Der Chemiekonzern hat mit seinen Zahlen die – zugegebenermassen tiefen – Erwartungen der Analysten übertroffen. Vereinzelt sehen die Experten erste Ansätze zur Besserung; der Weg für Clariant sei aber noch weit. Sogar die relativ wenig ambitionierten Vorgaben für 2008 werden zum Teil als unerreichbar erachtet. Die Valoren von Clariant legen bis um 11 Uhr bei sehr hohen Volumen um 12% auf 9,42 CHF zu. Das Tageshoch wurde bei 9,47 CHF markiert. Bis dato wurden 5,3 Mio Stücke gehandelt; das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen betrug zuletzt 4,7 Mio Aktien. Der Gesamtmarkt (SMI) steht ebenfalls mit 0,52% im Plus.
Citigroup: «Schwaches Ergebnis»
«Absolut betrachtet ist das Ergebnis schwach», urteilt die Citigroup. «Immerhin brachte das vierte Quartal aber eine deutliche Verbesserung gegenüber dem desaströsen dritten», schreiben die Citi-Analysten. Diese Aussage bringt es Marktbeobachtern zufolge auf den Punkt und erklärt die starken Avancen der Clariant-Aktien. Der Markt habe sich auf das Schlimmste eingestellt und wurde – von sehr tiefen Erwartungen ausgehend – angenehm überrascht.
ZKB: «EBITDA-Margeneinbussen in jeder Division»
Clariant hat es einmal mehr nicht geschafft, mittels Preiserhöhungen die negativen Folgen der höheren Rohstoffkosten, der niedrigen Kapazitätsauslastungen und des schwächeren US-Dollars auszugleichen. Dies mündete in einer tieferen operativen Marge. Jede Division erlitt eine EBITDA-Margeneinbusse, stellt ZKB-Analystin Nina Baiker fest. Im Vergleich zum Neunmonats-Ergebnis hätten sich aber Margenverbesserungen ergeben, so Baiker. Clariants seit Anfang 2007 laufenden Bemühungen zur Senkung der Kostenbasis hätten die Entwicklung wohl begünstigt, urteilt Helvea. Die Ernte des Programms «Clariant 2010» werde das Unternehmens aber frühestens Ende diesen Jahres einfahren können, schreibt die Citigroup zu dem Thema.
Vontobel: «Portfolioneugestaltung potenziell positiv»
Clariants Restrukturierung verläuft dem Unternehmen zufolge plangemäss. Vor allem aber will sich Clariant nun auf die Preisgestaltung konzentrieren und das aktive Portfoliomanagement beschleunigen. Die versprochene Portfolioneugestaltung ist gemäss Vontobel «potenziell positiv», auch Sal. Oppenheim begrüsst die Bemühungen. Noch habe das Unternehmen aber zu wenig Informationen zum Thema angegeben, um ein endgültiges Urteil zu bilden. Auf jeden Fall aber bleibe Clariant auch in der nahen Zukunft eine Baustelle, schreibt Wegelin dazu. Clariants Ausblick ist angesichts der «anspruchslosen Vergleichsbasis» nur verhalten positiv, schreibt Vontobel-Analyst Damien Weyermann. Das Unternehmen will 2008 seine Margen wieder verbessern. Doch auch das ist nach Meinung von Helvea-Analyst Martin Flückiger zu hoch gegriffen. Auch Merrill Lynch erwartet bestenfalls eine stabile Margenentwicklung im laufenden Jahr. (awp/mc/ps)