Geberit hat Ende der letzten Woche eine Medien- und Analystenpräsentation in Deutschland abgehalten und sich dabei zum Geschäftsverlauf im wichtigen Markt Deutschland geäussert. CEO Albert Baehny bestätigt Aussagen von Anfang August, wonach sich der Deutsche Markt im zweiten Halbjahr schwächer entwickeln werde als im ersten Semester.
Unsicherheiten im Deutschen Markt
Die Analysten verweisen in ihren Kommentaren zwar auf die Unsicherheiten im Deutschen Markt in naher Zukunft, zeigen sich aber allesamt auf mittlere bis längerfristige Sicht für Geberit optimistisch.
Tagestief wurde in der ersten Handelsstunde markiert
Bis um 11.15 Uhr fallen Geberit um 5 CHF oder 3,1% auf 158,60 CHF zurück, das Tagestief wurde in der ersten Handelsstunde bei 158,20 CHF markiert. Gehandelt sind bis anhin knapp 90’000 Aktien, bei einem durchschnittlichen, täglichen Handelsvolumen von 230’000 Stück. Der Gesamtmarkt (SLI) steht 0,12% tiefer bei 1’310 Punkten.
Positiver Währungseffekt
Baehny hielt anlässlich seines Referats in Köln am vergangenen Donnerstag daran fest, dass das Umsatzwachstum in Deutschland im zweiten Semester zwischen 3 und 5% zu liegen komme. Dieses werde allerdings von einem positiven Währungseffekt noch gestützt. Im ersten Semester hatte das Wachstum in Deutschland noch 18,9% betragen.
Wachstumsraten nicht haltbar
Die Wachstumsraten von 2006 und vom ersten Semester 2007 sind gemäss Baehny aus verschiedenen Gründen nicht haltbar. Er erwähnte dabei den hohen Basiseffekt, das milde Wetter im vierten Quartal 2006 sowie wegfallende Vorzieheffekte durch die Abschaffung der Eigenheimzulage, der Erhöhung der Mehrwertsteuer oder durch die angekündigten Preiserhöhungen.
Positive Faktoren für Deutschland
Als positive Faktoren für Deutschland hob der Geberit-Chef den positiven Konsumindex, die sehr gute Wirtschaftslage, die rückläufige Arbeitslosigkeit sowie vor allem den hohen Bedarf an Renovationen im Wohnungsbau hervor. Von insgesamt 39 Millionen Wohnungseinheiten in Deutschland seien 55% älter als 35 Jahre, so Baehny.
Rückläufiger Renovationsmarkt
Aufgrund der Unsicherheiten um die Entwicklung in Deutschland hat die Bank Vontobel das Kursziel für Geberit auf 180 CHF von 198 CHF gesenkt, das Rating bleibt ‹Hold›. Als ‹besorgniserregend› bezeichnet Vontobel den derzeit rückläufigen Renovationsmarkt im Wohnungsbau. Zudem sind im ersten Semester die Baugenehmigungen im Wohnungsbau um 40% zurückgegangen. Diese Entwicklung ist gemäss der Bank insofern negativ, da nun der Markt für Neubauten stark rückläufig und der Markt für Renovationen schwach ist.
Unsicherheiten dämpfen den Aktienkurs
Die Unsicherheiten in Deutschland um die künftige Entwicklung der Baumärkte dürfte sich gemäss Vontobel in den kommenden Monaten dämpfend auf den Aktienkurs von Geberit auswirken. Dennoch seien die neuesten Statistiken nicht als eine Trendumkehr zu betrachten. Es werde sich erst in den kommenden Monaten zeigen, in welchem Ausmass sich der Baumarkt abgekühlt habe. Die Übernahme der deutschen Mapress im Jahr 2003 könne zudem als strategisch erfolgreichen Zug betrachtet werden.
Herausforderung für Geberit
Das Kursziel für Geberit hat auch Helvea auf 180 CHF von 190 CHF reduziert, das Rating bleibt ‹Neutral›. Der Basiseffekt wegen der wegfallenden Vorzieheffekte und wegen des milden Winters im Vorjahr dürfte in den nächsten drei Quartalen eine Herausforderung für Geberit darstellen. Die Quantifizierung dieser Effekte sei aber schwierig. Ausserdem könnten neue Produkte in den kommenden beiden Jahren dem entgegenwirken.
Möglicher Aktienrückkauf würde die Aktien stützen
Helvea weist wie Sal. Oppenheim auf einen weiteren stützenden Faktor für Geberit hin: Ein möglicher Aktienrückkauf würde die Aktien stützen, schreibt dazu Sal. Oppenheim (Geberit will darüber im ersten Quartal 2008 informieren). Die Privatbank belässt die Schätzungen wie die ZKB unverändert und berechnet auch unverändert einen fairen Wert für das Papier von 200 CHF. Die Empfehlung von Sal. Oppenheim ist ‹Buy›, auch wenn der Aktiekurs wegen der Turbulenzen an den Finanzmärkten volatil bleiben dürfte.
Weiterhin gut positioniert
Die ZKB hat die Einstufung ‹Übergewichten› bestätigt. Geberit sei weiterhin gut positioniert, um längerfristig sektorüberdurchschnittliche Wachstumsraten zu erzielen, heisst es zur Begründung. Und Sal. Oppenheim begründet die Kaufempfehlung unter anderem mit mittel- und längerfristigen Faktoren wie der Innovationskraft von Geberit, der noch immer tiefen Marktdurchdringung in verschiedenen grossen europäischen Märkten oder dem Aufholbedarf in Sachen Renovationen in Deutschland.