Aktienfokus: Das Vertrauen im Finanzsektor schwindet

Allgemein herrsche grösste Nervosität und Unsicherheit am Markt, hiess es weiter. Markante Verluste verzeichnen einmal mehr UBS. Um 11.20 Uhr notieren UBS als grösste Verlierer des SMI 11,2% tiefer auf 25,30 CHF; dieser Wert entspricht dem Tagestief. An zweiter Stelle folgen CS Group mit einem Minus von 7,3% auf 45,80 CHF. Julius Baer verlieren 4,1% auf 70,90 CHF. Der SMI steht derweil 3,11% tiefer.


UBS erneut abgestraft
Besonders gebeutelt starten UBS in die Woche. Gemäss Sonntagspresse habe CEO Marcel Rohner an einem Treffen von 300 Führungskräften erklärt, UBS wolle die beiden Bereiche Investmentbank und Vermögensverwaltung zwar unter einem Dach behalten wolle, werde aber auch alternative Szenarien prüfen müssen. Ausserdem hiess es, die Grossbank würde 8’000 Stellen abbauen. Ein Bericht des «Tages-Anzeigers» von Montag relativiert diese Aussagen: Die Strategie stehe «nicht zur Debatte» und der Abbau von 8’000 Stellen sei «so nicht gesagt» worden, wird UBS-Sprecher Axel Langer zitiert. Trotzdem schickten die Geschehnisse des Wochenendes die Papiere in den freien Fall.


JPMorgan kauft Bear Stearns zum Schnäppchenpreis
«Wer kann nun noch garantieren, dass sich das Gleiche nicht bei jeder anderen Bank weltweit abspielen kann», beschrieb ein Börsianer die Angst der Anleger mit Hinweis auf Bear Stearns. Erschreckend sei die Geschwindigkeit, mit das Bankhaus übers Wochenende rund 96% an Wert verloren habe. Die drittgrösste US-Bank JPMorgan übernimmt die ins Trudeln geratene Investmentbank Bear Stearns. Der Kauf soll über einen Aktientausch erfolgen, teilte JPMorgan Chase in New York mit. Man sei bereit, Bear-Stearns-Anteile gegen 0,05473 eigene Aktien zu tauschen. Auf Basis des Schlusskurses vom vergangenen Freitag ergebe dies einen Preis von rund 2 USD pro Aktie.


Fed ohne Marktmacht?
«Hinzu kommt aber nun ein viel grösseres Problem für den gesamten Finanzsektor: Die Fed hat offensichtlich derzeit ihre Marktmacht verloren. Trotz einer Diskontsatzsenkung kann der Rutsch an den Märkten nicht gestoppt werden. Die US-Notenbank kann derzeit nur noch lindern, aber die Probleme nicht mehr lösen», sagte der Händler.


Vertrauen schwindet weiter
Ähnlich äusserte sich ein Analyst. «Was die Fed gemacht hat, war eindeutig eine Notmassnahme, um eine der grössten US-Investmentbanken vor dem Kollaps zu bewahren», sagte der Experte. Allerdings habe damit der Interbanken-Geldmarkt weiteren Schaden genommen – das Vertrauen schwinde weiter. «Solange die Risiken nicht transparent gemacht und alle möglichen Abschreibungen offengelegt werden, helfen die Massnahmen der Fed nicht». Das Grundübel sinkender Hypothekenpreise und die dadurch mangelnde Kapitalausstattung derer, die diese Hypotheken in den Büchern haben, sei noch nicht beseitigt. «Und mit einer Rezession im Rücken wird es auch schwierig, hier zu einer schnellen Lösung zu kommen. Viel mehr, als weiterhin Liquidität in den Markt zu Pumpen, kann eine Zentralbank hier nicht machen», so der Analyst.


Bail out als letzte Lösung?
«Die Fed kann die Zinsen zwar noch weiter senken, aber solange sich die Banken untereinander kein Geld leihen, wird die Krise nicht gelöst werden», sagte auch ein weiterer Experte. «Letzte Möglichkeit wäre ein sogenannter Bail out, wie wir ihn in Grossbritannien bei Northern Rock gesehen haben. Das wäre allerdings ein Offenbarungseid und ich glaube nicht, dass die Übernahme der Schulden durch die Zentralbank im Moment helfen würde», so sein Fazit. (awp/mc/ps)

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