sehr spannend. Man hat gemerkt, dass sie ihren Job leben, da wurden nicht einfach Power-Point-Präsentationen vorgelesen. Das sagt viel über das Unternehmen aus. Ausserdem sind die Produkte von Tecan sehr gut, die Entwicklung verläuft positiv, das ist fantastisch. Wie die Firma genau im Markt positioniert ist, kann ich noch nicht sagen, da kenne ich noch zu wenige Details.Welche Punkte werden Sie bei Tecan zuerst angehen?
Ich muss mich jetzt zuerst ins Team integrieren und das Unternehmen, die Firmenkultur kennen lernen. Mir ist die Arbeit im Team sehr wichtig, ich will mit meinen Leuten zusammenarbeiten und nicht alleine bestimmen. Aber wie gesagt, ich kenne auf Grund des Börsengeheimnisses die Daten noch zu wenig. Geben Sie mir die 100 Tage Zeit, dann habe ich eine Strategie.Ich werde Sie danach fragen. Ihre Kritiker geben Ihnen allerdings keine Schonfrist. Es heisst bereits, Sie seien zu wenig stark, sich gegen die mächtigen Leute im Verwaltungsrat durchzusetzen.
Ich freue mich darüber, dass man mich heute als so charmant und soft empfunden hat…Letzte Frage, eines Ihrer Hobbies ist Lesen. Was lesen Sie gerade?
Ich habe gerade ein Buch des spanischen Schriftstellers Arturo Perez-Reverte gelesen. Dann lese ich viel über Kinderpsychologie und es liegen sechs Bücher über Biotechnologie auf meinem Schreibtisch. Drei habe ich schon «gefressen», drei müssen noch dran glauben. Und – ich weiss nicht, ob Sie das jetzt ärgert – die «Weltwoche» lese ich auch regelmässig…… ich empfinde die «Weltwoche» nicht als Konkurrenz.
Ich wollte nur nicht absichtlich Werbung machen…Interview: Lukas Schweizer (swisscontent)