Davon enttäuschte höchstens die EBIT-Marge etwas. Die wichtigste Frage um ABB lautet nun: «Wird die Akquisitionspolitik offensiver?» Bis um 09.50 Uhr fallen ABB nach einem (technischen) Handelsstopp unmittelbar nach Eröffnung um 2,08 CHF oder 7,6% auf 25,36 CHF, das Tagestief lag bei 25,24 CHF. Gehandelt sind aktuell 14,1 Mio Aktien bei einem durchschnittlichen täglichen Handelsvolumen von 24,2 Mio Stück. Der Gesamtmarkt (SMI) geht um 1,18% auf 7,458 Punkte zurück. Im Fokus der Analysten und ihrer Kommentare steht ganz klar der Weggang von Fred Kindle, denn bis auf die EBIT-Marge wird das Ergebnis von ABB gelobt.
«Auf der ganzen Linie überzeugt»
Das Ergebnis habe auf der ganzen Linie überzeugt und auch die Verdoppelung der Dividende sowie das Aktienrückkaufprogramm dürften positiv bewertet werden, heisst es denn auch in einem Kommentar der Bank Wegelin. Der Abgang von CEO Fred Kindle aber, welcher für einen grossen Teil des Erfolgs von ABB verantwortlich sei, dürfte Unsicherheiten über die Nachfolge sowie über die künftige Strategie auslösen. Es stelle sich die Frage, ob der Bruch mit dem Verwaltungsrat aufgrund unterschiedlicher Haltungen gegenüber allfälligen Übernahmen, auch grösseren, entstanden sei und ob nun eine eher vorsichtigere oder offensivere Marschrichtung eingeschlagen werde.
Vontobel «nicht erfreut»
Auch für die Bank Vontobel ist der Verlust von Kindle der «dunkle Schatten» über den eigentlich über den Erwartungen liegenden Zahlen. Wünsche offen lasse zudem die EBIT-Marge, womit die negativen Faktoren überwiegen dürften. «Wir sind nicht erfreut über das Ausscheiden von Kindle», schreibt die Bank. Über die Differenzen zwischen dem Verwaltungsrat und dem bisherigen CEO könne deshalb nur spekuliert werden.
Durchwachsenes 4. Quartal
Vontobel spricht zwar grundsätzlich von einem Ergebnis über den Erwartungen, indes sei das vierte Quartal durchwachsen und zeige ein uneinheitliches Bild. Trotzdem würden die Zahlen belegen, dass das Geschäft von ABB auf Hochtouren laufe und in den Zielmärkten noch keine Abschwächung auszumachen sei. Die Rentabilität sei zwar etwas gesunken, die operative Performance sei aber noch immer beneidenswert. Weitere Kommentatoren weisen darauf hin, dass der Reingewinn im vierten Quartal durch den Buchgewinn aus dem Verkauf von Lummus (530 Mio USD) sowie durch den steuerlichen Sondereffekt (475 Mio USD) aufgeblasen worden sei.
Demaré springt interimistisch ein
Das beherrschende Thema ist aber der Wechsel auf dem CEO-Posten, wo der bisherige Finanzchef Michel Demaré interimistisch einspringen wird. Wie die meisten Branchenbeobachter gehen auch die ZKB oder Société Général davon aus, dass die Differenzen zwischen Kindle und dem Verwaltungsrat bei der Frage nach der Wachstumsstrategie gelegen haben. Die UBS nennt den Wechsel an der Spitze eine schlechte Nachricht und für die französische Bank gibt der Weggang Kindles Anlass zu Sorge. Kindle sei für seine vorsichtige Haltung in Sachen Akquisitionen bekannt gewesen. Die Citigroup nennt den Verlust von Kindle gar einen «Schock». (awp/mc/ps)