Bis um 11.50 Uhr steigen Bâloise um 5,9% auf 117,20 (Tageshöchst 118,00) CHF, nachdem die Titel den Handel mit einem Plus von lediglich 0,5% eröffnet haben. Allerdings tendieren die meisten Versicherer fester. Der Sektor wird allgemein als eher unterbewertet angesehen und die Abschläge wegen vermuteter Subprime-Risiken scheint in den meisten Fällen unbegründet zu sein. So steigen ZFS zur Berichtszeit um 1,8% auf 336,25 CHF und Swiss Re um 2,3% auf 85,30 CHF. Nur Swiss Life hinken mit einem Plus von 0,9% auf 308,50 CHF der Branchenentwicklung etwas hinterher. Der Gesamtmarkt (SMI) legt derweil – vor allem wegen den Roche-Abgaben – nur um 0,22% auf 8’777,07 Punkte zu.
Überraschend den Hut genommen
Bei der Bâloise hat CEO Frank Schnewlin überraschend den Hut genommen und wird interimistisch – bis Ende April 2009 – von Verwaltungsratspräsident Rolf Schäuble abgelöst. Begründet wurde diese abrupte Massnahme mit ‹unterschiedlichen Auffassungen in der Führung des Unternehmens›. Wie ein Unternehmenssprecher erklärte, werde sich aber an der Strategie nichts ändern und man halte an den Unternehmenszielen fest. Zudem habe der Abgang nichts mit der Subprime-Krise zu tun. Bâloise sei nach wie vor nicht direkt davon betroffen, so der Sprecher.
Nachricht alleine kursneutral
Die Nachricht alleine sei kursneutral, da mit Schäuble als früherem CEO und aktuellem VR-Präsident der Bâloise die Kontinuität gesichert sein dürfte, sagte ein Händler. In Analystenkreisen wird die Meldung sogar als eher negativ gewertet. Die Änderung in der Konzernführung sei überraschend gekommen und vor allem die Ursache des Ausscheidens sei ein negativer Aspekt, schreibt etwa Uwe Otten von der Bank Vontobel.
Ziemlich gravierende Differenzen
Da noch kein Nachfolger feststehe, seien die Differenzen zwischen Schnewlin und dem Verwaltungsrat wohl ziemlich gravierend gewesen, zeigt sich auch Marc Effgen von Helvea über die Meldung besorgt. Insbesondere weil der sofortige Wechsel in einer Phase vorgenommen worden sei, in der die Bâloise den Turnaround erfolgreich abgeschlossen habe und zum nächsten Schritt in der Geschäftsentwicklung aushole.
Spekulationen
Gerade hier dürften aber die Spekulationen ansetzen. Für die Autoren der Bank Wegelin bleibt offen, ob Themen wie Akquisitionen, die Erschliessung von Auslandsmärkten oder die Wahrung der Unabhängigkeit den Weggang provoziert haben. In der Regel würden Spekulationen, dass Bâloise übernommen werden könnte, den Kurs stützen. Dagegen könnten sich Akquistionsgelüste eher hemmend auf die Kursentwicklung auswirken, so der Händler.
Übernahmefantasien
Mit den Übernahmefantasien dürften denn auch die starken Avancen bei Helvetia (+3,7% auf 404,25 CHF) und Nationale Suisse (+2,7% auf 824,00 CHF) zu erklären sein. Die Bâloise hält an der Helvetia, wie am Montagabend mitgeteilt, eine Beteiligung von 4,04%. Allerdings werde dies von der Bâloise als gutes Finanzinvestment betrachtet, hiess es in der entsprechenden Helvetia-Mitteilung dazu. Diese Aussage lasse im Moment noch nicht auf einen Helvetia-Kauf schliessen, meint der Händler dazu. (awp/mc/gh)